Präsident Christodoulides: Neues Steuersystem wird effizienter, gerechter und an moderne Herausforderungen angepasst
Der Präsident der Republik Zypern, Nikos Christodoulides, hat am Mittwoch betont, dass das neue Steuersystem effizienter, gerechter und besser auf die modernen Herausforderungen und Bedürfnisse zugeschnitten sein wird.
Während einer Veranstaltung zur Präsentation des Projekts „Zyperns Steuerreform: Empfehlungen für ein modernes Steuersystem“ im Präsidialpalast erklärte der Präsident, dass man heute – nach 23 Jahren – gemeinsam mit Akademikern, Technokraten und Experten einen umfassenden Vorschlagsrahmen für eine grundlegende Steuerreform in Zypern vorstelle.
Diese Reform habe eine hohe politische, wirtschaftliche und soziale Bedeutung. Sie werde in einem sich wandelnden Zypern umgesetzt und solle eine gerechtere Einkommensverteilung gewährleisten, soziale Ungleichheiten einschränken sowie den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt im Land stärken.
„Ein Zypern, das sich verändert und ein Steuersystem hat, das effizienter, gerechter und an moderne Herausforderungen und Bedürfnisse angepasst ist“, betonte er.
Laut Präsident Christodoulides verzeichnet die zyprische Wirtschaft derzeit eines der höchsten Wirtschaftswachstumsraten in der Eurozone. Zudem herrschten Vollbeschäftigungsbedingungen, es bestehe ein hoher Fiskalüberschuss und die Staatsverschuldung werde kontinuierlich reduziert.
Ziel der Reform
Diese Steuerreform, so der Präsident, stehe im Fokus der Menschen – sie sei darauf ausgerichtet, die Realwirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit zyprischer Unternehmen zu stärken. Diese Unternehmen schaffen gut bezahlte Arbeitsplätze und sorgen gleichzeitig dafür, dass das verfügbare Einkommen der Bürger erhöht werde, insbesondere in einer Zeit mit zahlreichen Herausforderungen.
Förderung der Mittelschicht und Anreize für Familien
Der Präsident erklärte, dass man innerhalb des Konzepts des sozialen Liberalismus die Mittelschicht ins Zentrum des politischen Ansatzes rücke, da sie das Fundament jeder wohlhabenden und demokratischen Gesellschaft bilde.
In diesem Zusammenhang werde eine wesentliche Erhöhung des steuerfreien Einkommens für Privatpersonen vorgeschlagen. Außerdem sei eine Reihe bedeutender Steuerabzüge vorgesehen, die sich an den Bedürfnissen von Haushalten und Familienstrukturen orientiere. Dieses Paket übertreffe das im Wahlkampf angepeilte Niveau in puncto steuerfreies Einkommen.
„Gleichzeitig wird unsere Jugend substanziell unterstützt, und es werden steuerliche Entlastungen für Eltern eingeräumt – insbesondere bei Familien –, um die Beschäftigung von Frauen zu fördern und strukturelle, langfristige Verzerrungen anzugehen, wie z. B. demografische Herausforderungen und Wohnraummangel,“ erklärte Christodoulides.
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Mehr InformationenEntlastung zyprischer Unternehmen: Abschaffung der fiktiven Dividendenbesteuerung
Im Hinblick auf zyprische Unternehmen kündigte der Präsident die vollständige Abschaffung der sogenannten „deemed distribution of dividends“ (fiktive Dividendenbesteuerung) an. Darüber hinaus werde die Quellensteuer auf ausgeschüttete Dividenden signifikant auf 5 % gesenkt.
„Eine faire Lastenverteilung, eine effizientere steuerliche Behandlung von Gewinnen sowie eine gleichzeitige Erhöhung der Körperschaftsteuer auf 15 % zeigen unseren eindeutigen Willen, das produktive Gefüge des Landes zu stärken und unser internationales Ansehen und unsere Glaubwürdigkeit zu verbessern – was eine oberste Priorität unserer Regierungsführung darstellt,“ sagte er.
Das Ziel bleibe es, in Innovation, Qualität und Verlässlichkeit zu investieren, damit Zypern ein Anziehungspunkt für hochwertige Investitionen werde und sich als Sicherheits- und Stabilitätsfaktor in der weiteren Region des östlichen Mittelmeers profilieren könne.
Kernziele der Steuerreform
Nach Aussage des Präsidenten liege ein zentraler Fokus auf der Sicherung eines angemessenen Lebensstandards für alle Bevölkerungsschichten, auf der Unterstützung von Familien und der jungen Generation, auf der Bewältigung von Problemen rund um Wohnraum und Geburtenrückgang, auf der Förderung der Frauenbeschäftigung sowie auf der grünen und digitalen Transformation. Ein weiteres Schlüsselelement sei der konsequente Kampf gegen Steuerhinterziehung.
Finanzminister Keravnos: Konsistente Umsetzung der Reformschritte
Im Rahmen derselben Veranstaltung erklärte der Finanzminister, Makis Keravnos, dass es sich hier um den dritten in einer Reihe von Terminen handle, bei denen die kommende Steuerreform – ein „herausragendes Reformvorhaben“ der Regierung – vorgestellt werde.
„Diese Reform war eine Ankündigung in Präsident Christodoulides’ Wahlprogramm. Wir haben umgehend und planmäßig begonnen, sie Schritt für Schritt und mit Beständigkeit umzusetzen,“ sagte Keravnos.
Er hob hervor, dass man im Zuge des sozialen Dialogs bereits über 50 bilaterale Treffen mit Akteuren des Privatsektors, Verbänden, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen sowie politischen Parteien durchgeführt habe. Parallel dazu seien schriftliche Stellungnahmen und Meinungen von Bürgern eingeholt worden, um ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen und die Reform bedarfsgerecht zu gestalten.
Fachleute schlagen Erhöhung des steuerfreien Einkommens und Öffnung neuer Tarifstufen vor
Unter den Experten, die ihre Vorschläge präsentierten, stach insbesondere die Empfehlung hervor, das steuerfreie Einkommen für Privatpersonen von bislang 19.500 Euro um 1.000 Euro auf 20.500 Euro anzuheben. Zudem sollen die Tarifstufen erweitert und die Spitzensteuersatzgrenze (35 %) erst ab einem zu versteuernden Einkommen oberhalb von 80.000 Euro greifen.
Entlastung der Mittelschicht
Laut Elena Andreou, Direktorin des Wirtschaftsforschungszentrums der Universität Zypern (CypERC), führe die Reform zu einer beträchtlichen Senkung der Steuerbelastung, wobei der Effekt für einen typischen Mittelklasse-Haushalt zwischen 63 % und 82 % liege – je nach individueller Konstellation.
Darüber hinaus schlägt das CypERC spezifische Steuerabzüge für Haushalte vor, die bis zu einem Bruttojahreseinkommen von 80.000 Euro kommen, sofern beide Partner berufstätig sind. Dabei spielen Familiengröße und Kinderzahl eine zentrale Rolle. Beispielsweise wird je nach Alter der Kinder (unter 19 / 21 bzw. für Studierende bis 23 / 24 Jahre) ein zusätzlicher Freibetrag von 1.000 Euro pro Elternteil sowie pro Kind angerechnet.
Körperschaftsteuer: Erhöhung auf 15 % bei gleichzeitiger Dividendenentlastung
Ein weiterer Eckpunkt der Reform ist die Anhebung der Körperschaftsteuer auf 15 %. Im Gegenzug sollen Firmen, die Gewinne erwirtschaften und diese als Dividenden ausschütten, von einer reduzierten Steuerlast profitieren. Konkret:
- Nur noch 5 % Steuerabgabe, wenn tatsächlich Dividenden ausgeschüttet werden, statt bisher 17 %.
- Entscheidet sich ein Unternehmen, Gewinne im Betrieb zu belassen („keine Dividendenausschüttung“), fällt keine Steuer an, sofern die Gewinne reinvestiert werden.
Andreou zufolge belaufen sich die fiskalischen Kosten der geplanten Änderungen auf 150–170 Mio. Euro seitens Privatpersonen und 230–300 Mio. Euro durch verminderte Verteidigungsbeiträge. Gleichzeitig ergebe sich ein Zuwachs der Staatseinnahmen um 220–270 Mio. Euro aus der höheren Körperschaftsteuer und 80–130 Mio. Euro aus anderen potenziellen Steuerquellen. 50–70 Mio. Euro könnten durch steigende Mehrwertsteuer- und Einkommensteuerrückflüsse hinzu kommen.
Fazit und Perspektiven
Mit den vorgestellten Vorschlägen zur zyprischen Steuerreform wird ein umfangreiches und zugleich ambitioniertes Paket diskutiert, das sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen entlasten und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Zypern verbessern soll. Die Abschaffung der fiktiven Dividendenbesteuerung, eine deutliche Senkung der Dividendenausschüttungssteuer sowie die Erhöhung des steuerfreien Einkommens gelten als Herzstücke dieser Neugestaltung.
Mögliche Effekte:
- Unternehmensinvestitionen könnten durch die geringere Dividendenausschüttungssteuer zunehmen, da mehr Kapital im Betrieb verbleibt oder Investitionen attraktiver werden.
- Private Haushalte – insbesondere Familien – würden mehr verfügbares Einkommen zur Verfügung haben, was den Konsum ankurbeln könnte.
- Mittelfristiges Wachstum könnte durch eine Verbesserung der internationalen Glaubwürdigkeit Zyperns sowie durch die Stärkung des lokalen Arbeitsmarktes (mehr gut bezahlte Jobs) forciert werden.
Weiteres Vorgehen
In den kommenden Monaten wird die Regierung den gesetzgeberischen Prozess für die vorgeschlagenen Reformen einleiten und wohl weitere Dialogrunden mit den relevanten Stakeholdern organisieren. Sollte das Parlament den Vorschlägen zustimmen, könnte die Implementation bereits in den nächsten Steuerjahren starten. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob und in welchem Umfang die Empfehlungen angepasst oder erweitert werden – insbesondere im Hinblick auf die genauen Einkommensschwellen und Freibeträge sowie die genaue Ausgestaltung der Körperschaftsteuer.
Quellen:
- Offizielle Verlautbarungen aus der Präsentation im Präsidialpalast, Nikosia
- Aussagen von Präsident Nikos Christodoulides und Finanzminister Makis Keravnos
- Berichterstattung der Cyprus News Agency (CNA/CST/AAR/EPH/2025)