IMEC, Geopolitik und Zyperns neue Rolle

IMEC, Geopolitik und Zyperns neue Rolle zwischen Asien, Nahost und Europa – Saudi-Arabiens Botschafter im CNA-Interview

Die geopolitische und wirtschaftliche Architektur rund um den Indien–Nahost–Europa-Wirtschaftskorridor (IMEC) gewinnt zunehmend an Bedeutung – und Zypern rückt dabei immer stärker in den Mittelpunkt. Im Gespräch mit der Cyprus News Agency bezeichnete der Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Zypern, Fawaz bin Abdulrahman Alshubaili, den IMEC als eine der „ambitioniertesten modernen Konnektivitätsinitiativen“ der Gegenwart.

Seine Aussagen liefern nicht nur Einblicke in die strategischen Überlegungen Saudi-Arabiens, sondern auch eine bemerkenswerte Bewertung der Rolle Zyperns als geopolitischer Drehpunkt, wirtschaftlicher Hub und diplomatischer Vermittler – in einer Region, die derzeit von Spannungen, Konflikten und gleichzeitig historischen Chancen geprägt ist.


1. IMEC als globales Zukunftsprojekt – und Zyperns strategische Position

Der IMEC-Korridor, der Indien, die Golfstaaten, Israel und Europa verbinden soll, gilt als Antwort der transregionalen Wirtschaft auf:

  • wachsende geopolitische Unsicherheiten,

  • die Neuausrichtung globaler Lieferketten,

  • sowie die langfristige Notwendigkeit resilienter, diversifizierter Handelsrouten.

Botschafter Alshubaili unterstreicht die Bedeutung dieses Projekts deutlich:

„IMEC ist eine der ambitioniertesten modernen Konnektivitätsinitiativen weltweit.“

Für Zypern ergibt sich daraus eine historische Chance. Dank seiner geografischen Lage – dem „ersten sicheren europäischen Hafen nach dem Suez“ – könne die Insel:

  • administrativer Hub zwischen Mittlerem Osten und EU werden,

  • logistisches Zentrum für IMEC-Teilprojekte,

  • Koordinationsplattform für Energie, Handel und Infrastruktur.

Gleichzeitig weist der Botschafter auf eine zentrale Herausforderung hin: Die Region bleibt ein geopolitischer Brennpunkt.

Die Frage lautet daher:
Wie lässt sich die kritische Infrastruktur des IMEC in einem Umfeld absichern, das seit Jahrzehnten von Konflikten geprägt ist?

Diese Überlegung verleiht Zypern – als EU-Mitglied und stabilste Demokratie der Region – zusätzliche Relevanz. Die Insel könnte als „sicherer Anker“ des Projekts dienen, sowohl politisch als auch technisch.


2. Gaza, Friedensinitiativen und die Bedeutung von Zyperns 6-Punkte-Plan

Botschafter Alshubaili äußerte sich ausführlich zur Lage im Gazastreifen und verwies auf den US-amerikanischen Vorschlag von Präsident Trump als „bedeutenden Schritt“ zur Einleitung eines Friedensprozesses.

Er verbindet damit klare Erwartungen:

  • vollständiger israelischer Rückzug aus Gaza,

  • Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität,

  • sofortige humanitäre Unterstützung,

  • konkrete Schritte hin zu einer Zwei-Staaten-Lösung.

Hier spielt Zypern erneut eine unerwartet aktive Rolle.
Der Botschafter lobt den 6-Punkte-Plan von Präsident Nikos Christodoulides, der bei der Umsetzung der nächsten Phase des Abkommens von Sharm El Sheikh eine wichtige Funktion übernehmen könne.

Der Plan Zyperns, der auf humanitärer Unterstützung, Logistik, regionaler Zusammenarbeit und diplomatischer Vermittlung basiert, wird zunehmend international wahrgenommen – und erhält damit politische Bedeutung weit über die Insel hinaus.

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3. Saudi-Arabiens Position: Klarer Fokus auf die Zwei-Staaten-Lösung

Alshubaili macht deutlich, dass Saudi-Arabiens Haltung gegenüber Israel keine Interpretationsräume lässt:

„Eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel kann nicht stattfinden, bevor ein palästinensischer Staat gegründet ist.“

Die Prioritäten des Königreichs bleiben:

  • ein unabhängiger Staat Palästina gemäß den Grenzen von 1967,

  • Ostjerusalem als Hauptstadt,

  • Umsetzung relevanter UN-Resolutionen und der Arabischen Friedensinitiative,

  • langfristige regionale Integration erst nach einer Lösung des Konflikts.

Dieser Ansatz sieht nicht nur politische Stabilität im Fokus, sondern auch einen wirtschaftlichen Nutzen:
Eine gerechte Lösung würde IMEC, den regionalen Handel und multilaterale Zusammenarbeit massiv erleichtern.


4. Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Zypern

Ein weiteres Kernthema des Interviews betrifft die wachsende Zusammenarbeit beider Länder.

Der Botschafter verweist auf das kürzlich in New York unterzeichnete Allgemeine Kooperationsabkommen, das:

  • Wirtschaft,

  • Handel,

  • Investitionen,

  • Wissenschaft,

  • Technologie

  • sowie Bildung und Forschung

umfasst.

Wichtige bilaterale Entwicklungen:

  • MoU zwischen Saudi Exim Bank und der Bank of Cyprus

  • Intensivierung wissenschaftlicher Kooperation

  • Touristische Zusammenarbeit über ein MoU aus Riyadh

  • Wachsendes Interesse saudischer Unternehmen an zyprischen Projekten

Zypern, das sich längst als „Boutique-Investmentstandort“ positioniert, bietet Saudi-Arabien Zugang zu:

  • EU-Strukturen

  • einem stabilen Rechtsrahmen

  • hoher politischer Sicherheit

  • wachsendem Innovationssektor

  • strategischer Lage im Herzen des östlichen Mittelmeers.

Für Saudi-Arabien wiederum können Investitionen in Zypern ein Baustein ihrer „Vision 2030“ sein – insbesondere in den Bereichen Technologie, Tourismus und erneuerbare Energien.


5. Herausforderungen des IMEC – und warum Zypern ein Sicherheitsanker bleibt

Trotz aller Chancen weist Alshubaili auf ein realistisches Problem hin:

„Die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten werfen Fragen auf, wie die notwendige Infrastruktur geschützt werden kann.“

Der IMEC-Korridor führt durch Regionen mit:

  • langjährigen Konflikten,

  • geopolitischen Rivalitäten,

  • hoher militärischer Aktivität,

  • sensiblen Energie- und Transportnetzen.

Zypern jedoch bietet:

  • politische Stabilität,

  • EU-Rechtsrahmen,

  • Sicherheitspolitik auf europäischem Niveau,

  • Erfahrung im Krisenmanagement,

  • sowie funktionierende diplomatische Brücken zu allen Akteuren der Region.

Damit ist die Insel prädestiniert als:

„Neutraler europäischer Knotenpunkt eines transkontinentalen Projekts“.


6. Saudi-Arabiens Haltung zur Zypernfrage

Der Botschafter betonte zudem die konsequente Unterstützung seines Landes:

„Die Lösung des Zypernkonflikts muss durch Dialog und friedliche Mittel gemäß internationalem Recht erfolgen.“

Saudi-Arabien wünsche sich ein baldiges Wiederaufnehmen der Verhandlungen, um eine stabile und nachhaltige Lösung zu erreichen, die der gesamten Insel zugutekomme.

Gerade im Kontext wachsender regionaler Integrationsprojekte – einschließlich IMEC – könnte eine Lösung der Zypernfrage zusätzlichen wirtschaftlichen und geostrategischen Fortschritt ermöglichen.


Fazit: Zypern rückt in den Fokus globaler Geopolitik und wirtschaftlicher Vernetzung

Das Interview des saudischen Botschafters zeigt deutlich:

  • Zypern gewinnt international an Gewicht – politisch, wirtschaftlich, diplomatisch.

  • IMEC könnte das Gesicht globaler Handelsrouten nachhaltig verändern, mit Zypern als europäischem Schlüsselakteur.

  • Saudi-Arabien und Zypern vertiefen ihre Beziehungen und öffnen neue wirtschaftliche und technologische Kooperationsfelder.

  • Die Lage im Nahen Osten bleibt entscheidend – sowohl als Herausforderung wie auch als Chance für die Gestaltung regionaler Zukunftsmodelle.

Zwischen geopolitischer Unsicherheit, ambitionierten Infrastrukturträumen und diplomatischer Vision wird Zypern zu einem wichtigen Knotenpunkt – einer Brücke zwischen Kontinenten, Kulturen und strategischen Interessen.


Quelle: Cyprus News Agency (CNA)

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