Ein neuer Anspruch an den Tierschutz
Auf der Generalversammlung der Federation of Veterinarians of Europe (FVE) richtete Antonia Theodosiou, Kommissarin für Umwelt und Tierschutz der Republik Zypern, einen eindringlichen Appell an Politik, Institutionen und Gesellschaft.
Ihre Botschaft war klar und unmissverständlich:
Nur durch die enge Kooperation aller staatlichen Stellen, Veterinärverbände, privater Tierärzte, Tierschutzorganisationen und der Bürger kann ein Rechtsstaat entstehen, der das Wohlergehen von Tieren als zentrales kulturelles und politisches Element begreift.
In einem Europa, das zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit, Ethik und verantwortungsvolle Tierhaltung legt, zeigt Zypern damit klar: Die Insel will den Tierschutz nicht nur verwalten, sondern aktiv gestalten – und zwar auf höchstem Niveau.
2. Die Rolle des Pancyprian Veterinary Association: 47 Jahre Expertise
Theodosiou würdigte besonders die Arbeit des Pancyprian Veterinary Association, der seit 1978 als administrativer, wissenschaftlicher und beruflicher Vertreter der zyprischen Tierärzte fungiert.
Dieser Verband hat über Jahrzehnte:
die Qualität der veterinärmedizinischen Ausbildung erhöht,
internationale Anerkennung der Branche gefördert,
den Weg für moderne tiermedizinische Standards geschaffen.
Die FVE-Generalversammlung in Zypern – ausgerechnet im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen der FVE – unterstreicht die wachsende Bedeutung des Inselstaates in Europa.
Während mancherorts Veterinärmedizin und Tierschutz eher als Randthemen behandelt werden, positioniert sich Zypern zunehmend als aktiver, politischer und sachorientierter Gestalter im europäischen Netzwerk.
3. Das Amt der Kommissarin: Unabhängig, effizient und breit verankert
Theodosiou erinnerte daran, dass das Amt der Kommissarin für Umwelt und Tierschutz direkt unter der Präsidentschaft angesiedelt ist – jedoch unabhängig arbeitet.
Diese Struktur ermöglicht:
objektive, autonome Interventionen,
schnelle Entscheidungen ohne bürokratische Hürden,
langfristige Strategien statt kurzfristiger Reaktionen,
enge Zusammenarbeit mit der Veterinärbehörde und dem Landwirtschaftsministerium.
Die Erweiterung ihres Mandats im Oktober 2024 auf den bereich der Tierschutzpolitik – insbesondere für Heimtiere – ist ein klarer politischer Ausdruck der Regierung:
Zypern will nicht länger reagieren, sondern gestalten.
4. Herausforderungen: Von überfüllten Tierheimen bis zu Gesetzeslücken
Die Kommissarin sprach offen über bestehende Defizite.
Ein Punkt, der im Mittelmeerraum leider allzu bekannt ist: Überpopulation von streunenden Hunden und Katzen.
Die Herausforderungen umfassen:
Überfüllte kommunale und private Tierheime
Unzureichende Kastrationsprogramme
Fehlende Registrierung / Identifikation
Geringes Bewusstsein für verantwortungsvolle Tierhaltung
Lücken in der Umsetzung bestehender Gesetze
Fehlende veterinärmedizinische Versorgung für Tiere vulnerabler Gruppen
Während manche Länder den Tierschutz nur auf dem Papier leben, setzt Zypern nun auf einen umfassenden, strukturierten Ansatz.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen5. Das neue „Action Plan for Animal Welfare“: Ein Wendepunkt
Einer der wichtigsten Schritte ist das Aktionsprogramm für den Schutz von Hunden und Katzen, das die Kommissarin kürzlich dem Präsidialamt vorlegte.
Der Plan umfasst:
5.1. Identifikation & Registrierung
umfassende Mikrochip-Pflicht
zentrale Datenbank für Haustiere
Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Zucht
5.2. Sterilisation
nationale Kampagnen
Subventionen für einkommensschwache Haushalte
verpflichtende Kastrationsprogramme in Gemeinden
5.3. Öffentlichkeitsarbeit & Bildung
Informationskampagnen über verantwortungsvolle Haustierhaltung
Aufklärung über Misshandlung, Aussetzen & Folgen
Förderung freiwilliger Tierschutzinitiativen
5.4. Tierschutzinfrastruktur
Modernisierung kommunaler Tierheime
Aufbau neuer Einrichtungen in jedem Bezirk
veterinärmedizinische Versorgung für streunende Tiere
staatlich unterstützte Pflegeprogramme
5.5. Unterstützung vulnerabler Gruppen
kostenlose oder subventionierte Tierpflege für sozial schwache Haushalte
Notfallfonds für Tierarztkosten
5.6. Qualifizierung & Kontrolle
Schulungen für Gemeindeinspektoren
strengere Überwachung illegitimer Tierhaltung
bessere Kooperation zwischen Gemeinden und NGOs
Dieser Plan ist kein Wunschzettel – er entsteht aus akuten Notwendigkeiten und ist gleichzeitig ein Fundament für ein nachhaltiges System, das in Europa seinesgleichen sucht.
6. Ein moderner Ansatz: Tierschutz als Faktor der öffentlichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur
Theodosiou betonte, dass Tierschutz nicht isoliert betrachtet werden darf.
Er beeinflusst:
✔ öffentliche Gesundheit
✔ Sicherheitsaspekte in Gemeinden
✔ Umweltqualität und Biodiversität
✔ Touristische Attraktivität
✔ Bild der Nation
✔ lokale Wirtschaft und kommunale Dienstleistungen
Für ein Land, das wie Zypern stark vom Tourismus abhängt, ist ein moderner, humaner und organisierter Umgang mit Heimtieren ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Eine Insel, in der streunende Tiere geordnet, respektvoll und professionell betreut werden, vermittelt nicht nur Werte – sie zeigt Modernität.
7. Kooperation als Schlüssel: Staat, Gemeinden und Zivilgesellschaft
Die Kommissarin hob immer wieder hervor, dass Tierschutz kein isoliertes Thema ist:
„Nur durch Zusammenarbeit aller staatlichen Institutionen, Kommunen, Tierärzte, Tierschutzgruppen und Bürger können wir einen modernen, rechtsstaatlichen Rahmen schaffen.“
Diese kooperative Vision setzt voraus:
politisches Engagement,
technische Expertise,
praktische Umsetzung vor Ort,
gesellschaftliche Beteiligung,
gemeinsame Verantwortung.
In einem Land mit hunderten ehrenamtlichen Tierschutzinitiativen kann genau diese Mischung den Unterschied machen.
8. Ausblick: Ein neuer europäischer Standard für Tierschutz
Mit dem vorgestellten Programm und der institutionellen Neuausrichtung hat Zypern eine reale Chance:
neue Standards zu setzen,
Tierschutz EU-weit sichtbar zu gestalten,
veterinärmedizinische Forschung zu stärken,
seine Rolle als Gastland großer europäischer Gremien zu festigen,
das Verhältnis zwischen Tieren und Gesellschaft auf ein neues Niveau zu heben.
In Zeiten, in denen viele europäische Staaten mit Tierschutzskandalen Schlagzeilen machen, zeigt Zypern einen Weg nach vorne – verantwortungsbewusst, ambitioniert und praktisch.
Fazit
Der Auftritt von Kommissarin Antonia Theodosiou auf der FVE-Generalversammlung markiert einen Wendepunkt in der zyprischen Tierschutzpolitik.
Mit einem umfassenden, strukturierten und nachhaltigen Aktionsplan verbindet die Republik Zypern:
staatliche Verantwortung
fachliche Expertise
gesellschaftliches Engagement
langfristige politische Vision
Damit entsteht ein moderner Rechtsstaat, der das Wohl der Tiere als integralen Bestandteil seiner Werte, seines Images und seiner Lebensqualität versteht.
Eine Entwicklung, die zeigt:
Zypern setzt nicht nur auf Sonne, Meer und Wachstum –
sondern auch auf Mitgefühl, Verantwortung und europäische Standards.
