Zypern als Energiedrehscheibe: Papanastasiou betont Schlüsselrolle der Region bei der Energiesicherheit
Die Republik Zypern könnte als verlässlicher Energiearm der Europäischen Union in der Region des östlichen Mittelmeers fungieren und maßgeblich zu den Bemühungen zur Verbesserung der Energiesicherheit beitragen. Dies betonte der Minister für Energie, Handel und Industrie, George Papanastasiou, am Donnerstag während einer Podiumsdiskussion zum Thema Energiesicherheit und Diversifikation beim 20. jährlichen Zypern-Gipfel des Economist in Nikosia.
Die Rolle der Region und Zyperns Beitrag
In seiner Eröffnungsrede unterstrich Papanastasiou, dass die Länder der Region wie auch die EU-Mitgliedstaaten aktiv nach Energiequellen suchen, um eine ununterbrochene Energieversorgung zu gewährleisten. Dabei müsse sowohl der Schutz der Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Volkswirtschaften durch niedrigere Energiepreise als auch die Bekämpfung des Klimawandels berücksichtigt werden.
Er erklärte, dass eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Staaten und Unternehmen, unterstützt durch die EU, die Region zu einem alternativen Energiekorridor für Europa machen könne. Dieser Korridor würde verschiedene Energiequellen und -routen umfassen und damit die Versorgungssicherheit erhöhen.
Natürliche Ressourcen und zukünftige Infrastrukturprojekte
Papanastasiou betonte, dass die optimale Nutzung der Erdgasvorkommen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Zyperns eine grundlegende Voraussetzung für diese Vision sei. Kurzfristig könne dies durch den Transport von Erdgas per Pipeline oder als Flüssigerdgas (LNG) erfolgen. Langfristig könnten zudem Wasserstoff und grüne Energie aus erneuerbaren Quellen nach Europa exportiert werden. Elektrische Verbindungen, wie die geplante Verbindung Zyperns mit den europäischen Stromnetzen, spielten dabei eine zentrale Rolle.
Das Projekt zur Elektrizitätsverbindung zwischen Griechenland, Zypern und Israel, ein EU-Projekt von gemeinsamem Interesse, befinde sich derzeit in der Bauphase. Die Kabelkonstruktion und Meeresbodenexploration werden gleichzeitig in den Hoheitsgewässern Zyperns und Griechenlands durchgeführt.
Finanzielle Unterstützung und Investitionen
Die Regierungen von Zypern und Griechenland haben in intensiven Konsultationen die finanzielle Tragfähigkeit des Projekts während der fünfjährigen Bauzeit sichergestellt. Zypern hat beschlossen, das Projekt mit 25 Millionen Euro jährlich über fünf Jahre zu unterstützen, wobei die Gesamtsumme auf 125 Millionen Euro gedeckelt ist. Damit sollen die Stromverbraucher während der Bauzeit entlastet und das Projekt für Investoren attraktiv gehalten werden.
Derzeit prüfen die Europäische Investitionsbank und Regierungsberater die Einzelheiten, bevor eine endgültige Entscheidung über Zyperns Beteiligung am Eigenkapital der Projektgesellschaft getroffen wird.
Erdgasexploration und zukünftige Entwicklungen
Papanastasiou hob die Fortschritte bei der Erschließung von Erdgasfeldern in der AWZ Zyperns hervor:
- Aphrodite-Feld: Das Entwicklungs- und Produktionsplan wird bis Januar 2025 finalisiert. Technische Entwürfe sollen bis Ende 2025 beginnen.
- Kronos-Feld: Das ENI- und TotalEnergies-Konsortium plant, bis Anfang 2025 einen Entwicklungsplan vorzulegen, mit dem Ziel, Gas ab 2027 zu produzieren.
- Glaucus-Feld: ExxonMobil und Qatar Energy werden 2025 zwei Explorationsbohrungen in den Blöcken 5 und 10 durchführen, um die Ressourcen zu bewerten und eine Entscheidung über die optimale Nutzung zu treffen.
Internationale Perspektiven und Zusammenarbeit
Janet Shalom, Vertreterin des israelischen Energieministeriums, betonte, dass Erdgas die Grundlage für einen sicheren Übergang zu erneuerbaren Energien bilde. Die Infrastruktur der Region, wie das East Mediterranean Gas Forum, sei ein Beispiel für erfolgreiche Kooperationen.
ExxonMobil-Vizepräsident John Ardill ergänzte, dass Erdgas die Emissionen sofort reduzieren könne, indem es Kohle und Biomasse ersetzt. Er hob die Bedeutung der Ressourcennutzung hervor und wies darauf hin, dass ExxonMobil derzeit seismische Daten im Mittelmeerraum sammelt, um das Potenzial weiterer Vorkommen zu bewerten.
Matthew Bryza, ehemaliger US-Diplomat, verwies darauf, dass Zypern eine wichtige Rolle als Erdgaslieferant und Transitkorridor in die EU spielen könne. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass Zypern noch nicht über genügend nachgewiesene Reserven verfüge, um umfassend zu exportieren.
Geopolitische Herausforderungen
Papanastasiou unterstrich die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit unter Beachtung des Völkerrechts, insbesondere in Bezug auf die Rolle der Türkei. Eine mögliche Zusammenarbeit sei nur dann denkbar, wenn Ankara die Rechte der Nachbarländer respektiere.
Fazit
Die Diskussionen auf dem Zypern-Gipfel zeigten, dass das östliche Mittelmeer eine Schlüsselrolle bei der Energiesicherheit Europas spielen könnte. Zypern steht dabei im Mittelpunkt, mit ehrgeizigen Projekten und einer klaren Vision, die natürlichen Ressourcen der Region optimal zu nutzen und gleichzeitig die grüne Transformation voranzutreiben.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)