Zypern im Zentrum der Energiekooperation zwischen Europa, Nahost und den USA
Zypern hat beim 6. Partnership for Transatlantic Energy Cooperation (P-TEC) Summit und dem 3+1-Ministertreffen in Athen seine Rolle als strategisches Energie- und Kooperationszentrum des östlichen Mittelmeerraums deutlich unterstrichen.
Energieminister George Papanastasiou vertrat die Republik Zypern bei dem zweitägigen Gipfel, der vom Atlantic Council organisiert wurde und am 6. und 7. November 2025 stattfand.
Im Mittelpunkt standen die Themen regionale Energiesicherheit, Förderung erneuerbarer Energien und die Integration Zyperns in transnationale Energieprojekte im Rahmen der europäischen Energiepolitik.
Papanastasiou nahm an der 3+1-Ministerkonferenz mit seinen Amtskollegen aus Griechenland, Israel und den Vereinigten Staaten teil – einem diplomatischen Format, das seit 2019 als Schlüsselplattform für Energiekooperation und geopolitische Stabilität im östlichen Mittelmeer gilt.
Das 3+1-Format: Ein strategisches Instrument für Stabilität und Energievielfalt
Das sogenannte 3+1-Format vereint die drei Mittelmeeranrainerstaaten Zypern, Griechenland und Israel mit den Vereinigten Staaten als strategischem Partner („+1“).
Ziel ist es, regionale Infrastrukturprojekte, Gasförderung, Energietransport und zunehmend auch die grüne Transformation koordiniert voranzutreiben.
Die Minister bekräftigten in einer gemeinsamen Erklärung ihren Willen zur Stärkung der Energiekooperation und zur Absicherung der Energieversorgung Europas.
Besonderes Augenmerk galt der Förderung des Eastern Mediterranean Energy Center, das als strategische Schaltstelle für Forschung, Koordination und Krisenresilienz dienen soll.
„Das östliche Mittelmeer wird zunehmend zu einer Brücke zwischen den Energieökonomien Europas, des Nahen Ostens und Nordafrikas“, betonte Papanastasiou.
„Zypern steht bereit, diese Rolle verantwortungsvoll und zukunftsorientiert auszufüllen.“
Regionale Energiestrategie: Kooperation statt Konkurrenz
Während frühere Energieinitiativen in der Region oft durch politische Spannungen blockiert wurden, markiert das aktuelle Treffen einen Wendepunkt hin zu strategischer Kooperation.
Die vier Staaten – Zypern, Griechenland, Israel und die USA – erklärten, dass die Energiepolitik künftig auf gegenseitigem Vertrauen, technologischem Austausch und Schutz kritischer Infrastruktur basieren müsse.
Unterstützt wird dieser Ansatz durch die Einbindung in den India–Middle East–Europe Corridor (IMEC) – ein neues geopolitisches Netzwerk, das Handels- und Energieflüsse von Indien über die Golfstaaten und Israel bis nach Europa verknüpfen soll.
„Die Energieentwicklung ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern ein sicherheitspolitisches Thema“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
„Durch regionale Vernetzung und nachhaltige Infrastruktur schaffen wir Stabilität und Wachstum.“
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Mehr InformationenZyperns Energieagenda: Zwischen fossiler Diversifizierung und grünem Wandel
Zyperns Energiestrategie basiert auf drei Säulen:
Diversifizierung der Energiequellen – durch Gasexploration im zyprischen Offshore-Gebiet und gleichzeitige Integration erneuerbarer Energien.
Regionale Vernetzung – durch Großprojekte wie den EuroAsia Interconnector, der Zypern mit dem europäischen Stromnetz verbindet.
Grüne Transformation – durch Investitionen in Solarenergie, Wasserstofftechnologien und Energieeffizienzprogramme.
Minister Papanastasiou betonte, dass Zypern die Balance zwischen Energieautarkie und Nachhaltigkeit wahren müsse:
„Unsere Verantwortung besteht darin, Versorgungssicherheit zu garantieren, ohne die Klimaziele aus den Augen zu verlieren. Zypern ist klein, aber strategisch unverzichtbar.“
Bilateralgespräche: Energieallianzen mit Israel, Estland und Litauen
Am Rande des Gipfels führte Papanastasiou eine Reihe von bilateralen Gesprächen mit seinen Amtskollegen aus Israel, Estland und Litauen sowie mit Führungskräften großer Energieunternehmen.
Mit Israel wurden Themen wie die Offshore-Gasförderung, gemeinsame Infrastrukturprojekte und die Kooperation im Bereich erneuerbare Energien diskutiert.
Mit Estland und Litauen lag der Fokus auf Digitalisierung im Energiesektor, Smart-Grid-Technologien und Cybersicherheit für Energieinfrastrukturen.
Diese Treffen verdeutlichen Zyperns Ambition, sich als technologisch vernetzter Energie-Knotenpunkt Europas zu positionieren.
P-TEC-Gipfel: Transatlantische Energiepartnerschaft für die Zukunft
Das Partnership for Transatlantic Energy Cooperation (P-TEC) wurde ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit zwischen den USA, Europa und Energiepartnern im Nahen Osten zu stärken.
Ziel ist es, Energiesicherheit, Diversifizierung und Dekarbonisierung transatlantisch zu verknüpfen.
Der Gipfel in Athen markierte die sechste Ausgabe des Formats und brachte Minister, Diplomaten, Energieunternehmen und Think Tanks zusammen.
Themen waren unter anderem:
Kritische Infrastrukturen im Mittelmeerraum,
Versorgungssicherheit in Zeiten geopolitischer Spannungen,
Wasserstofftechnologien und LNG-Terminals,
Dekarbonisierung und Green Transition in der EU.
Zypern nahm in diesen Diskussionen eine aktive und gestaltende Rolle ein – als EU-Mitglied mit unmittelbarer Verbindung zu den Energiequellen des Nahen Ostens.
Das Eastern Mediterranean Energy Center: Ein Pfeiler der Stabilität
Die Minister bezeichneten das geplante Eastern Mediterranean Energy Center (EMEC) als „zentrale Säule regionaler Stabilität“.
Das Zentrum soll:
Wissenschaftliche und technische Kooperation fördern,
Forschung zu erneuerbaren Energien und Wasserstofftechnologien bündeln,
und als Koordinationsstelle für Infrastrukturprojekte zwischen EU, Israel, Ägypten und Jordanien fungieren.
Für Zypern bedeutet dies eine führende Rolle in der strategischen Energiearchitektur Europas – als Brücke zwischen Ost und West, Nord und Süd.
Blick nach vorn: Nächstes 3+1-Treffen in Washington
Die Minister einigten sich darauf, das nächste 3+1-Energy-Dialogue-Treffen im zweiten Quartal 2026 in Washington D.C. abzuhalten.
Dort sollen die bisherigen Fortschritte evaluiert und neue Initiativen zur regionalen Strom- und Gasvernetzung, zur Wasserstoffentwicklung und zur digitalen Netzsicherheit beschlossen werden.
Damit festigt sich das 3+1-Format als dauerhafte diplomatische Plattform für Energie- und Sicherheitskooperation im östlichen Mittelmeer.
Geopolitische Bedeutung: Zypern als Brücke Europas in den Nahen Osten
Die Teilnahme Zyperns am P-TEC- und 3+1-Prozess ist weit mehr als Symbolpolitik.
Das Land positioniert sich als strategisches Bindeglied zwischen der Europäischen Union, dem Nahen Osten und den USA.
In einer Zeit, in der Energiepolitik zunehmend geopolitisch aufgeladen ist, gewinnt Zypern eine zentrale Vermittlungsrolle:
Es bietet Stabilität in einer fragilen Region,
es verbindet EU-Regelwerke mit regionalen Interessen,
und es fungiert als Plattform für europäische Energiesouveränität.
Fazit: Zypern – kleiner Staat, große Energievision
Mit klarer Strategie, verlässlicher Diplomatie und wachsender technischer Kompetenz beweist Zypern, dass Energiepolitik nicht nur Größe, sondern Weitsicht erfordert.
Der Auftritt von Energieminister George Papanastasiou in Athen unterstreicht die Ambition des Landes, eine gestaltende Rolle im Energiesystem des 21. Jahrhunderts zu übernehmen – als Brückenbauer, Stabilitätsanker und Innovator zugleich.
„Kooperation ist der einzige Weg, Energie als Motor von Frieden, Sicherheit und Wohlstand zu nutzen“, resümierte Papanastasiou am Rande des Gipfels.
Mit Blick auf 2026 und das anstehende EU-Ratspräsidentschaftsjahr Zyperns wird erwartet, dass Energiefragen – insbesondere erneuerbare Quellen, Netzverbindungen und Versorgungssicherheit – im Zentrum der europäischen Agenda stehen werden.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)
