Die zyprische Wirtschaft zeigt nach wie vor ein beeindruckendes Wachstum

Die zyprische Wirtschaft zeigt nach wie vor ein beeindruckendes Wachstum

Die zyprische Wirtschaft zeigt nach wie vor ein beeindruckendes Wachstum, obwohl sie kontinuierlich äußeren Herausforderungen in einem turbulenten und unsicheren globalen Umfeld ausgesetzt ist. Dies betonte der Gouverneur der Zentralbank von Zypern, Christodoulos Patsalides, und unterstrich zugleich, dass Zypern auf zukünftige Herausforderungen – wie etwa den Klimawandel oder geopolitische Risiken – gut vorbereitet ist und seine Wachstumsdynamik aufrechterhalten kann.

Patsalides äußerte sich am Donnerstagabend auf der monatlichen Sitzung der Mitglieder der Cyprus Shipping Chamber (CSC).

Er hob hervor, dass die zyprische Wirtschaft wiederholt eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Flexibilität bewiesen hat, was sich deutlich in den jüngsten Heraufstufungen durch Ratingagenturen in die „A“-Kategorie widerspiegele. Diese Upgrades untermauern das wachsende Vertrauen in die Fiskalpolitik des Landes und stärken das solide Bild des Wirtschafts- und Bankensystems Zyperns auf den internationalen Finanzmärkten.

Der Zentralbankgouverneur führte aus, dass eine verbesserte Fiskalperformance als Eckpfeiler dieser positiven Entwicklung gilt. So konnte die öffentliche Verschuldung von 114 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2020 auf 74 % im Jahr 2023 gesenkt werden. Dies zeige, wie diszipliniertes Finanzmanagement erfolgreich zur Verringerung des Schuldenstandes beitrage.

Laut Prognosen des Finanzministeriums wird sich dieser Abwärtstrend fortsetzen, sodass die öffentliche Verschuldung bis 2028 voraussichtlich unter 50 % des BIP fallen wird. Diese Entwicklung stärkt die fiskalische Nachhaltigkeit und verbessert die Fähigkeit des Landes, auf künftige Herausforderungen zu reagieren – ein Beleg für das starke Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Stabilität.

Wachstumsprognosen und Schlüsselbranchen
Patsalides erklärte weiter, dass die Dezember-Prognosen 2024 der Zentralbank von Zypern (CBC) für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,7 % voraussagen – deutlich höher als der erwartete Durchschnitt von 0,7 % im Euro-Währungsgebiet. Getragen werde dieses Wachstum insbesondere durch produktive Sektoren wie Technologie, Handel, Tourismus, Finanz- und Unternehmensdienstleistungen, den Schifffahrtssektor und den Bausektor.

Für den Zeitraum von 2025 bis 2027 werde ein jährliches BIP-Wachstum von etwa 3 % erwartet. Haupttreiber sei hier vor allem eine steigende Binnennachfrage, unterstützt von einem Anstieg der privaten Konsumausgaben. Dieser beruhe auf dem Zuwachs des verfügbaren Realeinkommens der Haushalte sowie der anhaltenden Robustheit des Arbeitsmarktes.

Darüber hinaus sollen groß angelegte private Investitionen (insbesondere nichtwohnwirtschaftlicher Art), Infrastrukturprojekte zur Förderung der digitalen und grünen Entwicklung sowie Reformmaßnahmen im Rahmen des Recovery and Resilience Plan (Wiederaufbau- und Resilienzplans) die Inlandsnachfrage zusätzlich stimulieren.

Schifffahrtssektor als tragende Säule
Speziell im Schifffahrtssektor, der als einer der Hauptpfeiler der zyprischen Wirtschaft gilt, erkennt Patsalides ein enormes Potenzial: Die maritime Industrie leistet nach seinen Worten einen erheblichen direkten und indirekten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Daten aus dem Jahr 2023 zeigen, dass der Schifffahrtssektor mit 17,2 % an den Gesamtdienstleistungsexporten einen wichtigen dritten Platz einnimmt – nach dem Information- und Kommunikationstechnologiesektor (30,2 %), den Finanzdienstleistungen (20,3 %) und noch vor dem Tourismussektor (11,5 %).

Der Zentralbankgouverneur betonte, dass der Sektor trotz beispielloser Herausforderungen – wie der COVID-19-Pandemie, den Kriegen in der Ukraine und Gaza sowie anhaltender Spannungen im Roten Meer – fokussiert und stabil geblieben sei.

Arbeitsmarkt: Positive Entwicklung
Ein weiterer Indikator für den robusten Zustand der zyprischen Wirtschaft ist der Rückgang der Arbeitslosenquote. Diese sank in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 auf 5 %, nachdem sie im Jahr 2023 noch bei 5,8 % gelegen hatte. Es wird erwartet, dass sie sich für das Gesamtjahr 2024 ebenfalls bei 5 % einpendelt und bis 2027 weiter auf 4,6 % fallen wird. Dieser Wert nähert sich einem Niveau, das man als Vollbeschäftigung bezeichnen könnte. Ein Blick auf den Euroraum zeigt hier einen Vergleichsvorteil für Zypern: Während die Arbeitslosenquote im Euroraum bis 2027 voraussichtlich bei 6,1 % verharrt, kann Zypern sich bereits jetzt über einen niedrigeren Wert freuen.

Inflation: Deutliche Entspannung
Im Hinblick auf die Preisentwicklung machte der Gouverneur deutlich, dass die inflationären Tendenzen erheblich nachgelassen haben. Die Inflation fiel in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 auf 2,2 % – im Vergleich zu 4,1 % im gleichen Zeitraum 2023. Laut der Dezember-Prognose 2024 der CBC wird die Inflation mittelfristig bei rund 2 % liegen: Man rechnet mit 1,9 % im Jahr 2025, 2,1 % im Jahr 2026 und 2,0 % im Jahr 2027. Damit nähert sich die Inflationsrate dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Wert für Preisstabilität an.


Das Bankensystem in Zypern

Starke Kapitalausstattung
Die Widerstandsfähigkeit der zyprischen Wirtschaft spiegelt sich nach Angaben von Patsalides auch in einem stabilen und soliden Bankensektor wider. Ein wichtiger Gradmesser für diese Stabilität ist die Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1, CET1), die zwischen Dezember 2023 und September 2024 von 21,5 % auf 23,5 % gestiegen ist. Damit weist Zypern die höchste CET1-Quote in der gesamten Europäischen Union auf, während der EU-Durchschnitt bei 16 % liegt.

Non-Performing Loans: Rückgang, aber noch Luft nach unten
Zusätzlich sei der Bestand an notleidenden Krediten (Non-Performing Loans, NPL) weiter gesunken. Im September 2024 lag die NPL-Quote bei 6,5 % gegenüber 7,9 % im Dezember 2023. Zwar ist das eine positive Entwicklung, doch steht Zypern hier weiterhin schlechter da als der EU-Durchschnitt, der im September 2024 bei 1,9 % lag. Vor allem einige zyprische Banken hinken in ihrer Bereinigung der Kreditportfolios noch hinterher und müssen verstärkt Anstrengungen unternehmen, um sich an den Sektortrend anzupassen.

Profitabilität und Effizienz
Hinsichtlich der Profitabilität verzeichneten die zyprischen Banken deutlich verbesserte Kennzahlen. So stieg die Eigenkapitalrendite (Return on Equity, RoE) im September 2024 auf 23,2 % – deutlich mehr als das EU-Mittel von 11,1 %. Gleichzeitig hat sich die Kosten-Ertrags-Quote (Cost-to-Income Ratio) auf 35,5 % reduziert und liegt damit unter dem EU-Durchschnitt von 53 %.

Weiterhin bestechen die Banken Zyperns durch ihre hohen Liquiditätsreserven. Die Liquidity Coverage Ratio (LCR) erreichte im September 2024 bemerkenswerte 336 % (EU-Durchschnitt: 161 %; Mindestanforderung: 100 %). Auch beim Net Stable Funding Ratio (NSFR), das die Stabilität der Refinanzierungsstruktur misst, liegt Zypern mit 187 % deutlich über dem EU-Durchschnitt von 127 %. Diese Werte zeigen, dass der zyprische Bankensektor gut auf etwaige Marktschwankungen vorbereitet ist und einen stabilisierenden Faktor für die Wirtschaft darstellt.

Kreditvergabe und Zinspolitik
Von Januar bis November 2024 haben zyprische Banken Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen Neuzusagen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro gewährt – mehr als die 2,9 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Jahres 2023. Allerdings führt die ausgeprägte Liquidität in einem vergleichsweise kleinen Markt auch zu einer gewissen Trägheit bei der Zinsanpassung an die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Der Gouverneur betonte daher, dass die Banken verantwortungsvoll und umsichtig bei der Bepreisung ihrer Produkte vorgehen sollten, um ihren guten Ruf zu wahren und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft zu stärken.

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Herausforderungen: Künstliche Intelligenz, Cyberrisiken und grüne Transformation
Trotz aller Erfolge sieht Patsalides für den zyprischen Bankensektor noch einige Herausforderungen. Zu nennen sind insbesondere:

  1. Adaption an Künstliche Intelligenz (KI): Die fortschreitende Digitalisierung erfordert immer schnellere und flexiblere Anpassungen.
  2. Cyberrisiken: Angesichts zunehmender digitaler Vernetzung stehen Banken vor immer komplexeren Bedrohungsszenarien, die ein hochentwickeltes Cyber-Sicherheitsmanagement notwendig machen.
  3. Geopolitische Unsicherheiten: Nicht nur die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, sondern auch Spannungen in anderen Weltregionen können indirekte Auswirkungen auf Märkte und Handelsströme haben.
  4. Übergang zu einer grüneren Wirtschaft: Nachhaltige Finanzprodukte und -strategien, die den Klimawandel aktiv berücksichtigen, gewinnen an Bedeutung.

Eine erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen bleibt laut Patsalides zentral für den langfristigen Erfolg des gesamten Sektors und ist zugleich ein Schwerpunkt der Aufsichtsarbeit der Zentralbank.

Ausblick und Zusammenfassung
In seiner Schlussbetrachtung betonte Patsalides, dass sich die zyprische Wirtschaft durch Anpassungsfähigkeit, solide Leistung, vorausschauende Fiskalpolitik und ein stabiles Finanzsystem auszeichne. Einen bedeutsamen Anteil daran haben insbesondere der Bankensektor und – in ebenso hohem Maße – der Schifffahrtssektor, der Zypern auf dem Weltmarkt als wettbewerbsfähigen und innovativen Standort positioniert.

Gerade der Schifffahrtsbereich leiste hierbei einen maßgeblichen Beitrag zur Wirtschaftsleistung, stärke die Bedeutung Zyperns als internationalen Knotenpunkt und trage damit zu seinem Ruf als führende Maritime-Drehscheibe bei.

Dennoch wies er darauf hin, dass Risiken – etwa durch den Klimawandel und sich verändernde geopolitische Rahmenbedingungen – weiterhin bestehen. Zypern sei allerdings gut aufgestellt, um mit diesen Unsicherheiten umzugehen und sein Wachstum aufrechtzuerhalten.

Abschließend betonte Patsalides, dass Zypern angesichts seiner wirtschaftlichen Fundamentaldaten, der erfolgreichen Strukturreformen und der strategisch wichtigen Sektoren (wie dem Schifffahrts- und Bankensektor) sehr gute Perspektiven habe, seinen Erfolgskurs fortzusetzen.


Trocken-humorvolle Randbemerkung
Wenn man das zyprische Wirtschaftswachstum, die niedrigen Arbeitslosenquoten und das sonnige Klima Zyperns mit so mancher Stimmungslage in Deutschland vergleicht, drängt sich mitunter ein kleines Schmunzeln auf. Während in Nordeuropa häufig neue Ausreden erfunden werden, warum die Konjunktur nicht recht in Schwung kommen mag, erfreuen sich die Menschen im Mittelmeerraum neben den wirtschaftlichen Fakten auch am Klang der Wellen und an frischem Halloumi. Man könnte sagen, die einzige Sorge, die Zyprer bei so viel Sonnenschein haben, ist, dass das Wetter in den Wintermonaten gelegentlich „nur“ 17 Grad erreicht – für deutsche Verhältnisse natürlich ein eher luxuriöses Problem.


Nachwort
Der Bericht des Gouverneurs der Zentralbank von Zypern, Christodoulos Patsalides, zeigt unmissverständlich, dass Zypern auch in einer unsicheren globalen Landschaft seinen soliden Kurs beibehält. Die Heraufstufungen durch Ratingagenturen, der kontinuierliche Abbau der öffentlichen Verschuldung, ein leistungsfähiges Bankensystem und die Aussichten auf weiteres Wachstum sind klare Indikatoren dafür, dass das Land für aktuelle und künftige Herausforderungen gerüstet ist.

Gleichzeitig stellen Digitalisierung, Klimawandel und geopolitische Spannungen potenzielle Stolpersteine dar – doch wenn die zyprische Wirtschaft eines bewiesen hat, dann ihre Fähigkeit, sich flexibel an neue Gegebenheiten anzupassen. Mit einer Kombination aus robusten Fundamentaldaten und dem berühmt-entspannten Lebensstil im Mittelmeerraum dürfte die Insel also weiterhin ein attraktiver Ort bleiben – sowohl für Investoren und Unternehmen als auch für all jene, die das Leben, die Arbeit und die Sonne am Mittelmeer schätzen.

Quelle: Cyprus News Agency (CNA)

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