Digitale Kompetenzen von Mädchen in Zypern: Kreativ, kompetent – aber (noch) ohne Code

Digitale Kompetenzen von Mädchen in Zypern: Kreativ, kompetent – aber (noch) ohne Code

Einleitung: Mehr digitale Kreativität – aber zu wenig Programmiererinnen
Zum Internationalen Tag der Mädchen in der IKT (ICT – Information and Communication Technologies) zeigt eine aktuelle Eurostat-Erhebung ein erfreuliches, aber zugleich nachdenklich stimmendes Bild: Mädchen im Alter von 16 bis 19 Jahren in der EU – und insbesondere in Zypern – verfügen über überdurchschnittliche digitale Inhalte-Kompetenzen. Doch gerade im strategisch zentralen Bereich des Codings bleiben viele von ihnen zurück – in Zypern besonders deutlich.

Diese Kluft wirft nicht nur Fragen über Chancengleichheit in Zukunftsbranchen auf, sondern auch über die gesellschaftliche Wahrnehmung und Vermittlung von Technologien an junge Frauen. Es geht um mehr als IT – es geht um Teilhabe an der digitalen Transformation.


Digitale Fähigkeiten: Mädchen in Zypern führen fast alle Kategorien an

Im EU-Vergleich liegen zypriotische Mädchen an der Spitze, wenn es um den kreativen und praktischen Umgang mit digitalen Tools geht. Besonders auffällig: Der Abstand zur Allgemeinbevölkerung ist teilweise beträchtlich.

Digitale AktivitätEU (Mädchen 16–19)Zypern (Mädchen 16–19)Unterschied zur zypr. Gesamtbevölkerung
Dateien kopieren / verschieben78,6 %92,9 %+34,2 %
Textverarbeitung73,4 %93,1 %+44,2 %
Erstellung von Dateien mit Multimedia67,7 %86,5 %+42,3 %
Bild-/Video-/Audiobearbeitung60,8 %68,7 %+28,1 %
Tabellenkalkulation (Basis)47,3 %60,6 %+20,2 %
Tabellenkalkulation (Fortgeschritten)22,4 %26,8 %+5,0 %
Coding (Programmierung)9,9 %1,7 %–3,4 %

azit: Mädchen in Zypern zeigen eine klare digitale Grundkompetenz – außer beim Programmieren.


Programmieren – eine Domäne der Jungen?

Besonders deutlich wird der Gender Gap beim Codieren. In Zypern schreiben lediglich 1,7 % der Mädchen im Alter von 16 bis 19 Jahren regelmäßig Code – im Vergleich zu 6,3 % der gleichaltrigen Jungen und 5,1 % der allgemeinen Bevölkerung. Europaweit liegt der Anteil programmierender Mädchen immerhin bei 9,9 %, jener der Jungen fast doppelt so hoch mit 19,7 %.

Nur in zwei EU-Ländern – Griechenland und Litauen – übertrifft der Anteil der programmierenden Mädchen den der Jungen. Zypern hingegen liegt mit großem Abstand unter dem Durchschnitt – ein strukturelles Problem, das tiefere Ursachen vermuten lässt.


Warum programmieren Mädchen seltener?

1. Soziale Rollenbilder:
Nach wie vor gelten Programmieren und technische Berufe als „männlich geprägt“. In vielen Schulkontexten werden Mädchen eher in kreative oder soziale Anwendungen digitaler Medien eingebunden – etwa Grafikbearbeitung, Textgestaltung oder Präsentationen.

2. Fehlende Vorbilder:
In Schulen, Medien und Berufsorientierung fehlt es an sichtbaren weiblichen Vorbildern in MINT-Berufen – oder sie bleiben „unsichtbar“. Die Wirkung weiblicher IT-Profis wird gesellschaftlich zu wenig betont.

3. Geringere Ermutigung:
Lehrer*innen, Eltern und Gleichaltrige beeinflussen maßgeblich die Berufswahl. Wenn Mädchen beim ersten Kontakt mit Coding weniger Unterstützung oder Zutrauen erhalten, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dabeibleiben.

4. Unzureichende Schulcurricula:
Viele Lehrpläne bieten keine verpflichtende oder niedrigschwellige Einführung in Coding für alle Schüler*innen. Das Angebot bleibt häufig freiwillig – was bestehende Unterschiede verstärkt-

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Handlungsempfehlungen für Zypern

1. Coding verpflichtend & geschlechtergerecht in Schulen integrieren
Ein geschlechtsneutraler Informatikunterricht ab der Sekundarstufe I mit Praxisbezug – und bewusst weiblichen Beispielen – kann bestehende Unterschiede abbauen.

2. Sichtbarkeit von Vorbildern erhöhen
Zypriotische Programmiererinnen, IT-Expertinnen und Gründerinnen sollen öffentlich gefördert werden: durch Kampagnen, Mentoring und Social-Media-Präsenz.

3. Mädchen gezielt fördern: Wettbewerbe, Clubs, Hackathons
Programme wie Girls Who Code Cyprus, CoderDojo, Schul-Hackathons oder EU Code Week sollten stärker in Schulen getragen werden – mit besonderem Fokus auf Inklusion.

4. Eltern und Lehrkräfte sensibilisieren
Genderkompetenz in der Berufsvorbereitung gehört in jede Pädagog*innen-Fortbildung. Eltern sollten informiert werden, wie wichtig frühe Tech-Kontakte für Mädchen sind.


Ein Ausblick: Warum das Thema so wichtig ist

Die digitale Transformation ist keine Zukunftsmusik – sie ist Gegenwart. Wer nicht coden kann, versteht immer weniger von der Welt, in der er lebt. Wenn Mädchen diesen Zugang nicht erhalten, entsteht eine neue Form der digitalen Benachteiligung – mit Folgen für Innovation, Gleichberechtigung und Teilhabe.

Zypern hat in anderen Bereichen – etwa beim Einsatz von Mädchen in Kreativ-IT oder digitalem Storytelling – gezeigt, dass Potenzial da ist. Nun muss die Brücke zur strukturellen, technischen Digitalisierung geschlagen werden.


Fazit:
Mädchen in Zypern sind digital kompetent – oft sogar führend. Doch beim Schritt vom Konsum zur Gestaltung, vom Anwenden zum Entwickeln, vom Tool zur Technologie fehlt oft die letzte Ermutigung. Genau hier muss Politik, Bildung und Gesellschaft gemeinsam ansetzen.

Denn digitale Gleichberechtigung beginnt nicht an der Universität – sondern im Klassenzimmer.


Quelle: Eurostat-Daten zum Internationalen Tag der Mädchen in der IKT, veröffentlicht durch die Cyprus News Agency (CNA/YK/MK/2025)

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