Diplomatische Schlüsselwoche für Nikos Christodoulides
Präsident Nikos Christodoulides startet in eine intensive diplomatische Woche, die für Zyperns europäische und außenpolitische Rolle von großer Bedeutung ist.
Wie der Direktor des Präsidialamts für Presse und Kommunikation, Victoras Papadopoulos, am Freitag bekanntgab, wird der Präsident am Montag, dem 20. Oktober 2025, am MED9-Gipfel in Portorož (Slowenien) teilnehmen.
Das Treffen der neun Mittelmeer-EU-Mitgliedstaaten – bekannt als MED9 – gilt als eines der wichtigsten multilateralen Foren des europäischen Südens. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union, die Ausgestaltung des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) sowie die Lage im Nahen Osten.
Im Anschluss an den Gipfel folgen bilaterale Arbeitsbesuche in Kroatien sowie die Teilnahme des Präsidenten am Europäischen Rat in Brüssel.
Diese aufeinanderfolgenden Termine markieren einen weiteren Schritt in der strategischen Vorbereitung Zyperns auf seine EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2026.
MED9-Gipfel in Portorož: Gemeinsame Agenda der Mittelmeer-Staaten
Der MED9-Gipfel bringt die Staats- und Regierungschefs von Zypern, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Malta, Slowenien und Kroatien zusammen.
Ziel ist es, die gemeinsamen Interessen der südlichen EU-Mitgliedstaaten in wirtschaftlichen, energie- und sicherheitspolitischen Fragen zu koordinieren – und diese im europäischen Kontext stärker zu positionieren.
Laut Papadopoulos wird Präsident Christodoulides am Montagmorgen nach Slowenien reisen, wo das Treffen im Küstenresort Portorož stattfinden wird.
Ein besonderer Gast wird König Abdullah II. von Jordanien sein, der zu einem Teil der Beratungen eingeladen wurde.
Die Staats- und Regierungschefs werden zunächst über die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und die Anpassung des EU-Haushaltsrahmens diskutieren.
Beim anschließenden Arbeitsmittagessen mit König Abdullah II. steht dann die Lage im Nahen Osten, insbesondere die humanitäre Krise im Gazastreifen, im Mittelpunkt.
„Präsident Christodoulides wird dabei die zyprische Sechs-Punkte-Initiative vorstellen, die auf dem Gaza-Plan des US-Präsidenten basiert und auf humanitäre Koordinierung, Stabilisierung und regionale Zusammenarbeit abzielt“,
heißt es in der offiziellen Mitteilung des Präsidialamts.
Die zyprische Sechs-Punkte-Initiative: Humanitäre Diplomatie im östlichen Mittelmeer
Mit seiner Sechs-Punkte-Initiative positioniert sich Zypern erneut als Brückenbauer zwischen Europa und dem Nahen Osten.
Das Konzept basiert auf der Idee, die humanitäre Hilfe für Gaza in enger Abstimmung zwischen der EU, den USA, Israel, Ägypten, Jordanien und den Vereinten Nationen zu koordinieren – unter logistischer Beteiligung Zyperns.
Die sechs Kernpunkte der Initiative umfassen:
Koordination humanitärer Korridore über zyprisches Territorium.
Errichtung eines humanitären Umschlagzentrums im zyprischen Hafen von Larnaka.
Stärkung der diplomatischen Kanäle zwischen den Konfliktparteien.
Einrichtung eines multilateralen Krisenmechanismus mit Beteiligung der EU.
Förderung langfristiger Stabilitätsinitiativen in der Region.
Engagement für Wiederaufbau und Entwicklung nach Ende der Kämpfe.
Zypern nutzt seine geostrategische Lage, um als humanitäres Drehkreuz des östlichen Mittelmeers zu fungieren.
Die Initiative erhielt bereits positive Rückmeldungen aus mehreren europäischen Hauptstädten sowie von den USA und den Vereinten Nationen.
Präsident Christodoulides will den Plan in Portorož vorstellen, um Unterstützung der MED9-Partner zu sichern und ihn anschließend auf EU-Ebene in Brüssel einzubringen.
Bilaterales Treffen mit Sloweniens Premierminister Robert Golob
Am Rande des Gipfels wird Christodoulides mit dem slowenischen Premierminister Robert Golob zusammentreffen.
Im Zentrum dieses Gesprächs stehen die bilateralen Beziehungen zwischen Zypern und Slowenien sowie die Prioritäten der bevorstehenden EU-Ratspräsidentschaft Zyperns.
Slowenien, das selbst bereits 2021 die Ratspräsidentschaft innehatte, gilt als wertvoller Partner und Erfahrungsträger in institutionellen und organisatorischen Fragen.
Zudem verbindet beide Länder eine enge Zusammenarbeit in Fragen der Digitalisierung, Energie und Tourismusförderung.
Nach den Gesprächen werden die MED9-Staats- und Regierungschefs gemeinsame Erklärungen gegenüber den Medien abgeben.
Nächste Station: Arbeitsbesuch in Kroatien
Am Montagabend reist der Präsident weiter nach Zagreb, um dort bilaterale Gespräche im Hinblick auf die EU-Ratspräsidentschaft 2026 zu führen.
Christodoulides wird sowohl mit dem kroatischen Präsidenten Zoran Milanović als auch mit Premierminister Andrej Plenković zusammentreffen.
Die Gespräche werden sich auf die europäische Sicherheitsarchitektur, wirtschaftliche Zusammenarbeit, Energiepolitik und Migration konzentrieren.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem Austausch organisatorischer Erfahrungen – Kroatien hatte erst 2020 seine erste EU-Ratspräsidentschaft absolviert und kann wertvolle Einblicke in Abläufe und Protokollstrukturen geben.
„Diese Arbeitsbesuche dienen nicht nur der politischen Abstimmung, sondern auch der institutionellen Vorbereitung. Zypern will seine Ratspräsidentschaft als moderne, effiziente und proaktive Stimme Europas gestalten“,
so Papadopoulos in seiner Erklärung.
Abschluss in Brüssel: Teilnahme am Europäischen Rat
Nach den Terminen in Slowenien und Kroatien wird Präsident Christodoulides nach Brüssel reisen, um am Europäischen Rat teilzunehmen.
Dort stehen erneut Themen wie Wirtschaftswachstum, Verteidigung, Energieversorgung und Migration auf der Agenda.
Christodoulides will die dortigen Beratungen nutzen, um:
die zyprische Position zur humanitären Lage im Nahen Osten zu bekräftigen,
die Schengen-Beitrittsambitionen Zyperns zu unterstreichen,
und die Vorbereitungen auf die EU-Ratspräsidentschaft 2026 weiter voranzutreiben.
Zypern auf dem Weg zur EU-Ratspräsidentschaft 2026: Strategische Vorbereitung
Die Aktivitäten der kommenden Monate stehen ganz im Zeichen der institutionellen Vorbereitung.
Im ersten Halbjahr 2026 wird Zypern zum zweiten Mal nach 2012 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen.
Die Regierung von Präsident Christodoulides verfolgt dabei vier Kernziele:
Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit,
Fortschritt bei der Kapitalmarkt- und Digitalunion,
Förderung nachhaltiger Energie- und Sicherheitsstrategien,
Vertiefung der europäischen Solidarität in Migrationsfragen.
Zypern will seine Präsidentschaft nutzen, um die Südachse Europas stärker in den politischen Mittelpunkt der EU zu rücken.
Gerade die MED9-Kooperation soll dabei als koordinierendes Instrument fungieren, um gemeinsame Prioritäten in Brüssel durchzusetzen.
Regionale Bedeutung: Zypern als Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten
Mit seiner aktiven Diplomatie im Mittelmeerraum hat sich Zypern in den letzten Jahren als stabilisierende Kraft etabliert.
Das Land nutzt seine geografische und politische Lage, um Dialog, Sicherheit und wirtschaftliche Kooperation zu fördern – zwischen Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten.
Die Teilnahme am MED9-Gipfel unterstreicht diese Rolle ebenso wie die humanitäre Initiative für Gaza.
Zypern präsentiert sich als verlässlicher Partner der EU, der über die klassischen Themen der Inselpolitik hinaus strategisch denkt und handelt.
Fazit: Christodoulides stärkt Zyperns europäische und regionale Führungsrolle
Die anstehenden Gipfel und Arbeitsbesuche markieren eine entscheidende Etappe in der außenpolitischen Positionierung Zyperns.
Mit seiner Sechs-Punkte-Initiative zur humanitären Hilfe in Gaza, seiner proeuropäischen Agenda und seiner intensiven Vorbereitung auf die EU-Ratspräsidentschaft setzt Präsident Christodoulides klare Akzente:
Zypern will nicht nur Mitgestalter, sondern Impulsgeber europäischer Politik sein.
Sein diplomatischer Marathon zwischen Portorož, Zagreb und Brüssel zeigt, dass das Land bereit ist, Führung zu übernehmen und Verantwortung zu tragen – im Mittelmeer, in Europa und darüber hinaus.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)