Wiederaufnahme des Dialogs im Zypernkonflikt hat oberste Priorität, betont Regierungsvertreter
Nikosia – Die Wiederaufnahme des Dialogs zur Lösung des Zypernproblems ist das vordringlichste Anliegen der Regierung, erklärte der Ständige Sekretär des Innenministeriums, Dr. Elikkos Elia, am Sonntag. In seiner Rede, die er im Namen der Regierung während einer jährlichen Gedenkfeier für die Gefallenen und einer Gebetsstunde für die Vermissten der Gemeinde Alambra im Bezirk Nikosia hielt, betonte Elia, dass die griechisch-zyprische Seite unter der Führung von Präsident Nikos Christodoulides jederzeit bereit sei, auf einen Aufruf zu Verhandlungen in einem Geist der Zusammenarbeit zu reagieren.
Elia hob hervor, dass die provokante Rhetorik, Unnachgiebigkeit und das Festhalten der türkischen Seite an einer Zwei-Staaten-Lösung weder in Zypern noch von der europäischen und internationalen Gemeinschaft akzeptiert werden können. Die türkische Seite müsse ihre inakzeptablen Forderungen und Handlungen aufgeben und mit einer konstruktiven Haltung an den Verhandlungstisch zurückkehren, um eine umfassende und tragfähige Lösung des Zypernproblems zu erzielen.
In seiner Ansprache ging Elia auch auf das Thema der Vermissten ein, das weiterhin eine „blutende Wunde“ darstellt und keinen Raum für Nachlässigkeit lässt. Trotz der Bergung und Identifizierung der Überreste vieler Vermisster werde man nicht ruhen, bis die letzte Familie von Vermissten Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen erlangt hat, betonte Elia. Fünfzig Jahre nach den Ereignissen warte das Opfer unserer Helden immer noch auf Gerechtigkeit.
„Wir haben die Bemühungen zur Lösung des Zypernproblems nicht aufgegeben und werden dies auch nicht tun. Mit Ausdauer und Hingabe arbeitet der Präsident der Republik mit dem einzigen Ziel, die durch die andauernde illegale Besatzung geschaffenen Fakten zu beseitigen, die grundlegenden Menschenrechte und Freiheiten aller rechtmäßigen Einwohner Zyperns zu gewährleisten und unser Heimatland wiederzuvereinigen“, führte Elia weiter aus. Mit konkreten und gezielten diplomatischen Initiativen strebe man ein Zypern der Gerechtigkeit und Demokratie an, ein Zypern, in dem alle rechtmäßigen Bewohner, insbesondere die Jugend, in Frieden und kollektiven Fortschritt leben können.
Er unterstrich zudem erneut, dass die türkische Seite ihre inakzeptablen Forderungen und Handlungen aufgeben und mit einer konstruktiven Haltung an den Verhandlungstisch zurückkehren müsse, um eine umfassende und tragfähige Lösung des Zypernproblems zu erreichen.
„Eine Lösung, die auf den Prinzipien und Werten unserer großen europäischen Familie und dem internationalen Recht basiert. Eine Lösung, die die Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen respektiert und Bedingungen schafft, die allen Zyprioten das Recht geben, in einem modernen, europäischen, normalen Staat unter Sicherheits- und Fortschrittsbedingungen zu leben und zu schaffen“, fügte Elia hinzu.
„Die Wiederaufnahme des Dialogs ist unser vordringlichstes Anliegen. Die griechisch-zyprische Seite, vertreten durch den Präsidenten der Republik, ist jederzeit bereit, in einem Geist der Zusammenarbeit auf einen Aufruf zu Verhandlungen zu reagieren. Unser Wille, eine endgültige und praktikable Lösung auf der Grundlage des vereinbarten Rahmens zu finden, ist klar. Wir erwarten, dass die türkisch-zyprische Seite den gleichen Willen zeigt, um im Interesse unseres Landes und unserer Bevölkerung, der europäischen Gemeinschaft und der gesamten Region des östlichen Mittelmeers voranzukommen“, schloss Elia seine Rede ab.
Zypern ist seit 1974 geteilt, als die Türkei das nördliche Drittel der Insel besetzte. Mehrere Runden von Friedensverhandlungen unter der Leitung der Vereinten Nationen haben bisher keine Ergebnisse gebracht. Die letzte Verhandlungsrunde im Juli 2017 im Schweizer Ferienort Crans-Montana endete ergebnislos.
CYPRUS NEWS AGENCY (CNA)
Ort: Nikosia, Zypern
Themen: Politik
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Hintergrund zum Zypernkonflikt: Ein Blick auf die geteilte Insel und gescheiterte Friedensbemühungen
Seit fast einem halben Jahrhundert ist Zypern ein geteiltes Land, ein Zustand, der das politische, soziale und wirtschaftliche Leben der Insel nachhaltig geprägt hat. Die Wurzeln des Konflikts reichen tief in die Geschichte zurück und spiegeln die Spannungen zwischen den griechischen und türkischen Gemeinschaften auf der Insel wider. Doch das Jahr 1974 markierte den entscheidenden Wendepunkt, der Zypern in die gegenwärtige politische Sackgasse führte.
Die Teilung der Insel 1974
Die geteilte Realität Zyperns begann im Sommer 1974, als die Türkei in den nördlichen Teil der Insel einmarschierte, offiziell als Reaktion auf einen von griechischen Nationalisten inszenierten Putsch, der von der griechischen Militärjunta unterstützt wurde. Ziel dieses Putsches war es, Zypern mit Griechenland zu vereinen, eine Idee, die als „Enosis“ bekannt war. Die türkische Intervention führte zu einer raschen militärischen Besetzung des nördlichen Drittels der Insel und zur Vertreibung von etwa 200.000 griechischen Zyprioten aus diesem Gebiet. Gleichzeitig flohen viele türkische Zyprioten in den Norden.
Diese militärische Intervention und die daraus resultierende Besetzung haben die Insel in zwei weitgehend getrennte ethnische Gemeinschaften geteilt: den international anerkannten griechisch-zypriotischen Süden und den nur von der Türkei anerkannten türkisch-zypriotischen Norden. Die Pufferzone, die von den Vereinten Nationen überwacht wird und die Insel in zwei Hälften teilt, ist heute eines der sichtbarsten Zeichen dieser Trennung.
Vergebliche Friedensbemühungen
Seit der Teilung im Jahr 1974 haben mehrere Runden von Friedensverhandlungen stattgefunden, um eine Lösung für das Zypernproblem zu finden. Diese Verhandlungen wurden meist unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen geführt und umfassten verschiedene Formate und Akteure, einschließlich direkter Gespräche zwischen den Führern der griechisch- und türkisch-zypriotischen Gemeinschaften sowie multilateralen Verhandlungen mit Beteiligung der Garantiemächte Griechenland, Türkei und Großbritannien.
Die Verhandlungen scheiterten jedoch immer wieder an einer Vielzahl von Hindernissen. Zu den Hauptproblemen gehören die Fragen der Machtteilung zwischen den beiden Gemeinschaften, der Rückkehr und Entschädigung von Flüchtlingen, der territorialen Anpassungen und der Zukunft der türkischen Truppen auf der Insel. Darüber hinaus besteht Uneinigkeit über den Status der Insel: Während die griechischen Zyprioten eine föderale Lösung mit einem starken zentralen Staat bevorzugen, plädieren viele türkische Zyprioten, unterstützt von der Türkei, für eine Zwei-Staaten-Lösung.
Der gescheiterte Versuch von Crans-Montana 2017
Die bislang letzte große Runde von Verhandlungen fand im Juli 2017 im Schweizer Ferienort Crans-Montana statt. Diese Gespräche galten als vielversprechender Schritt hin zu einer möglichen Lösung, da sie unter hohem diplomatischen Druck stattfanden und sowohl die Führer der griechisch- und türkisch-zypriotischen Gemeinschaften als auch Vertreter der Garantiemächte zusammenbrachten.
Die Verhandlungen in Crans-Montana scheiterten jedoch trotz intensiver Bemühungen. Die zentralen Streitpunkte blieben ungelöst, insbesondere die Frage der Sicherheitsgarantien und der Anwesenheit türkischer Truppen auf der Insel. Während die griechisch-zypriotische Seite auf der vollständigen Rückkehr aller Flüchtlinge und der vollständigen Abzug der türkischen Truppen bestand, beharrte die türkische Seite auf der Beibehaltung einer militärischen Präsenz und auf Sicherheitsgarantien, die von Ankara kontrolliert würden.
Der Abbruch der Gespräche in Crans-Montana war ein schwerer Rückschlag für den Friedensprozess und führte zu einer weiteren Verhärtung der Positionen auf beiden Seiten. Seitdem haben sich die Spannungen zwischen den beiden Gemeinschaften weiter verschärft, insbesondere angesichts der türkischen Aktivitäten in den umstrittenen Gewässern vor der Küste Zyperns, die reiche Erdgasvorkommen vermuten lassen.
Der Weg nach vorn: Hoffnung oder Stillstand?
Die Zukunft des Zypernproblems bleibt ungewiss. Obwohl die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen und die Europäische Union, weiterhin auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen drängt, bleibt die politische Kluft zwischen den beiden Seiten tief. Die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat wiederholt ihre Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung bekräftigt, während die griechisch-zypriotische Seite weiterhin eine Wiedervereinigung der Insel anstrebt.
Der jüngste Vorstoß des zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulides zur Wiederaufnahme der Gespräche zeigt zwar, dass auf griechisch-zypriotischer Seite der Wille zu einer Lösung vorhanden ist, doch bleibt abzuwarten, ob die türkische Seite bereit ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Solange die grundlegenden Differenzen nicht überwunden werden, bleibt die Aussicht auf eine Lösung des Zypernproblems ungewiss.
In der Zwischenzeit bleibt Zypern ein geteiltes Land, in dem die Wunden der Vergangenheit nach wie vor tief sind und die Suche nach einer gerechten und dauerhaften Lösung fortgesetzt wird. Der Weg zur Wiedervereinigung ist lang und steinig, doch die Hoffnung auf Frieden und Einheit bleibt bestehen.