Zypern verzeichnet deutliches Umsatzwachstum im Steuerbereich dank Digitalisierung und Reformen
Nikosia. Die Steuereinnahmen Zyperns sind im Zeitraum Januar bis Oktober 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 % gestiegen. Dies gab der stellvertretende Steuerkommissar Ioannis Zevlaris im Rahmen des „SAFE VAT Forum 2024 CY“ bekannt, das sich mit dem Thema „Mehrwertsteuer heute und morgen: Herausforderungen und Anwendungen im Zeitalter der 4. industriellen Revolution“ an der European University Cyprus befasste.
Mehrwertsteuer als wichtiger Faktor für Staatsfinanzen
Finanzminister Makis Keravnos betonte auf derselben Veranstaltung, dass die Mehrwertsteuereinnahmen 47 % der gesamten Steuereinnahmen ausmachen. Er hob hervor, dass die Digitalisierung der Steuerbehörde in Verbindung mit der Steuerreform zu den bereits sehr positiven Ergebnissen der zypriotischen Wirtschaft beitragen werde.
„Tax For All“ als Katalysator für höhere Steuerehrlichkeit
Der Minister erklärte, dass die Einführung des neuen digitalen Systems „Tax For All“ aufgrund der den Steuerzahlern angebotenen digitalen Dienstleistungen maßgeblich zur Steigerung der Steuerehrlichkeit beigetragen habe. Er fügte hinzu, dass das System auch zu den gestiegenen Mehrwertsteuereinnahmen beigetragen habe.
Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit durch Steuerreform
In Bezug auf die laufende Steuerreform erklärte Keravnos, dass das Ziel darin bestehe, das Steuersystem zu modernisieren und die Wettbewerbsfähigkeit im Einklang mit der digitalen und grünen Agenda der EU sowie der Bekämpfung von Steuerhinterziehung und -vermeidung zu verbessern. Darüber hinaus soll das Steuersystem vereinfacht, die Steuerverfahren verbessert und der Verwaltungsaufwand für die Steuerzahler reduziert werden, während gleichzeitig Transparenz und Steuergerechtigkeit gewahrt bleiben.
Starke Wirtschaftsleistung Zyperns
Keravnos wies darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 beschleunigt habe, während der Arbeitsmarkt einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote verzeichnete, die sich nahezu der Vollbeschäftigung nähere. Er sagte auch, dass sich der Abwärtstrend der Inflation fortgesetzt habe und sich dem 2%-Niveau nähere.
Zypern unter den leistungsstärksten EU-Ländern
In Bezug auf die öffentlichen Finanzen gehöre Zypern zu den leistungsstärksten EU-Ländern, betonte der Minister. „Durch eine gute Haushaltsführung weist Zypern hohe Primärüberschüsse auf und es wird erwartet, dass sich dies in den kommenden Jahren fortsetzt, was zu einem deutlichen Rückgang der Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP führen wird. Diese bemerkenswerte Leistung der Wirtschaft wird auch durch die Bewertungen und Entscheidungen der Ratingagenturen bestätigt, da wir während dieser Regierung insgesamt 8 Aufwertungen von allen Ratingagenturen erhalten haben“, bemerkte er.
Positiver Wirtschaftsausblick für 2025
Für den Wirtschaftsausblick im Jahr 2025 sagte er, dass die Wirtschaft voraussichtlich weiterhin Widerstandsfähigkeit zeigen und eine Wachstumsrate von 3,1 % aufweisen werde, die deutlich über dem EU-Durchschnitt liege.
Kontinuierlicher Anstieg der Steuereinnahmen
Der stellvertretende Steuerkommissar Ioannis Zevlaris sagte in seiner Ansprache, dass die Einnahmen der Steuerbehörde im Jahr 2022 erstmals 6 Milliarden Euro überstiegen; im Jahr 2023 erreichten sie 6,7 Milliarden Euro, während sie im Jahr 2024 voraussichtlich 7 Milliarden Euro übersteigen werden. Er merkte an, dass bis Oktober 2024 ein Einnahmenanstieg von etwa 10 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023 zu verzeichnen war.
Erfolgreiche Implementierung von „Tax for All“
In Bezug auf die erfolgreiche Implementierung des Systems „Tax for All“ sagte er, dass seit März 2023 4,7 Milliarden Euro an Mehrwertsteuer eingenommen, rund 150.000 Anträge auf Rückerstattung bearbeitet und 830 Millionen Euro an Mehrwertsteuer erstattet wurden.
Quelle: CNA/MCH/AGK/2024, CYPRUS NEWS AGENCY
Ein Vergleich zwischen Zypern und Deutschland mit Fokus auf Digitalisierung und Steuerehrlichkeit:
Digitalisierungsgrad der Finanzverwaltung:
Zypern: Zypern hat mit dem „Tax for All“-System einen bedeutenden Schritt in Richtung Digitalisierung der Steuerverwaltung gemacht. Das System ermöglicht eine weitgehend digitale Interaktion zwischen Steuerzahlern und der Behörde, einschließlich elektronischer Steuererklärungen, Online-Zahlungen und der Bearbeitung von Rückerstattungsanträgen. Die Vernetzung der Behörden scheint im Zuge dieser Digitalisierung ebenfalls vorangetrieben worden zu sein, was die Effizienz steigert.
Deutschland: Deutschland befindet sich ebenfalls im Prozess der Digitalisierung der Finanzverwaltung, jedoch mit deutlichem Nachholbedarf im Vergleich zu Zypern in einigen Bereichen. „ELSTER“ ermöglicht zwar die elektronische Abgabe der Steuererklärung, jedoch sind viele Prozesse, insbesondere im Bereich der Kommunikation mit den Finanzämtern und der Bearbeitung von Anträgen, noch immer papierbasiert oder erfordern persönliche Vorsprachen. Die Vernetzung zwischen den verschiedenen Behörden ist ebenfalls noch nicht optimal. Es gibt zwar Initiativen wie die „Digitale Verwaltung 2020“, aber die Umsetzung verläuft schleppend.
Vergleich: Zypern scheint in Bezug auf die flächendeckende Digitalisierung der Steuerverwaltung und die Bereitstellung umfassender Online-Services weiter fortgeschritten zu sein als Deutschland.
Maßnahmen zur Steigerung der Steuerehrlichkeit:
Zypern: Neben der Digitalisierung, die durch mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit automatisch die Steuerehrlichkeit fördert, setzt Zypern auch auf gezielte Kontrollmechanismen und Sanktionen bei Steuerhinterziehung. Konkrete Informationen zu Informationskampagnen sind in den vorliegenden Informationen jedoch begrenzt. Der Erfolg des „Tax for All“-Systems deutet jedoch darauf hin, dass die Maßnahmen zur Steigerung der Steuerehrlichkeit wirksam sind.
Deutschland: Deutschland verfügt über ein komplexes System von Kontrollmechanismen, einschließlich Betriebsprüfungen, Kontrollen der Steuererklärungen und internationalem Informationsaustausch. Die Sanktionen bei Steuerhinterziehung sind in Deutschland im Allgemeinen streng. Es gibt auch regelmäßige Informationskampagnen, um das Steuerbewusstsein zu schärfen und über steuerliche Pflichten aufzuklären.
Vergleich: Beide Länder setzen auf Kontrollmechanismen und Sanktionen. In Zypern scheint die Digitalisierung ein zentraler Faktor zur Steigerung der Steuerehrlichkeit zu sein, während Deutschland traditionell stark auf formale Kontrollen setzt.
Auswirkungen der Digitalisierung auf die Effizienz der Verwaltung:
Zypern: Die Implementierung des „Tax for All“-Systems hat in Zypern zu einer deutlichen Steigerung der Effizienz geführt. Dies zeigt sich in den schnelleren Bearbeitungszeiten von Rückerstattungsanträgen und den gestiegenen Steuereinnahmen. Es ist anzunehmen, dass auch die Verwaltungskosten durch die Automatisierung von Prozessen gesenkt wurden. Konkrete Daten zur Bürgerzufriedenheit liegen jedoch nicht vor.
Deutschland: Obwohl die Digitalisierung in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten ist wie in Zypern, gibt es auch hier positive Effekte. Die elektronische Steuererklärung über ELSTER hat beispielsweise zu einer Vereinfachung für viele Steuerzahler geführt. Allerdings sind die Bearbeitungszeiten in den Finanzämtern oft noch lang und die Verwaltungskosten sind im europäischen Vergleich hoch. Die Bürgerzufriedenheit mit der Finanzverwaltung ist traditionell eher gering.
Vergleich: Zypern scheint durch die umfassende Digitalisierung einen größeren Effizienzgewinn erzielt zu haben als Deutschland. Dies zeigt sich in den schnelleren Bearbeitungszeiten und den gestiegenen Einnahmen.
Fazit:
Zypern hat durch die konsequente Digitalisierung der Steuerverwaltung einen bemerkenswerten Fortschritt erzielt und positive Auswirkungen auf die Steuerehrlichkeit und die Effizienz der Verwaltung erreicht. Deutschland kann von den Erfahrungen Zyperns lernen, insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung umfassender Online-Services und die Vernetzung der Behörden. Die zypriotische Herangehensweise zeigt, dass eine gut durchdachte und konsequent umgesetzte Digitalisierungsstrategie einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung der Steuerverwaltung leisten kann. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die beiden Länder unterschiedliche Ausgangsbedingungen und administrative Strukturen haben, weshalb eine direkte Übertragung von Maßnahmen nicht immer möglich ist. Dennoch bietet der Vergleich wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Digitalisierung in Deutschland.
Das zypriotische Steuersystem und die wirtschaftliche Situation
Zypern hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer primär landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft zu einem modernen Dienstleistungszentrum entwickelt. Dieser Wandel ist eng mit der Entwicklung des Steuersystems und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage verbunden.
Das zypriotische Steuersystem: Ein Überblick
Das Steuersystem Zyperns ist EU-konform und zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus, die es für internationale Unternehmen und Investoren attraktiv machen:
- Niedriger Körperschaftsteuersatz: Mit einem Körperschaftsteuersatz von 12,5 % gehört Zypern zu den Ländern mit den niedrigsten Steuersätzen in der EU. Dies ist ein wesentlicher Faktor für die Ansiedlung internationaler Unternehmen.
- Keine Quellensteuer auf Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren: Zahlungen an nicht-ansässige Unternehmen unterliegen in der Regel keiner Quellensteuer, was die Attraktivität Zyperns für Holdinggesellschaften erhöht.
- Umfassendes Doppelbesteuerungsabkommensnetzwerk: Zypern hat mit über 60 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, um eine doppelte Besteuerung von Einkünften zu vermeiden.
- Günstiges System für geistiges Eigentum (IP Box Regime): Einkünfte aus geistigem Eigentum können steuerlich begünstigt werden.
- Non-Dom-Status: Für Personen, die nach Zypern ziehen und dort ihren steuerlichen Wohnsitz begründen, aber nicht ihren „Domicile“ (Herkunftsort im Sinne des Common Law) haben, gibt es besondere steuerliche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf ausländische Einkünfte.
- Mehrwertsteuer: Der Standardsatz der Mehrwertsteuer beträgt 19 %. Es gibt reduzierte Sätze für bestimmte Waren und Dienstleistungen.
Die Entwicklung des Steuersystems
Zypern hat sein Steuersystem in den letzten Jahrzehnten mehrfach reformiert, um es an die EU-Standards anzupassen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Ein wichtiger Schritt war der Beitritt zur EU im Jahr 2004 und die Einführung des Euro im Jahr 2008. Nach der Finanzkrise 2012/2013 wurden weitere Reformen durchgeführt, um die Transparenz zu erhöhen und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Die Einführung des „Tax for All“-Systems ist der jüngste Meilenstein in der Modernisierung des Steuersystems.
Die wirtschaftliche Situation Zyperns
Die zypriotische Wirtschaft hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen:
- Dienstleistungssektor als wichtigster Wirtschaftszweig: Der Dienstleistungssektor, insbesondere der Tourismus, der Finanzsektor und die Schifffahrt, trägt maßgeblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.
- Erholung nach der Finanzkrise: Nach der schweren Finanzkrise 2012/2013 hat sich die zypriotische Wirtschaft erholt und verzeichnet seit einigen Jahren wieder stabiles Wachstum.
- Mitgliedschaft in der Eurozone: Die Mitgliedschaft in der Eurozone hat Zypern in den europäischen Binnenmarkt integriert und den Handel und die Investitionen erleichtert.
- Herausforderungen: Trotz der positiven Entwicklung gibt es weiterhin Herausforderungen, wie z.B. die hohe Staatsverschuldung und die Abhängigkeit vom Tourismus.
Zusammenhang zwischen Steuersystem und wirtschaftlicher Situation
Das günstige Steuersystem hat maßgeblich zur Anziehung ausländischer Investitionen und zur Entwicklung des Dienstleistungssektors beigetragen. Der niedrige Körperschaftsteuersatz und die weiteren steuerlichen Vorteile haben Zypern zu einem attraktiven Standort für internationale Unternehmen gemacht. Dies hat wiederum zu Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen geführt. Die Regierung Zyperns setzt weiterhin auf Reformen und Investitionen in innovative Sektoren, um die Wirtschaft weiter zu diversifizieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Aktuelle wirtschaftliche Lage (Dezember 2024)
Zypern zeigt weiterhin eine robuste wirtschaftliche Performance. Die Prognosen deuten auf ein Wachstum über dem EU-Durchschnitt hin. Der Tourismus erholt sich weiter, und auch andere Sektoren wie die IKT-Branche und das Baugewerbe tragen zum Wachstum bei. Die Inflation ist rückläufig und nähert sich dem Zielwert der Europäischen Zentralbank. Die Ratingagenturen haben die Bonität Zyperns zuletzt positiv bewertet.
Fazit
Das zypriotische Steuersystem spielt eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die Kombination aus einem günstigen Steuersystem, der Mitgliedschaft in der EU und der Eurozone sowie gezielten Reformen hat Zypern zu einem attraktiven Standort für Unternehmen und Investoren gemacht. Die Regierung arbeitet weiterhin an der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Diversifizierung der Wirtschaft, um auch in Zukunft ein nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.