Übergang zu einer wissensbasierten Gesellschaft
Zypern befindet sich in einer Phase des ökonomischen Wandels: Das Land strebt nicht nur ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum an, sondern hat sich insbesondere die Weiterentwicklung hin zu einer wissensbasierten Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben. Beim 15. Nicosia Economic Congress standen genau diese Transformation und die damit verbundenen Herausforderungen im Zentrum einer Podiumsdiskussion mit hochrangigen Akteuren.
Irene Pikis, stellvertretende Ministerin des Präsidialamts, wies in ihren Ausführungen darauf hin, dass Zypern derzeit zu den wachstumsstärksten Volkswirtschaften Europas zählt. Gleichzeitig gehe es darum, neben der Stabilität des Wachstumskurses auch den Übergang zu einer auf Fachwissen und Innovation basierenden Wirtschaft zu sichern.
Fokus: Fachkräftemangel und Rückkehr junger Talente
Bedarf an hochqualifizierten Kräften
Laut Pikis ist es das Bestreben der Regierung, junge Zyprerinnen und Zyprer mit Auslandserfahrung zur Rückkehr zu bewegen. Hochqualifizierte Fachkräfte sind eine der Säulen, um den Übergang in eine wissensbasierte Gesellschaft erfolgreich zu gestalten. Schon im kommenden Monat sollen konkrete Steuer- und Anreizpakete vorgestellt werden, die die Rückkehr attraktiver machen.Bedeutung des Technologiebereichs
Pikis unterstrich den zunehmenden Beitrag des Technologiesektors am BIP: Bereits jetzt erreiche dieser etwa 14 %, zusammen mit dem Bildungsbereich sogar 20 %. Diese Kennzahlen illustrieren eine spürbare Diversifizierung der zyprischen Wirtschaftsstruktur jenseits klassischer Sektoren wie Tourismus oder Finanzdienstleistungen.Positive Kennzahlen
Hohe Wachstumsrate: Zypern rangiert unter den Top-EU-Ländern in Bezug auf Wirtschaftswachstum.
Gesunkene Staatsverschuldung: Die öffentliche Verschuldung hat sich deutlich verringert, ein Zeichen der Konsolidierung der Staatsfinanzen.
Niedrige Arbeitslosigkeit: Unter 5 % – ein Indikator für den Erfolgspolitik der Regierung, gleichwohl auch Ausdruck eines angespannten Arbeitsmarkts.
Herausforderungen: Geopolitische Lage, Energie und Bürokratieabbau
Unsicheres globales Umfeld
Pikis betonte die zahlreichen externen Faktoren, die Wachstum und Stabilität beeinflussen – von geopolitischen Spannungen bis hin zu Veränderungen in globalen Lieferketten. Diese Entwicklungen machen „umsichtige Schritte“ erforderlich, um mögliche Schocks besser abfedern zu können.Energiekosten
Die Reduktion der Energiekosten ist für die Wettbewerbsfähigkeit zyprischer Unternehmen von zentraler Bedeutung. Nur wenn Strom- und Brennstoffkosten moderat bleiben, können Betriebe ihre Produkte effizient herstellen und international absetzen. Pikis verwies in diesem Kontext auf Ziele, erneuerbare Energien und Energiespeicherlösungen zu stärken.Verwaltungsreform
Bürokratieabbau sowie Digitalisierung im öffentlichen Sektor werden als Schlüsselfaktoren bezeichnet, um schneller auf Marktänderungen zu reagieren und ein unternehmensfreundliches Klima zu schaffen. Pikis kündigte an, dass ein Business Service Center im nächsten Monat in Betrieb gehen soll, um Behördenverfahren zu optimieren.
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Mehr InformationenStimmen aus der Wirtschaft
George Georgiou (Nicosia Mall)
Georgiou sieht den aktuellen Wirtschaftskurs zwar positiv, betont aber, dass Stabilität und Weiterentwicklung nur gelingen, wenn man weiterhin aufmerksam agiert. Dabei spiele die Professionalisierung von Management- und Führungspositionen in staatlichen Organisationen eine essenzielle Rolle. Gleichzeitig stellt er die Frage, wie gute und zeitgemäße Bewertungen im öffentlichen Sektor implementiert werden können.Nearchos Petrides (Ellinas Finance)
Er plädiert für bessere Bildung und mehr praktische Erfahrung. Auch sollten Finanzinstitute gemeinsam mit der Regierung Lösungen entwickeln, um den Mittelstand zu unterstützen, der oft am stärksten von wirtschaftlichen Schwankungen betroffen ist. Hinsichtlich der geplanten Steuerreform regt Petrides Änderungen an, die insbesondere für Privathaushalte und weniger nur für Unternehmen entlastend wirken sollen.Chryso Tsokkos (A. Tsokkos Hotels)
Tsokkos‘ Perspektive als Vertreterin der Tourismusbranche wirft ein Licht auf den Tourismussektor Zyperns, der sich in den letzten Jahren durchaus als resilient erwiesen hat. Saisonale Abhängigkeiten sind allerdings eine andauernde Herausforderung – die Hauptpriorität müsse sein, die Reisezeit in Zypern auf 9–10 Monate auszudehnen und so in neuen Quellmärkten Fuß zu fassen.
Zukunftsprojekte und „Vision 2035“
Die stellvertretende Ministerin Pikis griff an mehreren Stellen auf Projekte zurück, die im Rahmen der „Vision 2035“ und des Recovery and Resilience Fund umgesetzt werden. Einige Ansätze:
Aufbau einer wissensbasierten Wirtschaft
Stärkere Fokussierung auf Innovation und Forschung
Anreize für Start-ups, darunter Steuervorteile und Investitionsprämien
Technische Infrastruktur (Breitband, 5G) ausbauen
Bildungs- und Arbeitsmarktinitiativen
Programme, die Auslandszyprer zur Rückkehr motivieren
Intensivierte Berufsorientierung und Kooperationen von Hochschulen und Unternehmen
Förderung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
Digitale Verwaltung
Beschleunigte E-Government-Dienste
Ein zentrales Business Service Center, damit Unternehmen über One-Stop-Portale Genehmigungen, Lizenzen und Behördenverfahren abwickeln können
Kompetenzattraktivität
Pikis verwies zudem auf das Interesse großer Technologieunternehmen: „Der erste Aspekt, nach dem internationale Konzerne fragen, ist, welches Fachkräftepotenzial auf Zypern zur Verfügung steht.“ Eine gut ausgebildete, mehrsprachige Bevölkerung kann den Weg für fortschrittliche Projekte – etwa in Softwareentwicklung, KI, Blockchain oder Cybersecurity – ebnen.
Fazit
Trotz unsicherer Zeiten sieht sich Zypern auf einem soliden Weg: Mit einer wachsenden, diversifizierten Wirtschaft, niedriger Arbeitslosigkeit und einer gezielten Politik des Innovationsschubs wollen Regierung und Privatsektor auch kommende Herausforderungen bewältigen. Qualität statt Quantität – so könnte man das Motto zusammenfassen: Fachkräfte zurückholen, Schlüsselindustrien fördern und in digitale Lösungen investieren, um den Schritt zur wissensbasierten Gesellschaft wirkungsvoll voranzutreiben.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA/KAL/KCH/MK/2025)