Historische Steuerreform auf der Zielgeraden
Die umfassende Steuerreform 2025 der Republik Zypern steht kurz vor ihrer Fertigstellung.
Wie Finanzminister Makis Keravnos am Mittwochabend mitteilte, befinden sich die entsprechenden Gesetzesentwürfe derzeit zur rechtlichen Prüfung im Justizamt („Law Office“) der Republik und sollen innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden.
Damit rückt die Umsetzung der größten Steuerreform seit der EU-Mitgliedschaft Zyperns in greifbare Nähe – ein Reformpaket, das nach Angaben des Ministers sowohl Steuergerechtigkeit, Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit stärken als auch den Kampf gegen Steuerhinterziehung intensivieren soll.
Keravnos erklärte nach einem Treffen mit dem Steuerkommissar und Vertretern der Gewerkschaft SEK (Syntechnes Ergatikes Kinisis), dass die Gespräche „sehr produktiv und konstruktiv“ verlaufen seien.
„Wir haben viele offene Punkte geklärt und bewegen uns nun zügig auf den Abschluss eines umfassenden, modernen und sozial ausgewogenen Steuerreformpakets zu,“ so der Minister.
Die Steuerreform 2025: Struktur, Ziele und Philosophie
Die Steuerreform gilt als eines der zentralen politischen Projekte der Regierung von Präsident Nikos Christodoulides. Ihr Ziel ist es, das bestehende Steuersystem – das in seinen Grundzügen seit mehr als zwei Jahrzehnten unverändert besteht – an die wirtschaftliche Realität des 21. Jahrhunderts anzupassen.
Kernziele der Reform:
Modernisierung des Steuersystems – Einführung klarer, digitalisierter Verfahren für Bürger und Unternehmen.
Stärkung der sozialen Gerechtigkeit – Entlastung niedriger und mittlerer Einkommen.
Bekämpfung von Steuervermeidung und Steuerhinterziehung.
Förderung des Wirtschaftswachstums – Sicherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Zyperns als Wirtschaftsstandort.
Anpassung an EU-Richtlinien – insbesondere im Bereich digitaler Besteuerung und Nachhaltigkeit.
Keravnos betonte, dass die grundsätzliche Philosophie der Reform unverändert bleibe, wenngleich es in den letzten Konsultationsrunden noch technische Anpassungen und Sekundäränderungen geben könne.
„Änderungen werden immer bis zur letzten Minute vorgenommen,“ erklärte der Finanzminister, „doch die Hauptstruktur des Reformpakets steht.“
Kooperation zwischen Regierung, Steuerbehörde und Gewerkschaften
Das Treffen zwischen dem Finanzminister, dem Steuerkommissar und der Gewerkschaft SEK diente insbesondere dazu, zusätzliche Vorschläge der Arbeitnehmervertreter zu diskutieren.
SEK-Generalsekretär Andreas Matsas sprach nach dem Gespräch von einem „substanziellen, fruchtbaren und produktiven Austausch“, der den Gewerkschaften die Möglichkeit gab, ergänzende Anregungen für eine sozial ausgewogene Steuerreform einzubringen.
„Wir begrüßen, dass die Regierung besonderes Augenmerk auf den Kampf gegen Steuerflucht legt,“ so Matsas. „Unser Ziel ist eine Steuerreform, die sozial gerecht, wirtschaftlich nachhaltig und transparent ist.“
Die Regierung hatte zuvor mehrfach betont, dass sie die Steuerreform nicht im Alleingang, sondern in enger Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Gruppen umsetzen wolle. Dazu zählen neben Gewerkschaften auch Arbeitgeberverbände, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Kammern und Vertreter des Mittelstands.
Schlüsselthemen der Reform: Von Einkommenssteuer bis Steuertransparenz
Auch wenn die genauen Gesetzestexte derzeit noch in der juristischen Prüfung sind, sind mehrere inhaltliche Schwerpunkte bereits bekannt:
1. Neue Einkommenssteuerstruktur ab 2026
Die Einkommenssteuer soll progressiver und gerechter gestaltet werden. Insbesondere mittlere Einkommen sollen künftig spürbar entlastet werden. Für Spitzenverdiener sind leichte Anpassungen vorgesehen, um Mehreinnahmen zu generieren, die soziale Ausgleichsmaßnahmen finanzieren.
2. Digitale Besteuerung und Krypto-Regelungen
Zypern plant, als eines der ersten EU-Länder klare Regeln für die Besteuerung digitaler Vermögenswerte und Kryptowährungen einzuführen. Gewinne aus Krypto-Handel sollen künftig unter bestimmten Bedingungen steuerpflichtig werden, während Investitionen in Blockchain- und KI-Technologien steuerlich begünstigt werden können.
3. Unternehmensbesteuerung und Attraktivität des Standorts
Die Regierung bekräftigt, dass der Unternehmenssteuersatz von 12,5 % – einer der niedrigsten in der EU – beibehalten wird. Zugleich sollen steuerliche Abzüge für Forschung, Entwicklung und grüne Investitionen ausgeweitet werden. Damit soll Zypern seine Rolle als Hub für internationale Unternehmen und Start-ups festigen.
4. Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft
Besonderes Augenmerk liegt auf der Bekämpfung von Steuerflucht und Schwarzarbeit. Das Finanzministerium plant eine digitale Vernetzung der Finanz- und Sozialbehörden sowie verstärkte Prüfmechanismen bei verdächtigen Transaktionen.
Ein automatischer Informationsaustausch zwischen Banken und Steuerbehörden wird künftig Standard.
5. Vereinfachung für Bürger und KMU
Ein neuer digitaler Steuerassistent („CyTax“) soll es Bürgern und Unternehmen ermöglichen, Steuererklärungen vollständig online einzureichen und Zahlungen automatisiert abzuwickeln. Dies reduziert Bürokratie und steigert die Effizienz der Steuerverwaltung.
Zeitplan: Einreichung im Parlament und Umsetzung
Nach Abschluss der rechtlichen Prüfung durch das Law Office soll das Reformpaket dem Parlament (Vouli ton Antiprosopon) zur Debatte und Abstimmung vorgelegt werden.
Keravnos zeigte sich zuversichtlich, dass dies noch im Herbst 2025 erfolgen könne, sodass die erste Umsetzungsphase Anfang 2026 beginnen könne.
Die Regierung strebt eine stufenweise Einführung an, um Unternehmen und Bürgern ausreichend Anpassungszeit zu gewähren.
Parallel dazu werden Informationskampagnen und Workshops vorbereitet, um die Öffentlichkeit über die neuen Bestimmungen zu informieren.
Einordnung: Steuerpolitik als Pfeiler des Wirtschaftsstandorts Zypern
Die Steuerpolitik ist seit Jahrzehnten ein zentraler Bestandteil des ökonomischen Erfolgsmodells Zyperns. Mit seiner transparenten Verwaltung, der EU-Mitgliedschaft, dem dichten Netz an Doppelbesteuerungsabkommen und der liberalen Unternehmensstruktur gilt die Insel als einer der attraktivsten Wirtschafts- und Finanzstandorte Europas.
Gleichzeitig steht Zypern unter wachsendem Druck seitens der Europäischen Kommission und der OECD, steuerliche Rahmenbedingungen stärker an internationale Standards anzupassen und Steuertransparenz zu fördern.
Die neue Steuerreform soll daher ein Gleichgewicht schaffen zwischen internationaler Konformität und nationaler Standortattraktivität.
„Wir wollen ein Steuersystem, das fair, modern und europäisch ist – aber auch wettbewerbsfähig bleibt,“ betonte Keravnos wiederholt.
Soziale Balance und wirtschaftliche Stabilität im Fokus
Ein zentraler Punkt der Reform ist die soziale Fairness.
Die Regierung will sicherstellen, dass niedrigere Einkommen entlastet werden, während große Vermögen und internationale Konzerne einen fairen Beitrag leisten.
Dies spiegelt sich auch in den sozialpolitischen Begleitmaßnahmen wider, die parallel zur Steuerreform erarbeitet werden – darunter gezielte Unterstützungen für Familien, Rentner und Alleinerziehende sowie steuerliche Anreize für Unternehmen, die in Weiterbildung und Beschäftigung investieren.
Reaktionen aus Wirtschaft und Gesellschaft
In der zyprischen Öffentlichkeit stößt die Reform auf überwiegend positive Resonanz.
Unternehmen loben die Planungssicherheit und die digitale Modernisierung, während Gewerkschaften die sozialpolitische Dimension hervorheben.
Wirtschaftsanalysten sehen in der Reform einen wichtigen Impuls für Investitionen, da sie Rechtssicherheit schafft und Zypern in einem zunehmend regulierten EU-Umfeld flexibel und attraktiv positioniert.
Fazit: Zypern modernisiert seine Steuerlandschaft
Die Steuerreform 2025 markiert einen Wendepunkt in der Finanzpolitik Zyperns.
Mit dem baldigen Abschluss der Gesetzesvorlage und der geplanten Verabschiedung im Parlament steht das Land vor einer umfassenden Modernisierung seines Steuerwesens.
Das Ziel: ein gerechtes, digitales und zukunftssicheres Steuersystem, das gleichermaßen Bürger entlastet, Unternehmen stärkt und internationale Investoren anzieht.
Wie die Cyprus News Agency (CNA) abschließend berichtet, bleibt die Philosophie der Reform unverändert:
„Zypern schafft ein Steuersystem, das Fairness, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit vereint – für eine stabile und prosperierende Zukunft.“
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)