Die Republik Zypern ist seit Jahrzehnten ein enger Partner der Europäischen Investitionsbank (EIB) und ihrer Tochtergesellschaft, dem Europäischen Investitionsfonds (EIF). Kaum ein anderes EU-Mitglied profitiert pro Kopf so stark von deren Unterstützung wie die Mittelmeerinsel.
Bei einem Dinner mit den Mitgliedern der Verwaltungsräte von EIB und EIF in Limassol betonte Finanzminister Makis Keravnos die zentrale Rolle der Bankengruppe für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Mehr als 5,7 Milliarden Euro hat die EIB bislang in Zypern investiert – in Infrastruktur, Energie, Innovation und zuletzt auch in die Verteidigungs- und Sicherheitsdimension.
Der Blick richtet sich zugleich nach vorn: Mit der anstehenden EU-Ratspräsidentschaft Zyperns im ersten Halbjahr 2026 übernimmt das Land Verantwortung in einer Phase großer geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und dringender Weichenstellungen für Europas grüne und digitale Transformation.
1. Die EIB – Motor für Investitionen in Zypern
Die Europäische Investitionsbank ist seit über vier Jahrzehnten ein verlässlicher Partner für Zypern. Sie fungiert als langfristige Kreditinstitution der EU und begleitet strategische Projekte in allen Mitgliedstaaten.
Investitionen im Überblick:
Gesamtvolumen in Zypern: über 5,7 Mrd. €
Per-Kopf-Vergleich: größter Nutznießer unter allen EU-Mitgliedern
Sektoren: Infrastruktur, Energie, Wasserwirtschaft, digitale Transformation, Innovation und zuletzt sicherheitsrelevante Investitionen
Neben klassischen Krediten stellt die EIB auch Garantien und Beratungsleistungen bereit. Laut Keravnos habe sie in den letzten zehn Jahren technische Unterstützung von mehr als 2,2 Millionen Euro geleistet, wodurch Projektqualität und Umsetzung verbessert wurden.
2. Der Europäische Investitionsfonds (EIF) als Partner der KMU
Während die EIB große Infrastruktur- und Transformationsprojekte finanziert, ist der EIF die Schlüsselinstitution für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups.
Beispiele aus Zypern:
Cyprus Entrepreneurship Fund (CYPEF): mobilisierte rund 540 Mio. € für Unternehmertum und Innovation.
Cyprus Equity Fund (CEF): Fonds im Volumen von 30 Mio. €, der Risikokapital für innovative Start-ups bereitstellt.
Damit werden Innovation, Gründergeist und Beschäftigung auf der Insel aktiv gefördert – ein entscheidender Faktor in einer Volkswirtschaft, die stark vom Dienstleistungssektor abhängt und sich diversifizieren will.
3. Wirtschaftlicher Kontext: Zyperns positive Entwicklung
Keravnos nutzte die Gelegenheit auch, um die Wirtschaftsdaten Zyperns hervorzuheben.
Aktuelle Kennzahlen (erstes Halbjahr 2025):
Wirtschaftswachstum: 3,2 % – eines der höchsten in der Eurozone
Budgetüberschuss: 2,4 % des BIP
Primärüberschuss: 3,2 % des BIP
Staatsverschuldung: erwartet bei 57 % des BIP bis Jahresende (2024: 68,2 %)
Arbeitslosenquote (Q2 2025): 4,3 %
Inflation: nahe null im Jahresdurchschnitt 2025
Diese Kennzahlen spiegeln die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der zyprischen Wirtschaft wider – trotz globaler Unsicherheiten.
4. Zyperns EU-Ratspräsidentschaft 2026: Strategische Prioritäten
Die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2026 sieht Keravnos als „tiefe Verantwortung“. Zypern will dabei eine aktive Rolle in folgenden Schlüsselbereichen spielen:
a) Kapitalmarkt- und Investitionsunion
Durch die Vertiefung der europäischen Kapitalmärkte soll die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Finanzierung für Unternehmen erleichtert werden.
b) Digitaler Euro
Zypern betrachtet die Einführung eines digitalen Euro als „entscheidend“, um die digitale Souveränität Europas zu sichern und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
c) EU-Haushalt nach 2027
Ein zentrales Ziel der Ratspräsidentschaft wird sein, den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) für die Zeit nach 2027 mitzugestalten. Dabei sollen insbesondere:
Verteidigung und Sicherheit,
Kohäsionspolitik und
strategische Partnerschaften
gestärkt werden.
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Mehr Informationen5. Finanzmarktregulierung: Vereinfachung und Stabilität
Keravnos sprach sich in Limassol auch für eine Reform des EU-Verbriefungsrahmens aus. Ziel sei es, Investitionen stärker in die Realwirtschaft zu lenken, ohne dabei die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden.
Konkret forderte er:
Vereinfachung der Sorgfaltspflichten,
Einführung von Proportionalität,
Wahrung von Transparenz und Sicherheit.
6. EIB als Klimabank und Innovationstreiber
Die EIB ist heute auch als „Europas Klimabank“ bekannt. In Zypern unterstützt sie:
erneuerbare Energien,
Wasser- und Abfallmanagement,
Kreislaufwirtschaft,
Digitalisierung,
Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz und Life Sciences.
Damit trägt sie nicht nur zur ökologischen Transformation, sondern auch zur strategischen Autonomie Europas bei.
7. Herausforderungen für Europa – Chancen für Zypern
Keravnos erinnerte daran, dass Europa aktuell mit einer Vielzahl komplexer Herausforderungen konfrontiert sei:
geopolitische Spannungen,
wirtschaftliche Unsicherheiten,
Energiewende,
digitale Transformation.
Doch er betonte auch die Chancen, die sich aus dieser Situation ergeben: Mit der Unterstützung der EIB könnten gerade kleinere Volkswirtschaften wie Zypern von Investitionen profitieren, die nachhaltiges Wachstum, Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sichern.
8. Würdigung von Kyriakos Kakouris
Am Ende seiner Rede würdigte Keravnos den scheidenden EIB-Vizepräsidenten Kyriakos Kakouris, dessen Mandat nun endet. Er habe entscheidend dazu beigetragen, die Partnerschaft zwischen Zypern und der EIB zu vertiefen.
Keravnos dankte ihm für seine Professionalität, Vision und seinen Beitrag zur europäischen Integration, der nicht nur Zypern, sondern auch der EIB und der gesamten EU zugutegekommen sei.
Fazit
Die enge Partnerschaft zwischen Zypern und der Europäischen Investitionsbank hat in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beigetragen. Mit Blick auf die anstehende EU-Ratspräsidentschaft 2026 will Zypern nun auch auf europäischer Ebene Akzente setzen – für eine stärkere, wettbewerbsfähige und resiliente Union.
Die EIB bleibt dabei ein unverzichtbarer Partner: als Finanzierer, Innovator und Klimabank, die aus europäischen Prioritäten konkrete Projekte macht. Für Zypern bedeutet diese Zusammenarbeit Stabilität, Wachstum und die Chance, sich als Brückenstaat zwischen Europa, dem Nahen Osten und Afrika zu positionieren.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)