Großbritannien, Zypern: Geschichte, Konflikt und Zusammenarbeit

Die Beziehung zwischen Großbritannien und Zypern ist von historischer Tiefe geprägt. Während der Kolonialzeit kam es zu Konflikten, die schließlich zur zypriotischen Unabhängigkeit 1960 führten. Dennoch blieb Großbritannien durch Militärbasen wie Dekelia, die als britische Exklaven von völkerrechtlicher Bedeutung sind, präsent. Heute bestehen enge Verbindungen, die von wirtschaftlicher Zusammenarbeit, kulturellem Austausch und strategischer Partnerschaft in der Region geprägt sind.

Einführung in die historische Verbindung

Zypern, die drittgrößte Insel im Mittelmeer, war über Jahrtausende hinweg ein begehrtes Ziel verschiedenster Reiche – von den alten Assyrern und Persern über die Byzantiner, die Republik Venedig bis hin zu den Osmanen des Osmanischen Reiches. Aufgrund der strategischen Lage zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten wurde das Land zu einem kulturellen Schmelztiegel und einem Handelszentrum ersten Ranges. Im 19. Jahrhundert betrat schließlich auch Großbritannien die Geschichte Zyperns. Was zunächst als politisches Arrangement begann, entwickelte sich zur vollständigen Kolonialisierung. Die britische Herrschaft prägte das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben der Insel über Jahrzehnte hinweg. Sie wirkt bis heute nach – sowohl im Alltag als auch in den internationalen Beziehungen.

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Die britische Herrschaft auf Zypern

Die britische Herrschaft auf Zypern begann 1878 mit einem Abkommen mit dem Osmanischen Reich. 1914 erfolgte die Annexion im Ersten Weltkrieg und 1925 wurde die Insel zur britischen Kronkolonie. Die griechisch-zypriotische Forderung nach Enosis (Vereinigung mit Griechenland) führte zu nationalistischen Bewegungen und gewaltsamen Konflikten, die die Insel tief prägten. In diesem Kontext nutzten die Briten strategisch die rivalisierenden griechisch-zyprischen und türkisch-zyprischen Bevölkerungsgruppen, um ihre Herrschaft zu festigen. Die Außenminister beider Länder spielten eine entscheidende Rolle bei den diplomatischen Vereinbarungen. Sie beeinflussten die Souveränität und die Entwicklung in den britischen Stützpunkten auf Zypern.

 Im Jahr 1878 schlossen das Osmanische Reich und Großbritannien ein Abkommen, das Zypern an die Briten verpachtete. Offiziell blieb die Insel weiterhin osmanisches Territorium, doch die Verwaltung ging auf Großbritannien über. Der politische Status Zyperns während dieser Zeit war somit ein britisches Protektorat, obwohl es formell unter osmanischer Souveränität blieb. Ziel dieses Schrittes war es, die Kontrolle über das strategisch wichtige östliche Mittelmeer und die verschiedenen Gebiete zu stärken. Das Abkommen markierte den Beginn der britischen Präsenz auf der Insel.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 erklärte Großbritannien die Annexion Zyperns. Dieser Schritt führte dazu, dass die Insel endgültig aus osmanischer Kontrolle fiel. Fortan wurde Zypern ein Teil des britischen Empires, was die geopolitische Bedeutung der Insel weiter unterstrich.

1925 wurde Zypern offiziell zur britischen Kronkolonie erklärt. Unter der britischen Verwaltung wurden dabei umfassende Reformen im Bildungs- und Rechtssystem eingeführt.

Im Laufe der britischen Herrschaft wuchs der Wunsch der griechisch-zypriotischen Bevölkerung, Zypern mit Griechenland zu vereinen. Dabei handelte es sich um ein Ziel, das als Enosis bekannt wurde. Diese nationalistischen Bestrebungen führten ab den 1950er-Jahren zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen pro-griechischen Gruppen wie der EOKA und den britischen Behörden. Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei im Kontext des Zypernkonflikts wurden durch die Beteiligung der Türkei als Garantiemacht und die wiederholten gescheiterten Versuche einer Wiedervereinigung der Insel zusätzlich belastet. Eine zentrale Figur in diesen Konflikten war Erzbischof Makarios III., der als erster Präsident der Republik Zypern eine bedeutende Rolle spielte. Die politischen Unruhen, die durch den Putsch von 1974 ausgelöst wurden, führten zu seiner Absetzung. Sie prägten das politische und gesellschaftliche Klima Zyperns nachhaltig.

Unabhängigkeit und ungelöste Konflikte

Nach Jahren des Widerstands, politischen Drucks und bewaffneter Auseinandersetzungen – insbesondere durch die griechisch-zypriotische Untergrundorganisation EOKA – erreichte Zypern 1960 seine Unabhängigkeit. Die Republik Zypern wurde mit einer Verfassung, die sowohl die Rechte der griechischen als auch der türkischen Zyprioten berücksichtigen sollte, gegründet. Doch der Frieden war brüchig. Die Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen verschärften sich in den folgenden Jahren, bis es 1974 zum Wendepunkt kam: Nach einem von Griechenland unterstützten Putsch auf Zypern intervenierte die Türkei militärisch und besetzte den Norden der Insel. Die Vereinten Nationen schufen daraufhin eine Pufferzone, um den Frieden zu wahren. Seither ist Zypern faktisch geteilt – ein Zustand, der bis heute anhält.

Die Hauptstadt Nikosia ist ein Symbol dieser Teilung und spiegelt die Herausforderungen des Zypernkonflikts wider.

Großbritannien und der Zypernkonflikt

Großbritannien, einst Kolonialmacht und heute einer der Garantiemächte der zyprischen Verfassung, spielt im Zypernkonflikt eine vielschichtige Rolle. Einerseits unterhält das Vereinigte Königreich zwei Militärbasen und Militärstützpunkte auf der Insel, die auch nach der Unabhängigkeit erhalten blieben. Andererseits engagiert sich Großbritannien diplomatisch in den Bemühungen zur Wiedervereinigung der Insel – jedoch nicht ohne Kritik. Viele Zyprioten empfinden die Rolle Großbritanniens als ambivalent: Als Garantiemacht wird eine aktivere Haltung erwartet. Gleichzeitig steht die historische Verantwortung als Kolonialherr im Raum. Die Teilung der Insel bleibt ein zentraler Streitpunkt – auch im Kontext der britisch-zyprischen Beziehungen.

Die Green Line, eine Pufferzone, die durch einen Waffenstillstand von 1974 festgelegt wurde, trennt den griechisch-zyprischen Süden vom türkisch-zyprischen Norden und wird von Friedenstruppen der Vereinten Nationen überwacht.

Die Türkische Republik Nordzypern und britische Perspektiven

Die 1983 ausgerufene „Türkische Republik Nordzypern“ wird bis heute international nicht anerkannt – mit Ausnahme der Türkei. Auch Großbritannien erkennt den türkisch kontrollierten Norden nicht als unabhängigen Staat an. Dennoch ist der Umgang mit der de facto existierenden Verwaltung im Norden pragmatisch: Es gibt Kontakte, Reisebewegungen und wirtschaftliche Verbindungen, die jedoch stets im Spannungsfeld diplomatischer Empfindlichkeiten stehen. Die Flagge des nördlichen Teils Zyperns ähnelt derjenigen der Türkei und symbolisiert die politische Identität und Staatszugehörigkeit der Türkischen Republik Nordzypern. Die britische Position orientiert sich an internationalem Recht und der UN-Linie, wonach Zypern als einheitlicher Staat betrachtet wird. Das macht Großbritannien zu einem wichtigen, aber oft auch kritisierten Akteur im Ringen um eine Lösung.

Wirtschaftliche Partnerschaften und Kooperation

Ungeachtet der politischen Komplexität pflegen Großbritannien und die Republik Zypern enge wirtschaftliche Beziehungen. Beide Länder verbindet ein reger Handel, insbesondere in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Immobilien, Bildung und Tourismus. Viele Briten leben dabei auf Zypern, das etwa 1,2 Millionen Einwohner hat und umgekehrt studieren viele Zyprioten an britischen Universitäten. Eine Schätzung beziffert die Anzahl der griechischen und türkischen Zyprioten, die im Vereinigten Königreich leben und stellt deren Lebenssituation im Ausland dar. Auch nach dem Brexit blieben die bilateralen Beziehungen mit beiderseitigem Interesse an Kooperation wirtschaftlich stabil. Der Tourismus ist ein besonders bedeutender Sektor, wobei Zypern zu den beliebtesten Urlaubszielen für Briten zählt.

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Zukunftsperspektiven und internationale Rolle

Heute sind die Beziehungen zwischen Großbritannien und Zypern von Partnerschaft und Zusammenarbeit geprägt. Im politischen Dialog geht es zunehmend um Themen wie Sicherheit, Energie, Migration und die Rolle Großbritanniens im östlichen Mittelmeer nach dem Brexit. Dabei spielt auch die Europäische Union eine wichtige Rolle, da die Republik Zypern seit dem 1. Mai 2004 Mitglied ist und die EU den Herrschaftsanspruch Zyperns über die gesamte Insel bekräftigt. Zugleich bleibt die ungelöste Zypernfrage ein Schatten, der über der diplomatischen Bühne liegt. Die Zukunft der Insel, eine mögliche Wiedervereinigung und die Rolle der Garantiemächte – darunter Großbritannien – sind zentrale Herausforderungen für die Region.

Die geopolitischen Spannungen zwischen den griechischen und türkischen Zyprioten, die in verschiedenen Teilen des Landes leben, verdeutlichen die tief verwurzelten identitäts- und territorialbezogenen Konflikte, die zur Teilung Zyperns geführt haben.

Fazit: Ein komplexes Erbe mit Potenzial

Die Beziehung zwischen Großbritannien und Zypern ist das Ergebnis einer langen und wechselvollen Geschichte – von imperialer Herrschaft über die Entwicklung der zyprisch-britischen Beziehungen nach der Unabhängigkeit bis hin zu partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Der Hintergrund dieser wechselvollen Geschichte umfasst die Analyse historischer und aktueller Entwicklungen im Zypernkonflikt. Obwohl historische Belastungen fortbestehen, zeigt sich in vielen Bereichen ein konstruktives Verhältnis. Die Vergangenheit mag komplex sein, doch in der Gegenwart liegt die Chance, gemeinsam an einer friedlicheren und stabileren Zukunft zu arbeiten – für Zypern, für Großbritannien und für den gesamten Mittelmeerraum – in greifbarer Nähe.

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