Die Landwirtschaft Zyperns – über Jahrhunderte ein Grundpfeiler der Wirtschaft und Lebensweise – steht aktuell vor einer der größten Herausforderungen ihrer jüngeren Geschichte. Andauernde Dürreperioden, Extremwetterereignisse und ein wachsender Wassermangel setzen die landwirtschaftliche Produktion erheblich unter Druck. Wie der Direktor des Landwirtschaftsdepartements im Ministerium für Landwirtschaft, Ländliche Entwicklung und Umwelt, Dr. Makis Antoniadis, gegenüber der Cyprus News Agency (CNA) erklärte, sind die Schäden an den Getreidefeldern bereits vollständig erfasst. Bei anderen Kulturen, insbesondere den Weinbergen, läuft die Schadensbewertung noch.
Parallel dazu arbeitet die Regierung daran, finanzielle Unterstützung aus EU-Mitteln zu sichern, um den betroffenen Landwirten schnell und unbürokratisch Hilfe leisten zu können.
1. Die Folgen der Dürre: Getreideernte stark geschädigt
Die Auswirkungen der langanhaltenden Trockenheit sind bereits deutlich sichtbar. Besonders betroffen sind die Getreidekulturen, die in weiten Teilen des Landes deutliche Ertragseinbußen hinnehmen mussten.
Dr. Antoniadis erklärte, dass die Schadensbewertung abgeschlossen und die entsprechenden Prozentsätze für jeden Fall ermittelt wurden. Auch die Einwände betroffener Landwirte seien geprüft worden. Nun gehe es darum, die Gesamthöhe der Schäden zu kalkulieren, damit die Entschädigungen ausgezahlt werden können.
Zeitplan: Bis Mitte Oktober soll die Berechnung der endgültigen Schadenssumme abgeschlossen sein.
Auszahlung: Spätestens bis Jahresende sollen die Entschädigungen an die betroffenen Getreideproduzenten fließen.
Dieser Prozess erfolgt im Rahmen des Risikomanagementfonds, der geschaffen wurde, um Einkommensverluste von Landwirten durch Naturereignisse wie Dürre abzufedern.
2. Weinberge und Dauerkulturen im Fokus
Während die Getreidebewertung abgeschlossen ist, läuft die Untersuchung der Schäden bei den Weinbergen noch. Wein ist nicht nur ein traditionelles Agrarprodukt Zyperns, sondern auch ein wichtiger Exportfaktor und Teil des kulturellen Erbes der Insel. Eine Schädigung dieser Kulturen hätte langfristige wirtschaftliche und kulturelle Auswirkungen.
Darüber hinaus beobachtet das Landwirtschaftsministerium die Entwicklung bei Jahreskulturen, die in besonderem Maße auf ausreichende Regenfälle angewiesen sind. Die Wasserknappheit in diesem Jahr hat hier bereits sichtbare Spuren hinterlassen.
3. Versorgungssicherheit durch Importe – steigende Kosten als Risiko
Auf die Frage, ob es durch die Ernteeinbußen zu Versorgungslücken komme, äußerte sich Dr. Antoniadis beruhigend: Der Rückgang in der lokalen Produktion werde durch verstärkte Importe ausgeglichen. Besonders bei Tierfutter, das auf Getreide angewiesen ist, bestehe keine Gefahr von Engpässen.
Allerdings weist er auf ein gravierendes Problem hin: Die Importabhängigkeit führt zu deutlich höheren Kosten.
Diese Kostensteigerung trifft insbesondere die Viehzüchter, deren Margen ohnehin unter Druck stehen.
4. Politische Initiativen: Zypern sucht Hilfe bei der EU
Die Landwirtschaftsministerin Dr. Maria Panayiotou hat angekündigt, das Thema auf europäischer Ebene zu forcieren.
Sie wird sich in einem Schreiben an den EU-Kommissar für Landwirtschaft und Fischerei wenden, um die Lage in Zypern darzulegen.
Zudem soll das Thema bei der nächsten Tagung des EU-Agrarrates im September auf die Agenda gesetzt werden. Dort will Zypern die Unterstützung der übrigen Mitgliedsstaaten gewinnen und die Aktivierung des EU-Agrarreservefonds fordern.
Im Vorjahr hatte dieser Fonds Zypern bereits 3 Millionen Euro eingebracht – eine Summe, die jedoch angesichts der wachsenden Herausforderungen vermutlich nur einen Bruchteil des tatsächlichen Bedarfs abdeckt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen5. Wasserknappheit als strukturelles Problem
Ein zentrales Thema bleibt die Wasserversorgung der Landwirtschaft. Laut einer Entscheidung der Wasserentwicklungsbehörde (Water Development Department) wird derzeit nur etwa 30 % des Wasserbedarfs für Dauerkulturen gedeckt – gerade genug, um ihr Überleben zu sichern.
Wasser wird außerdem für Kulturen bereitgestellt, die vor April gepflanzt wurden, damit diese den Wachstumszyklus abschließen können.
Darüber hinaus werden keine zusätzlichen Wassermengen aus den Staudämmen freigegeben.
Die Landwirte müssen ihre Felder zunehmend über private Brunnen bewässern. Doch auch hier droht mittelfristig Gefahr: Sollten die Dürreperioden anhalten, könnten viele dieser Brunnen im kommenden Jahr austrocknen.
6. Langfristige Strategien: Forschung und Innovation
Um die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber klimatischen Veränderungen zu stärken, setzt das Landwirtschaftsministerium auf eine Kombination aus Forschung, EU-Unterstützung und nationalen Programmen:
In Kooperation mit der Universität Zypern wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die die Folgen der Dürre für die Landwirtschaft analysieren soll.
Der Risikomanagementfonds bleibt ein zentrales Instrument, um kurzfristige Einkommensverluste abzufedern.
Darüber hinaus wird auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU gesetzt, die spezifische Programme für intelligente Bewässerungssysteme und die Reduzierung des Wasserverbrauchs enthält.
Beratung und digitale Anwendungen sollen den Landwirten helfen, best practices umzusetzen und ihre Bewässerungssysteme effizienter zu nutzen.
Ein neues Förderprogramm für Smart-Irrigation-Systeme soll bereits im September angekündigt werden.
7. Ausblick: Eine Landwirtschaft im Wandel
Obwohl die landwirtschaftlichen Flächen für Jahreskulturen in diesem Jahr nicht zurückgegangen sind, warnt Dr. Antoniadis vor einer Verschärfung der Lage im kommenden Jahr, falls die Dürre weiter anhält. Besonders die Brunnen könnten dann nicht mehr ausreichend Wasser liefern.
Die zypriotische Landwirtschaft steht daher an einem Scheideweg:
Kurzfristig müssen die Schäden kompensiert und die Liquidität der Landwirte gesichert werden.
Mittelfristig braucht es Investitionen in intelligente Technologien, um die knappen Wasserressourcen effizienter zu nutzen.
Langfristig wird eine Anpassung an den Klimawandel unvermeidlich sein, verbunden mit einer stärkeren europäischen Solidarität und neuen Ansätzen in der Bewässerungs- und Anbaupolitik.
8. Fazit
Die zypriotische Landwirtschaft ist ein Spiegel der globalen Herausforderung, die der Klimawandel für die Ernährungssicherheit darstellt. Die anhaltende Dürre und Extremwetterereignisse verdeutlichen die Dringlichkeit struktureller Anpassungen.
Wie die Cyprus News Agency (CNA) berichtet, arbeiten Regierung und Landwirtschaftsministerium eng mit europäischen Partnern zusammen, um die Landwirte in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Dabei gilt es, nicht nur kurzfristige Notfallmaßnahmen zu ergreifen, sondern auch die Weichen für eine nachhaltige, klimaresiliente Landwirtschaft zu stellen.
Zypern hat die Wahl: Entweder wird die Landwirtschaft Opfer klimatischer Extreme – oder sie verwandelt sich durch Innovation, EU-Unterstützung und kluge Wasserpolitik in ein Vorzeigemodell für nachhaltiges Wirtschaften im Mittelmeerraum.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)