Zypern: Notwendigkeit einer Kapitalmarktunion betont beim 20. Economist-Zypern-Gipfel
Beim 20. jährlichen Economist-Zypern-Gipfel in Nikosia hob George Theocharides, Vorsitzender der zypriotischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (CySEC), die Dringlichkeit einer stärkeren europäischen Integration hervor. Insbesondere betonte er die Bedeutung einer Kapitalmarktunion, die es europäischen Investoren erleichtern würde, Unternehmen innerhalb der EU zu finanzieren und so deren Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu stärken.
Globale Unsicherheiten und ihre Auswirkungen
In seiner Eröffnungsrede wies Theocharides auf die zunehmende Risikoaversion von Investoren hin, die durch geopolitische Spannungen ausgelöst wird. Viele Anleger ziehen sich aus riskanteren Anlagen zurück und suchen Zuflucht in sicheren Werten wie dem US-Dollar, Gold oder US-Staatsanleihen. Dies hat zu einer Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar geführt, der auch durch mögliche proinflationäre Maßnahmen in den USA und die Befürchtung neuer Handelszölle gestützt wird. Diese Entwicklungen könnten das Wirtschaftswachstum in Europa beeinträchtigen.
Kapitalmarktunion als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit
Theocharides bezeichnete die Kapitalmarktunion, ein Konzept, das erstmals 2014 diskutiert wurde, als notwendig für die EU. „Europa braucht stärkere Kapitalmärkte, um europäische Unternehmen zu finanzieren, damit sie mit Regionen wie den Vereinigten Staaten und China konkurrieren können“, sagte er. Er argumentierte, dass europäische Investoren vermehrt in europäische Unternehmen investieren sollten, anstatt ihr Kapital in den USA anzulegen.
Er betonte außerdem die Bedeutung von:
- Innovationsfinanzierung,
- der Vollendung von Reformen in den Finanzinstitutionen,
- Transparenz in den Finanzmärkten,
- einer stärkeren Marktintegration,
- verbessertem Corporate Governance und
- der Förderung der grünen Transformation.
Zyperns Herausforderungen und Chancen
Wim Van Aken, Missionschef des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) für Zypern, unterstrich in derselben Sitzung, dass Zypern aufgrund seiner Größe und geografischen Lage anfälliger für externe Schocks und geopolitische Spannungen sei als größere Länder. Russische Sanktionen und die Nähe zum Nahen Osten hätten das Land stark beeinflusst.
Trotzdem zeigte sich Van Aken optimistisch: Zyperns Schuldenstand könnte bis 2026 auf 60 % des BIP sinken, eine Entwicklung, die vor einem Jahrzehnt kaum vorstellbar war. Der Bankensektor des Landes befinde sich in der stärksten Position seit Jahrzehnten, gestützt durch höhere Zinssätze, die die Gewinne steigern und die Solvabilitätsquote über den Eurozonen-Durchschnitt treiben.
Reformen und Diversifikation
Van Aken betonte, dass Zypern trotz der positiven Aussichten weiterhin Reformen vorantreiben müsse, um Schwachstellen zu adressieren und die Vorteile der europäischen Integration voll auszuschöpfen. Er hob hervor:
- Die Notwendigkeit, die grüne und digitale Transformation im Rahmen des Wiederaufbau- und Resilienzplans (RRP) zu beschleunigen. Zypern hat diesen Plan etwa zur Hälfte umgesetzt, mit zwei verbleibenden Jahren für die vollständige Nutzung.
- Die Vorteile einer stärkeren Diversifikation in der Wirtschaft, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber geopolitischen und wirtschaftlichen Fragmentierungen zu erhöhen. Beispiele hierfür sind:
- Tourismus: Erschließung neuer Märkte und Produkte,
- Einführung eines ICT-Sektors,
- Förderung eines grüneren Energiemixes,
- Internationalisierung von Bildung und Gesundheitsdiensten.
Fazit
Die Diskussionen auf dem Economist-Zypern-Gipfel verdeutlichten die zentrale Rolle einer stärkeren europäischen Integration, insbesondere durch eine Kapitalmarktunion, um die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der EU-Mitgliedsstaaten zu stärken. Für Zypern bieten Reformen, Diversifikation und die volle Nutzung europäischer Fördermittel eine klare Perspektive, um wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern und die Position des Landes in Europa weiter zu festigen.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)