Die zyprische Volkswirtschaft zeigt sich im Jahr 2025 von ihrer robusten Seite. Trotz globaler Unsicherheiten, geopolitischer Spannungen und einer fragilen internationalen Konjunktur ist es der Republik Zypern gelungen, ihre Finanzkennzahlen erheblich zu verbessern. Wie Finanzminister Makis Keravnos nach einer Kabinettssitzung erklärte, wird der öffentliche Schuldenstand bis Ende 2025 voraussichtlich auf rund 57 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken. Damit liegt der Schuldenstand deutlich unter den ursprünglichen Prognosen und gibt dem Land neue finanzielle Spielräume – nicht nur für Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch für erhöhte Verteidigungsausgaben.
Die Cyprus News Agency (CNA) berichtete über die Einschätzung des Finanzministers im Anschluss an die Diskussion des Ministerrats über den Bewertungsbericht der Europäischen Kommission im Rahmen des Europäischen Semesters 2025.
1. Historische Zielmarken und aktuelle Entwicklungen
Noch im Jahr 2023 hatte die Regierung das Ziel formuliert, die Schuldenquote bis Ende 2026 unter die Marke von 60 % des BIP zu drücken. Dies war ein ambitionierter Plan, wenn man bedenkt, dass Zypern noch vor einem Jahrzehnt mit den Nachwirkungen der Finanzkrise, der Bankenrekapitalisierung und der EU-Memoranden kämpfte.
Nun scheint die Entwicklung jedoch schneller voranzuschreiten: Bereits 2025 wird die Marke von 57 % erwartet. Diese Abweichung um ein Jahr zugunsten Zyperns ist mehr als nur eine statistische Randnotiz. Sie zeigt, dass konsequente Haushaltsführung, hohe Primärüberschüsse und eine wachsende Wirtschaft in der Lage sind, strukturelle Schwächen zu kompensieren.
Finanzminister Keravnos betonte:
„Das ist sehr wichtig, weil es unserem Land zusätzliche finanzielle Kapazitäten eröffnet, um sowohl die Entwicklungsausgaben zu erhöhen als auch mehr Mittel für die Verteidigung bereitzustellen.“
2. Positive Signale aus Brüssel – die Bewertung der EU-Kommission
Die Europäische Kommission stellte in ihrem Bericht fest, dass Zypern trotz der schwierigen globalen Lage eine Reihe von positiven Eigenschaften aufweist:
Stabiles Wirtschaftswachstum: Das zyprische BIP wächst weiter über dem EU-Durchschnitt.
Hohe Primärüberschüsse: Diese tragen maßgeblich zur Schuldentilgung bei.
Abbau makroökonomischer Ungleichgewichte: Besonders im Bereich der externen Verschuldung und der privaten Schuldenlast gibt es deutliche Fortschritte.
Bemerkenswert ist zudem, dass Zypern von der EU nicht mehr als „Land mit makroökonomischen Ungleichgewichten“ eingestuft wird – ein Status, den die Inselrepublik jahrelang innehatte.
Die Kommission würdigte auch die Bemühungen Zyperns, sein Wirtschaftsmodell breiter aufzustellen. Dies zeige sich unter anderem an Fortschritten bei den UN-Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), wo Zypern mittlerweile in mehreren Kategorien Verbesserungen erzielt hat.
3. Herausforderungen auf dem Weg zu nachhaltiger Stabilität
Neben Lob enthält der Bericht der Kommission jedoch auch eine Reihe von Mahnungen und Hinweisen auf strukturelle Defizite.
a) Fiskalpolitik und Haushaltsdisziplin
Ein zentrales Thema betrifft die Ausgabenpolitik. Während die Fiskalziele insgesamt eingehalten werden, weist der Bericht darauf hin, dass die Obergrenze für die Ausgaben im Jahr 2025 von 6 % auf tatsächlich 6,8 % überschritten wurde.
Keravnos räumte dies offen ein:
„Der Bericht sagt uns im Wesentlichen, dass wir vorsichtig sein sollen. Zugleich stellt er aber fest, dass diese Überschreitung im Kontext hoher Überschüsse und des raschen Rückgangs der Schuldenquote steht.“
Damit wird deutlich: Die Regierung muss zwar strengere Ausgabenkontrollen etablieren, hat aber durch die Schuldenreduktion Spielraum für Kurskorrekturen.
b) Forschung und Innovation
Eine weitere Achillesferse ist der Bereich Forschung und Entwicklung (F&E). Zypern investiert lediglich 0,29 % des BIP in F&E, während der EU-Durchschnitt bei 0,72 % liegt.
Keravnos machte klar, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht – nicht nur durch staatliche Programme, sondern auch durch eine stärkere Einbindung des privaten Sektors.
c) Kapitalmarkt und Unternehmensfinanzierung
Der Bericht kritisiert zudem die Unterentwicklung des Kapitalmarkts. Zyprische Unternehmen sind nach wie vor stark von Bankkrediten abhängig. Zugleich erschwert die restriktive Kreditvergabe vielen Firmen den Zugang zu Finanzierungen.
Um gegenzusteuern, hat die Regierung das Cyprus Equity Fund ins Leben gerufen, das mit 37,5 Millionen Euro ausgestattet ist und von der Europäischen Investitionsbank (EIB) verwaltet wird. Erste Investitionen – insbesondere im Technologiesektor – sind bereits erfolgt. Ergänzt wird dies durch die geplante Gründung einer National Business Development Organisation, die ebenfalls bessere Finanzierungsmöglichkeiten schaffen soll.
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Mehr Informationen4. Weitere strukturelle Defizite
Neben den klassischen Finanzthemen weist der Bericht auf weitere Problemfelder hin, die für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit Zyperns entscheidend sind:
Bürokratieabbau: Trotz Fortschritten gilt die Verwaltung weiterhin als schwerfällig.
Energiepolitik: Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist hoch, die Integration von Erdgas und erneuerbaren Energien hinkt hinterher.
Umweltmanagement: Abfall- und Wassermanagement gelten als unzureichend.
Arbeitsmarkt: Es klafft eine Lücke zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes und den vorhandenen Qualifikationen. Die Einführung von Technischen Oberschulen soll dieses Defizit mindern.
5. Politische und gesellschaftliche Bedeutung
Die deutliche Reduktion des Schuldenstandes ist für Zypern nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein politisches Signal. Sie stärkt das Vertrauen internationaler Investoren, verbessert die Bonität des Staates und reduziert langfristig die Zinslast.
Gleichzeitig sendet sie innenpolitisch die Botschaft aus, dass fiskalische Disziplin Früchte trägt – und damit auch der Bevölkerung zugutekommt. Mehr Mittel für Bildung, Infrastruktur und Verteidigung bedeuten nicht zuletzt mehr Sicherheit und Zukunftsfähigkeit.
Keravnos betonte, dass die Kombination aus stabiler Fiskalpolitik und gezielten Investitionen in Zukunftssektoren wie Technologie und Innovation der Schlüssel sei, um Zypern nicht nur finanziell, sondern auch strukturell auf ein neues Niveau zu heben.
Fazit
Zypern steht 2025 an einem Wendepunkt. Der Staatshaushalt ist konsolidiert, die Schulden sinken schneller als erwartet, und die Europäische Kommission bescheinigt dem Land eine positive wirtschaftliche Entwicklung.
Doch die Herausforderungen sind nicht zu übersehen: mangelnde Forschungsinvestitionen, unzureichende Kapitalmarktstrukturen, eine weiterhin hohe Abhängigkeit von fossilen Energien und Defizite im Umweltmanagement.
Ob Zypern den eingeschlagenen Reformkurs durchhalten und die Chancen nutzen kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist jedoch: Der erfolgreiche Schuldenabbau schafft den notwendigen finanziellen Spielraum, um diese Reformen entschlossen anzugehen.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)