Rückgangs der Asylanträge um 42 % im Vergleich zu 2023

Rückgangs der Asylanträge um 42 % im Vergleich zu 2023

1: Einleitung – Zypern als Hotspot der europäischen Migrationsbewegungen

Zypern, die östlichste Mitgliedsnation der Europäischen Union, bleibt auch 2024 im Zentrum der europäischen Migrations- und Asylpolitik. Trotz eines beachtlichen Rückgangs der Asylanträge um 42 % im Vergleich zu 2023, verzeichnete Zypern die höchste Anzahl an Asylanträgen pro Kopf in der gesamten EU.

Konkret wurden im Jahr 2024 6.750 Asylanträge gestellt – bei einer Gesamtbevölkerung von knapp unter einer Million entspricht das 7,23 Anträgen je 1.000 Einwohner. Damit liegt die Insel weit über dem EU-Durchschnitt. Zum Vergleich: 2023 waren es noch 11.660 Anträge, 2022 gar 21.590.

Wie die Cyprus News Agency (CNA) unter Berufung auf den aktuellen „Asylum and Migration Overview 2024“ des European Migration Network (EMN) berichtet, markiert das Jahr 2024 einen tiefgreifenden Wandel in der zyprischen Migrationsverwaltung – nicht nur organisatorisch, sondern auch strukturell und strategisch.


2: Rückgang bei Asylanträgen – Ursache und Wirkung

Die 42-prozentige Reduktion der Asylanträge ist beachtlich – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Zypern 2022 noch EU-weit zu den Ländern mit den höchsten absoluten Zahlen gehörte.
Laut CNA liegt dieser Rückgang nicht allein an sinkenden Migrationsströmen, sondern ist vielmehr Resultat gezielter Reformen:

  • Restrukturierung der Asylverwaltung durch die Gründung eines neuen stellvertretenden Ministeriums für Migration und internationalen Schutz,

  • Optimierung der Rückführungsverfahren,

  • Verstärkte Grenzkontrollen mit EU-Kooperationen,

  • Verbesserung der Aufnahmezentren mit digitaler Verwaltung,

  • und die Einführung neuer Antischleusungseinheiten.

Auch andere EU-Mitglieder wie Rumänien, Estland oder Österreich verzeichneten starke Rückgänge bei den Anträgen – allerdings war Zyperns Rückgang besonders deutlich in Relation zur Bevölkerungsgröße.


3: Institutionelle Reformen und neue Verwaltungsstrukturen

Ein zentrales Ereignis 2024 war die Übertragung der Zuständigkeit für Asyl- und Migrationsfragen von der Abteilung für Zivilregistrierung im Innenministerium auf das neue stellvertretende Ministerium für Migration und internationalen Schutz.

Diese Umstrukturierung wurde laut CNA auch genutzt, um bessere Koordination bei der Bekämpfung von Menschenhandel zu ermöglichen. So wurden

  • Schulungsprogramme für Polizei- und Grenzbeamte durchgeführt,

  • ein neuer Leitfaden für Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel veröffentlicht,

  • und spezielle Einheiten zur Erfassung und Analyse von Schmugglernetzwerken eingerichtet.

Diese Maßnahmen stellen einen bedeutenden Schritt zur Professionalisierung des Umgangs mit Migration dar – mit stärkerem Fokus auf Prävention, Schutz und Effizienz.


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4: Fortschritte beim Schengen-Beitritt und internationale Zusammenarbeit

2024 war auch ein Jahr der Annäherung an den Schengenraum. Zypern hat laut EMN und CNA:

  • seine erste Schengen-Evaluierung abgeschlossen,

  • Konsularpersonal aufgestockt,

  • Rückführungsverfahren verbessert,

  • einheitliche Grenzkontrollen gemäß Schengen-Borders-Code eingeführt,

  • und Repräsentationsabkommen mit anderen EU-Staaten initiiert.

Zudem wurde gemeinsam mit Griechenland ein KI-gestütztes System zur Grenzüberwachung aufgebaut – kofinanziert von der EU.

Auch die Kooperation mit Frontex wurde massiv ausgebaut. Zypern beteiligte sich an 16 gemeinsamen Rückführungsaktionen und wirkte bei der Entwicklung alternativer Modelle zur Abschiebehaft mit.


5: Aufnahme, Integration und neue Wege im Umgang mit Migranten

Besonders bemerkenswert ist der Wandel im Umgang mit unbegleiteten Minderjährigen und Schutzsuchenden, die volljährig werden.
2024 wurden laut CNA:

  • berufliche Integrationsmaßnahmen,

  • Sprachkurse,

  • und soziale Unterstützungsleistungen eingeführt, die den Übergang ins Erwachsenenleben erleichtern sollen.

Zusätzlich wurde ein Prepaid-Kartensystem entwickelt, um Migranten Zugang zu Zahlungen zu ermöglichen – ein Schritt, der bürokratische Hürden beim Eröffnen von Bankkonten umgeht.

Ein weiterer Meilenstein war das Kooperationsabkommen zwischen dem Asyldienst und der staatlichen Gesundheitsorganisation OKYPY, das Asylbewerbern Zugang zu kostenloser medizinischer Versorgung gewährt.


Fazit – Ein Jahr der Neuausrichtung mit europäischer Signalwirkung

Zypern hat im Jahr 2024 tiefgreifende Veränderungen im Bereich Migration und Asyl vollzogen. Trotz – oder gerade wegen – seiner exponierten Lage im südöstlichen Mittelmeer zeigt die Republik, wie ein EU-Mitgliedstaat seine Asylpolitik konsequent, menschenrechtskonform und effizient umgestalten kann.

Die Zahlen sprechen für sich: Weniger Anträge, bessere Strukturen, mehr Rückführungen, stärkere Integration – und das bei konstant hohem Drittstaatenanteil von 13,8 % an der Gesamtbevölkerung.

Laut EMN ist 2024 ein Meilenstein – nicht nur für Zypern, sondern für ganz Europa. Und Zypern beweist, dass es nicht nur ein Empfangsland ist, sondern auch ein Modell für europäische Migrationssteuerung im 21. Jahrhundert sein kann.


Quelle:Cyprus News Agency (CNA)

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