Die Stromversorgung in Zypern ist auch in Zeiten hoher Nachfrage gesichert. Dies bestätigte Hara Koushappa, Sprecherin des Transmission System Operator (TSO), im Gespräch mit der Cyprus News Agency (CNA). Sowohl erneuerbare Energien als auch konventionelle Kraftwerke tragen dazu bei, dass zu keiner Zeit ein Engpass zu befürchten ist – vorausgesetzt, es kommt nicht zu unvorhersehbaren technischen Störungen.
1. Ausreichende Kapazität für Tag- und Nachtspitzen
Laut Koushappa verfügt das zyprische Stromnetz derzeit über genügend Kapazitäten, um sowohl Tages- als auch Abendspitzen problemlos zu decken. Dies gilt insbesondere für die Mittagsstunden zwischen 14:00 Uhr und 16:00 Uhr, wenn die Nachfrage typischerweise am höchsten ist.
Die Prognosen des TSO gehen für diese Zeiträume von einem Bedarf zwischen 1.030 und 1.050 Megawatt (MW) aus. Auch in den Abendstunden, wenn die Solarstromproduktion stark zurückgeht, sei die Versorgung sichergestellt.
„Diese kritischen Stunden wollen wir immer mit konventioneller Energie abdecken, um eine vollständige Versorgung zu garantieren“, so Koushappa.
2. Aktuelle Last- und Produktionsdaten
Ein Blick auf die Live-Daten des TSO vom heutigen Tag um 12:30 Uhr verdeutlicht die aktuelle Lage:
Gesamtnachfrage: 1.002 MW
Konventionelle Stromerzeugung: 480 MW
Dezentrale Photovoltaikproduktion: 513 MW
Windkraftproduktion: 9 MW
Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass die Solarenergie in den Mittagsstunden mittlerweile über die Hälfte des Strombedarfs deckt, während konventionelle Kraftwerke und Windkraft die restliche Last übernehmen.
3. Rolle der Photovoltaik in der Mittagsproduktion
Die starke Sonneneinstrahlung Zyperns macht Photovoltaikanlagen zum tragenden Pfeiler der Tagesstromversorgung. Die installierte Leistung aus Solarkraft wächst kontinuierlich, wodurch an sonnigen Tagen zeitweise ein Großteil des Bedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann.
Dieser Vorteil bringt jedoch eine besondere Herausforderung mit sich: Nach Sonnenuntergang fällt der Beitrag der Photovoltaikproduktion abrupt auf null, während die Nachfrage in den frühen Abendstunden oft nochmals ansteigt – insbesondere durch Klimaanlagen im Sommer und Heizgeräte im Winter.
4. Absicherung durch konventionelle Kraftwerke
Um diese „Solar-Lücke“ am Abend zu schließen, setzt Zypern nach wie vor auf konventionelle Kraftwerke. Diese gewährleisten eine planbare und flexible Energieversorgung, unabhängig von Wetter- und Tageslichtbedingungen.
Koushappa betonte, dass die konventionellen Anlagen so dimensioniert und gewartet werden, dass sie die Abendspitzen vollständig abdecken können. Nur im Fall einer größeren technischen Störung könnte es zu Problemen kommen – ein Szenario, das jedoch durch regelmäßige Instandhaltung und Netzmanagement weitgehend minimiert wird.
5. Strategische Bedeutung des Energiemixes
Der zyprische Energiemix entwickelt sich zunehmend in Richtung einer hybriden Versorgung:
Photovoltaik liefert tagsüber hohe Anteile, entlastet konventionelle Kraftwerke und reduziert den CO₂-Ausstoß.
Konventionelle Anlagen sichern Grund- und Spitzenlast in den Abend- und Nachtstunden.
Windkraft trägt derzeit nur einen kleinen, aber kontinuierlichen Anteil bei.
Langfristig verfolgt die Regierung das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu steigern. Bis dahin bleibt die Kombination mit konventionellen Anlagen unverzichtbar, um Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
6. Herausforderungen für die Zukunft
Obwohl die aktuelle Situation stabil ist, weist der TSO auf mehrere Faktoren hin, die künftig eine Rolle spielen werden:
Integration von Speichertechnologien
Batteriegroßspeicher oder Pumpspeicher könnten künftig helfen, Solarstrom aus den Mittagsstunden für den Abend bereitzustellen.Netzausbau und -modernisierung
Die steigende Zahl dezentraler Erzeuger erfordert intelligente Netzsteuerung und leistungsfähige Übertragungsleitungen.Flexibilisierung der Nachfrage
Durch variable Stromtarife oder intelligente Steuerung könnten Verbraucher ihren Verbrauch teilweise in sonnenreiche Tagesstunden verlagern.Wetter- und Klimarisiken
Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Stürme können sowohl Erzeugung als auch Verbrauch stark beeinflussen – und müssen in die Netzplanung einbezogen werden.
7. Fazit
Die zyprische Stromversorgung steht derzeit auf einem soliden Fundament. Dank des Zusammenspiels aus wachsender Photovoltaikkapazität und verlässlicher konventioneller Kraftwerksleistung kann auch in Zeiten hoher Nachfrage eine stabile Versorgung sichergestellt werden.
TSO-Sprecherin Hara Koushappa fasst es prägnant zusammen:
„Es gibt genug Kapazität, um die Nachfrage zu decken – sowohl in den Spitzenzeiten als auch nachts.“
Zypern bleibt damit ein Beispiel für eine erfolgreiche Kombination von erneuerbaren und konventionellen Energien, während gleichzeitig der Übergang zu einer nachhaltigeren Energiezukunft vorbereitet wird.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)