S&P hebt Ausblick für Zypern auf „positiv“: Eine Volkswirtschaft im Aufwind – trotz globaler Stürme

S&P hebt Ausblick für Zypern auf „positiv“: Eine Volkswirtschaft im Aufwind – trotz globaler Stürme

1. Ein Schritt Richtung Upgrade – und ein kräftiges Signal an die Märkte

Die internationale Ratingagentur S&P Global Ratings hat den Ausblick der Republik Zypern auf „positiv“ angehoben – ein Schritt, der meist den Weg für eine spätere Heraufstufung bereitet.

Die Kreditratings selbst bleiben vorerst bei A- / A-2, doch die Botschaft ist klar:
Die zyprische Volkswirtschaft hat in den vergangenen Jahren eine Entwicklung hingelegt, die selbst konservative Analysten überrascht.

Während größere EU-Volkswirtschaften mit Defiziten, Wachstumsschwäche oder geopolitischen Erschütterungen kämpfen, schafft Zypern etwas, das in Brüssel und Frankfurt gerne gesehen wird: stabile Überschüsse, sinkende Schulden und robustes Wachstum.

Oder anders gesagt:
Während man in Deutschland über Haushaltslöcher debattiert, zeigt die Mittelmeerinsel, dass auch in Europa solide Staatsfinanzen möglich sind – ganz ohne grauen Novemberhimmel.


2. Warum der Ausblick jetzt positiv ist: Die externe Position verbessert sich schneller als gedacht

S&P begründet die Entscheidung mit einer deutlich schneller fallenden Auslandsverschuldung, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor.

Die wichtigsten Faktoren:

  • starke Exportleistung, vor allem im Dienstleistungssektor (IT, Unternehmensdienstleistungen, Tourismus),

  • anhaltende Entschuldung von Staat, Unternehmen und Haushalten,

  • robuste Kapitalzuflüsse, aber ohne die verzerrenden Effekte von Briefkastenfirmen (SPEs), die S&P bewusst herausrechnet.

Trotz im Schnitt hoher Leistungsbilanzdefizite (über 8 % des BIP in 5 Jahren) sinkt die Auslandsverschuldung kontinuierlich – eine Kombination, die Ratingagenturen selten sehen.

Folge:
S&P ist überzeugt, dass die externe Position 2025–2027 stärker sein wird als in allen bisherigen Basisprognosen.


3. Wachstumsstark, resilient und stabil: Die zyprische Wirtschaft 2025

Für das Jahr 2025 erwartet S&P ein reales Wachstum von 3,3 % – ein Wert, von dem so manche Volkswirtschaft im Norden Europas nur träumen kann.

Zentrale Wachstumstreiber:

  • Tourismus, der inzwischen nahezu am Kapazitätslimit operiert

  • stark expandierender IT- und Technologiebereich, begünstigt durch Unternehmensverlagerungen nach Zypern

  • Binnenkonsum, getragen von realen Einkommenszuwächsen

  • Investitionen, darunter mehr als 500 Mio. Euro NGEU-Mittel bis 2026

Besonders bemerkenswert:
Zyperns Wirtschaft zeigt trotz Ukrainekrieg und Spannungen im Nahen Osten eine beeindruckende Robustheit.
Die Exportabhängigkeit von US-Märkten ist gering, das Risiko externer Schocks begrenzt.

Wenn Risiken bestehen, dann eher indirekt – etwa durch schwächere Konjunktur in Europa.


4. Staatsfinanzen: Überschüsse, Schuldenabbau und beeindruckende Haushaltsdisziplin

Die fiskalischen Zahlen sind – gerade im EU-Vergleich – bemerkenswert:

  • 4,1 % Budgetüberschuss im Jahr 2024 – der höchste je gemessene

  • 3,3 % durchschnittlicher Überschuss bis 2028 prognostiziert

  • Staatsschuld fällt bis 2028 auf ca. 35 % des BIP

  • unter 60 % Maastricht-Grenze seit 2025

  • Zinskosten: nur 2,9 % der Staatseinnahmen

  • Staatliche Barreserven: 3,9 Mrd. Euro (11 % BIP)

Während europäische Großstaaten mit strukturellen Defiziten kämpfen, tilgt Zypern Altschulden aus der Eurokrise und baut solide Puffer auf.

Ein mediterraner Sonderweg?

Vielleicht.
Ein erfolgreicher auf jeden Fall.

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5. Energiepolitik & Geopolitik: Herausforderungen und Chancen

S&P lobt den institutionellen Rahmen Zyperns, betont aber auch die Rolle der Energiepolitik.

5.1 LNG-Terminal Vasilikos

Das projektgeplagte Terminal soll nun in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Betrieb gehen – ein potenzieller Game-Changer:

  • niedrigere Stromkosten

  • mehr Versorgungssicherheit

  • geringere Abhängigkeit von Schweröl

5.2 Stromverbund Great Sea Interconnector

Das Großprojekt hängt in der Schwebe – politisch, technisch und finanziell.
S&P verweist auf die türkischen Blockaden, erkennt aber gleichzeitig die hohe strategische Bedeutung.

5.3 Gasexploration

Produktion könnte ab 2028 starten, überwiegend zur Weiterleitung nach Ägypten.
Einnahmen werden aufgrund der Unsicherheiten noch nicht in die Basisprognosen aufgenommen.


6. Bankensektor: Stabiler, schlanker und profitabel

Die Bankenlandschaft ist kaum wiederzuerkennen im Vergleich zum Krisenjahr 2013.

  • NPL-Quote: 5,5 %, nach EBA-Methodik sogar 2,9 %

  • solide Kapitalpuffer

  • sehr hohe Liquidität

  • steigende Profitabilität

  • erwartetes Kreditwachstum 2025: 2,5 %

S&P warnt allerdings vor hohen Altlasten bei Kreditübernahmegesellschaften – ein strukturelles Thema, das noch Zeit braucht.


7. Inflation & Wettbewerbsfähigkeit

Die Inflation sank im Oktober 2025 auf 0,3 %, vor allem wegen:

  • stark gefallener Energiepreise,

  • Rückgängen bei Nahrungsmitteln,

  • festem Euro.

Für 2026–2028 erwartet S&P ein Niveau leicht über 2 %.

Ein Risiko bleibt jedoch:
Das CoLA-System, das Löhne an zwei Drittel der Inflation koppelt, könnte langfristig die Preisstabilität belasten.

Allerdings erhöht es zugleich die Kaufkraft – ein politisch schwer antastbares Thema.


8. Potenzielle Risiken

S&P nennt zwei mögliche Auslöser für ein Downgrade:

  1. externe Schocks, etwa durch Abschwächung in europäischen Kernmärkten

  2. geopolitische Spannungen, besonders im östlichen Mittelmeer

Dass die Agentur diese Risiken betont, ist Routine.
Dass sie trotzdem den Ausblick anhebt, zeigt die Realität:
Zypern ist deutlich widerstandsfähiger geworden.


9. Warum ein Upgrade wahrscheinlich ist

S&P könnte Zypern in den nächsten 12–24 Monaten hochstufen, wenn:

  • die Auslandsverschuldung weiter schneller sinkt als erwartet

  • Überschüsse stabil bleiben

  • das Wachstum robust bleibt

  • die Bankenrisiken weiter abnehmen

Mit anderen Worten:

Setzt Zypern seinen Kurs fort, steht das nächste A-Rating nicht mehr weit entfernt.


Fazit

S&P Global Ratings sendet ein starkes Vertrauen in Zyperns langfristigen wirtschaftlichen Kurs.
Mit einer Kombination aus:

  • solider Finanzpolitik,

  • starkem Wachstum,

  • sinkender Staatsverschuldung,

  • resilienter Wirtschaft,

  • energischen Strukturreformen,

  • einer dynamischen Dienstleistungsbranche

positioniert sich die kleine Mittelmeerinsel als eines der stabilsten und attraktivsten Wirtschaftssysteme Europas.

Während im Norden des Kontinents Haushaltsdebatten und Wachstumssorgen dominieren, zeigt Zypern, was mit konsequenter Politik, internationaler Offenheit und einem Schuss mediterraner Pragmatik möglich ist.


Quelle: Cyprus News Agency (CNA)

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