Zyperns Handelsbilanz 2025: Außenhandelsdefizit steigt auf 5,15 Milliarden Euro – Exporte wachsen deutlich, aber Importe bleiben dominierend

Zyperns Handelsbilanz 2025: Außenhandelsdefizit steigt auf 5,15 Milliarden Euro – Exporte wachsen deutlich, aber Importe bleiben dominierend

Zyperns Außenhandel im Wandel

Zyperns Wirtschaft verzeichnet in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 eine dynamische, aber unausgeglichene Entwicklung im Außenhandel.
Nach den neuesten Daten der Statistischen Behörde der Republik Zypern (CYSTAT) belief sich das Handelsdefizit im Zeitraum Januar bis August 2025 auf 5,155 Milliarden Euro, verglichen mit 4,155 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Diese Entwicklung spiegelt eine kräftige Zunahme der Importe wider, während die Exporte zwar steigen, aber nicht im gleichen Tempo wachsen.
Der Anstieg der Einfuhren ist vor allem auf die höhere Nachfrage nach Investitionsgütern, Energie und Schiffen zurückzuführen – ein Hinweis auf wirtschaftliche Expansion, aber auch auf anhaltende Importabhängigkeit der Inselrepublik.


Im Detail: Importe steigen um 14,2 Prozent

In den ersten acht Monaten des Jahres 2025 beliefen sich die Gesamteinfuhren von Waren auf 8,884,6 Millionen Euro, gegenüber 7,781,7 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2024 – ein Anstieg um 14,2 %.

Aufschlüsselung nach Herkunft:

  • Einfuhren aus EU-Mitgliedstaaten: 590,3 Mio. € (August 2025)
    – nahezu stabil im Vergleich zu 585,6 Mio. € im August 2024.

  • Einfuhr aus Drittländern: 507,9 Mio. €
    – deutlich höher als die 396,2 Mio. € im Vorjahresmonat (+28,2 %).

Damit zeigt sich ein Trend: Während die Handelsbeziehungen innerhalb der EU auf konstant hohem Niveau bleiben, nimmt der Import aus Nicht-EU-Staaten kräftig zu – insbesondere aus Asien, dem Nahen Osten und den USA.

Ein wichtiger Faktor ist dabei die Übertragung wirtschaftlichen Eigentums von Schiffen, ein typischer Vorgang in der maritimen Wirtschaft Zyperns. Im August 2025 betrug deren Wert 34,4 Mio. €, gegenüber lediglich 2,4 Mio. € im Vorjahresmonat.


Exporte legen um 2,8 Prozent zu – starkes Wachstum im Sommer

Zyperns Gesamtausfuhren beliefen sich in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 auf 3,729,2 Mio. €, was einem moderaten Anstieg von 2,8 % gegenüber den 3,626,9 Mio. € des Vorjahreszeitraums entspricht.

Der deutliche Sprung kam vor allem im Juli und August 2025, als zyprische Unternehmen – insbesondere aus den Bereichen Industrie, Schiffbau und Landwirtschaft – signifikante Exportsteigerungen erzielten.

Im August 2025 allein betrugen die Exporte 531,3 Mio. €, ein Plus von 82,7 % gegenüber 290,8 Mio. € im August 2024.

Exporte im Detail:

  • Ausfuhren in EU-Mitgliedstaaten: 74,4 Mio. € (August 2025)
    – nahezu stabil gegenüber 73,7 Mio. € im Vorjahresmonat.

  • Ausfuhren in Drittländer: 456,9 Mio. €
    – mehr als doppelt so viel wie 217,1 Mio. € im August 2024.

Auch hier spielte die Übertragung von Schiffsrechten eine Rolle, die 41,4 Mio. € des Exportvolumens ausmachten (August 2024: 11 Mio. €).

Diese Zahlen belegen die wachsende Bedeutung des maritimen Sektors für die zyprische Handelsbilanz. Zypern bleibt ein zentraler Knotenpunkt für internationale Schiffsregistrierungen und maritime Dienstleistungen.


Juli 2025: Starke Industrie- und Landwirtschaftsexporte

Besonders beeindruckend fiel die Entwicklung im Juli 2025 aus, wie die CNA berichtet.
Die Gesamtexporte von heimischen Produkten (einschließlich Vorräten für Schiffe und Flugzeuge) erreichten 384,1 Mio. €, ein Anstieg von 76,7 % gegenüber 217,4 Mio. € im Juli 2024.

Darunter:

  • Industrielle Produkte (ohne Vorräte für Schiffe & Flugzeuge):
    373,8 Mio. € (Juli 2025) vs. 208,6 Mio. € (Juli 2024) → +79,2 %

  • Landwirtschaftliche Produkte:
    8,6 Mio. € (Juli 2025) vs. 7,7 Mio. € (Juli 2024) → +11,7 %

  • Re-Exporte (ausländische Waren, inklusive Vorräte):
    180,9 Mio. € (Juli 2025) vs. 111,8 Mio. € (Juli 2024) → +61,8 %

Diese Zahlen belegen, dass Zypern seine Produktionsbasis schrittweise diversifiziert und neben Dienstleistungen auch industrielle und landwirtschaftliche Exportkapazitäten stärkt – ein wichtiger Schritt zur Reduzierung struktureller Abhängigkeiten.

Struktur der Importe: Konsumgüter, Energie und Technologie dominieren

Ein Großteil der zyprischen Einfuhren entfällt weiterhin auf:

  • Konsumgüter (insbesondere Fahrzeuge, Elektronik und Textilien),

  • Energieimporte (Rohöl, Erdgas, Raffinerieprodukte),

  • Investitionsgüter (Maschinen, Medizintechnik, Schiffe).

Die steigenden Werte deuten darauf hin, dass Investitionen in Infrastruktur, Tourismus und Energieversorgung weiter zunehmen. Gleichzeitig spiegelt der Anstieg der Energieimporte die anhaltend hohe Abhängigkeit Zyperns von fossilen Brennstoffen wider – trotz wachsender Investitionen in Photovoltaik und erneuerbare Energien.


Handelsbilanz: Defizit als strukturelle Herausforderung

Das Handelsdefizit von 5,155 Milliarden Euro zwischen Januar und August 2025 bedeutet eine Verschlechterung um rund 24 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Während der Exportsektor solide wächst, können die stark steigenden Importe diesen Zuwachs nicht kompensieren.
Dies unterstreicht eine zentrale wirtschaftliche Schwachstelle: die anhaltende Importdominanz bei Energie, Rohstoffen und Konsumgütern.

Zyperns Regierung arbeitet daher an einer Exportstrategie 2030, die den Anteil zyprischer Industrieprodukte am Exportvolumen erhöhen soll – insbesondere in den Bereichen:

  • Pharmazeutik,

  • Lebensmittelverarbeitung,

  • Technologiedienstleistungen,

  • Erneuerbare Energien.


Europa und Drittländer: Handelsschwerpunkte im Wandel

Zyperns Außenhandel zeigt zunehmend globale Diversifizierung.

Während der Warenverkehr mit der Europäischen Union konstant bleibt, wachsen die Handelsbeziehungen mit Nicht-EU-Staaten überdurchschnittlich.
Besonders dynamisch entwickeln sich:

  • Naher Osten (VAE, Israel, Saudi-Arabien),

  • Asien (China, Indien, Südkorea),

  • Afrika (Ägypten, Kenia).

Diese Regionen profitieren von Freihandelsabkommen, Hafenkooperationen und bilateralen Investitionsabkommen, die Zypern als Brückenstaat zwischen Europa, Afrika und Asien positionieren.


Zyperns maritimer Faktor: Schiffsregistrierungen als Exportstatistik

Ein besonderer Aspekt des zyprischen Außenhandels ist die Bedeutung des Schifffahrtssektors.
Der Transfer von Eigentumsrechten an Schiffen wird in den Handelsstatistiken als Export oder Import gewertet – ein Effekt, der regelmäßig für starke Schwankungen sorgt.

Im August 2025 entfielen allein 34,4 Mio. € der Importe und 41,4 Mio. € der Exporte auf Schiffsübertragungen.

Zypern gilt mit seiner Schiffsregisterflotte von über 2.200 Schiffen und seiner günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen als einer der wichtigsten maritimen Standorte Europas.

Diese Transaktionen spiegeln die internationale Rolle Zyperns als Finanzierungs- und Logistikzentrum der globalen Schifffahrtsindustrie wider.


Analyse: Außenhandel als Spiegel der Wirtschaftslage

Das Handelsdefizit ist für Zypern nicht ausschließlich negativ zu bewerten.
Ein Teil des Importwachstums steht im Zusammenhang mit steigenden Investitionen, die mittelfristig Wertschöpfung und Exportfähigkeit erhöhen können.

Zudem zeigen die Exportdaten, dass zyprische Unternehmen – trotz der inseltypischen Herausforderungen – international konkurrenzfähig sind.

Analysten sehen die Entwicklung als Hinweis auf eine aktive, wachsende Binnenwirtschaft mit intensivem Außenhandel, die gleichzeitig auf den Tourismus- und Dienstleistungssektor angewiesen bleibt.

„Ein strukturelles Handelsdefizit ist in kleinen offenen Volkswirtschaften wie Zypern normal,“ erklärt ein Ökonom der Universität Nikosia.
„Entscheidend ist, dass die Importüberschüsse durch produktive Investitionen gedeckt werden.“


Fazit: Starker Außenhandel mit moderater Schieflage

Zypern präsentiert sich 2025 als dynamischer, offener Handelsstaat, der zunehmend global agiert, jedoch weiterhin mit strukturellen Ungleichgewichten zu kämpfen hat.

Das wachsende Exportvolumen – insbesondere im industriellen und maritimen Bereich – zeigt die Wettbewerbsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der zyprischen Wirtschaft.
Gleichzeitig verdeutlicht das anhaltende Defizit den Bedarf an langfristiger Diversifizierung, insbesondere in Produktion, Energieversorgung und Agrarwirtschaft.

Wie die Cyprus News Agency (CNA) zusammenfasst:

„Zypern verzeichnet 2025 ein robustes Wachstum des Außenhandels, das jedoch von steigenden Importkosten begleitet wird. Die Herausforderung bleibt, das Gleichgewicht zwischen Konsum, Produktion und Exportkraft zu festigen.“

Quelle: Cyprus News Agency (CNA)

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