Am 15. und 16. September 2025 findet in Nikosia die 18. Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten der Parlamente der kleinen Staaten Europas statt. Gastgeberin ist die Präsidentin des zyprischen Parlaments, Annita Demetriou, die ihre Amtskolleginnen und Amtskollegen aus Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, Montenegro und Monaco sowie Delegationen aus Malta und San Marino auf Zypern willkommen heißt.
Die Konferenz bietet eine einzigartige Plattform für die Parlamente kleiner Staaten, ihre Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Herausforderungen zu erörtern und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen in diesem Jahr drei zentrale Themen: Bürgernähe und Demokratie, Künstliche Intelligenz (KI) und die Rolle kleiner Staaten in einer von Instabilität geprägten Weltordnung.
1. Bedeutung der Konferenz
Die Konferenz der kleinen Staaten Europas hat sich seit ihrer Gründung zu einem festen Bestandteil des interparlamentarischen Dialogs entwickelt. Kleine Staaten – ob Fürstentümer, Inselstaaten oder junge Demokratien – teilen ähnliche Strukturen, aber auch vergleichbare Herausforderungen:
begrenzte Ressourcen,
hohe Abhängigkeit von internationalen Entwicklungen,
Notwendigkeit, ihre Stimme auf der globalen Bühne zu behaupten.
Zypern, selbst ein kleiner Staat mit besonderen geopolitischen Herausforderungen, ist daher ein idealer Gastgeber für die diesjährige Tagung.
2. Teilnehmerländer und Institutionen
An der Konferenz nehmen hochrangige Vertreter folgender Staaten teil:
Andorra
Liechtenstein
Luxemburg
Montenegro
Monaco
Malta (vertreten durch den Vizepräsidenten des Parlaments)
San Marino (mit Repräsentanten der Ko-Präsidenten des Parlaments)
Die Vielfalt dieser Länder – von Finanzzentren wie Luxemburg bis zu Tourismusnationen wie Monaco – bringt unterschiedliche Perspektiven, aber auch viele Gemeinsamkeiten in Fragen der Demokratie, Digitalisierung und internationalen Zusammenarbeit.
3. Themen der Konferenz
a) Bürgernähe und Demokratie
Unter dem Titel „Partizipative Demokratie: Parlamente näher zu den Bürgern bringen“ geht es um die Frage, wie Parlamente Vertrauen zurückgewinnen und Bürgerinnen und Bürger stärker einbinden können.
Digitale Beteiligung: Nutzung von Online-Plattformen für direkte Demokratie.
Transparenzinitiativen: Veröffentlichung von Gesetzgebungsprozessen.
Dialogformate: Bürgerforen, Jugendparlamente und direkte Befragungen.
Für kleine Staaten ist dieser Aspekt besonders wichtig, da überschaubare Bevölkerungsgrößen mehr Raum für direkte Kommunikation zwischen Politik und Bürgern eröffnen.
b) Künstliche Intelligenz und Parlamente
Der zweite Themenblock trägt den Titel „Künstliche Intelligenz: Herausforderungen, Chancen und Best Practices für die Parlamente kleiner Staaten“.
Diskutiert werden:
Chancen: Effizienzsteigerung bei der Gesetzgebungsarbeit, Automatisierung von Verwaltungsprozessen, KI-gestützte Bürgerdienste.
Risiken: Datenschutz, algorithmische Verzerrungen, Gefahr von Manipulation.
Best Practices: Ansätze anderer Parlamente, ethische Rahmenwerke, EU-Richtlinien zur KI.
Hier kommen auch Experten aus Wissenschaft und Praxis zu Wort, die konkrete Modelle für den Einsatz von KI im politischen Betrieb vorstellen.
c) Kleine Staaten in Zeiten globaler Instabilität
Der dritte Themenblock lautet „Kleine Staaten in turbulenten Zeiten globaler Instabilität“.
Kleine Staaten sind besonders anfällig für:
Geopolitische Spannungen (z. B. im östlichen Mittelmeerraum oder auf dem Balkan).
Wirtschaftliche Krisen (Inflation, Abhängigkeit von globalen Märkten).
Klimawandel (steigende Meeresspiegel, extreme Wetterereignisse).
Diskutiert wird, wie kleine Staaten ihre Handlungsfähigkeit sichern, Allianzen bilden und in multilateralen Organisationen – von der EU bis zur UNO – eine stärkere Stimme entwickeln können.
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Mehr Informationen4. Keynote-Speaker und Fachbeiträge
Neben den Parlamentspräsidenten selbst treten hochrangige Gäste als Keynote-Speaker auf:
Außenminister Constantinos Kombos wird über die außenpolitischen Herausforderungen und die Rolle Zyperns in Europa sprechen.
Stellvertretender Minister für Forschung, Innovation und Digitalpolitik, Nicodemos Damianou, thematisiert die digitale Transformation und den Einsatz von KI.
Hinzu kommen internationale Experten, die wissenschaftliche und praxisnahe Impulse geben.
Diese Mischung aus Politik und Fachwissen soll sicherstellen, dass die Konferenz konkrete Handlungsempfehlungen hervorbringt.
5. Rahmenprogramm und politische Symbolik
Neben den Fachsitzungen sieht das Programm vor, dass die Delegationen vom Präsidenten der Republik Zypern offiziell empfangen werden. Dieser Akt unterstreicht die Bedeutung der Konferenz für die internationale Positionierung Zyperns und hebt die Rolle des Landes als Brückenbauer zwischen kleinen Staaten und der EU hervor.
Am Ende der Konferenz wird eine Gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der die wichtigsten Positionen und Prioritäten der beteiligten Staaten festgehalten werden. Eine gemeinsame Pressekonferenz soll die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren.
6. Bedeutung für Zypern
Für Zypern hat die Konferenz mehrere Dimensionen:
Stärkung der internationalen Sichtbarkeit: Als Gastgeber demonstriert das Land seine Rolle als aktiver Akteur im europäischen Kontext.
Geopolitische Signalwirkung: Gerade angesichts der ungelösten Zypernfrage zeigt sich, dass die Republik Zypern als verlässlicher Partner wahrgenommen wird.
Inhaltliche Impulse: Die Diskussionen über KI, Demokratie und Instabilität liefern konkrete Ansätze für die eigene Reformagenda.
7. Ausblick
Die 18. Konferenz in Nikosia fügt sich in eine Serie kontinuierlicher Treffen ein, die das Ziel haben, kleine Staaten Europas enger zu vernetzen. Angesichts der dynamischen Entwicklungen – von der Digitalisierung bis zur globalen Sicherheitspolitik – gewinnt dieser Austausch weiter an Bedeutung.
Die erwartete Gemeinsame Erklärung wird ein wichtiges Signal dafür sein, wie kleine Staaten ihre Stimme in Europa und weltweit bündeln wollen.
Fazit
Die 18. Konferenz der Parlamentspräsidenten der kleinen Staaten Europas in Nikosia ist weit mehr als ein diplomatisches Ritual. Sie bietet eine Plattform, um Antworten auf zentrale Fragen der Zeit zu entwickeln:
Wie können Parlamente wieder näher an die Bürger rücken?
Wie lassen sich die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzen, ohne Risiken zu vernachlässigen?
Und wie behaupten sich kleine Staaten in einer zunehmend instabilen Weltordnung?
Für Zypern bedeutet die Ausrichtung der Konferenz eine Stärkung seiner internationalen Rolle und die Möglichkeit, wichtige Impulse in den europäischen Diskurs einzubringen.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)