Am Samstagabend betonte Zyperns Präsident Nikos Christodoulides die Entschlossenheit seiner Regierung, „das ländliche Zypern durch gezielte politische Maßnahmen zu fördern und ihm den Platz zu geben, den es verdient.“ Anlass war die feierliche Einweihung des neuen Kulturzentrums sowie des Hauses der Vermissten in Kyperounta, einem der bedeutendsten Dörfer der Troodos-Region im Bezirk Limassol.
In Anwesenheit des ehemaligen Präsidenten Nicos Anastasiades hob Christodoulides die strategische Bedeutung solcher Investitionen für die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Belebung der Bergdörfer hervor.
Revitalisierung mit Substanz: Über 8 Millionen Euro für Kyperounta
Das neue Kulturgebäude, das mit 1,6 Millionen Euro errichtet wurde, ist Teil eines umfassenden Entwicklungsplans zur Wiederbelebung des historischen Kerns von Kyperounta. Das Projekt, das unter der vorherigen Regierung initiiert wurde, umfasst ein Investitionsvolumen von über 8 Millionen Euro und wird über den staatlichen Entwicklungsfonds finanziert – mit einer jährlichen Zuweisung von 500.000 Euro bis zur vollständigen Fertigstellung.
Die nächste Bauphase sieht unter anderem ein Volkskunst- und Naturkundemuseum sowie Gästehäuser vor. Für den Anschluss an das Straßennetz zum zentralen Dorfplatz wurde Ende 2024 ein zusätzlicher Betrag von 450.000 Euro bereitgestellt.
Präsidentschaft 2026: Ein europäischer Gipfel in Kyperounta?
Präsident Christodoulides kündigte an, dass Kypriounta bei der EU-Ratspräsidentschaft Zyperns 2026 eine symbolische Rolle übernehmen könnte. Nach Rücksprache mit dem Vizeminister für Europäische Angelegenheiten werde bereits geprüft, welche hochrangige Sitzung im neuen Kulturzentrum stattfinden könnte.
„Es wäre ein starkes Zeichen, die ländliche Identität Zyperns in das Herz des europäischen Entscheidungsprozesses zu rücken“, so Christodoulides.
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Mehr InformationenHaus der Vermissten – ein Denkmal des Erinnerns und der Wahrheit
Unmittelbar nach der Eröffnung des Kulturzentrums folgte die feierliche Einweihung des „Hauses der Vermissten“ – ein Projekt, das auf die Initiative von Androulla Aristodemou zurückgeht. Sie widmete es dem jahrzehntelangen Engagement der Mütter der Vermissten.
Zypern bleibt bis heute von den Folgen der türkischen Invasion 1974 geprägt, bei der 37% des Inselstaates besetzt wurden. Tausende Menschen gelten seitdem als vermisst – ein tiefes Trauma, das bis heute nicht abgeschlossen ist.
Die Arbeit des Komitees für Vermisste Personen (CMP), das 1981 unter der Schirmherrschaft der UN ins Leben gerufen wurde, ist bis heute von zentraler Bedeutung für die Aufarbeitung der Vergangenheit.
Zahlen, die nicht nur Statistik sind: Der lange Weg der Identifikation
Bis zum 28. Februar 2025 veröffentlichte das CMP folgende Daten:
Gesamtzahl vermisster Personen: 2.002
Davon exhumiert: 1.704
Davon identifiziert: 1.052
Griechisch-zypriotische Vermisste: 1.510
Identifiziert: 756
Noch vermisst: 754
Türkisch-zypriotische Vermisste: 492
Identifiziert: 296
Noch vermisst: 196
Das Haus der Vermissten in Kyperounta soll nicht nur ein Ort der Erinnerung sein, sondern auch ein Zentrum für Aufklärung, Forschung und interkommunale Begegnung.
Schlussfolgerung: Ländlicher Raum als Ort der Versöhnung und Zukunft
Mit der gleichzeitigen Einweihung eines modernen Kulturzentrums und eines Erinnerungsortes sendet die Regierung unter Präsident Christodoulides ein klares politisches Signal: Die ländlichen Regionen sind nicht nur Orte der Vergangenheit, sondern Pfeiler der zypriotischen Identität – und potenzielle Plattformen für europäische Zukunftsdialoge.
Mit Investitionen in Bildung, Geschichte, Infrastruktur und Erinnerungskultur wird Kyperounta beispielhaft zu einem Ort, an dem Heimat, Europa und Aufarbeitung ineinandergreifen.
📌 Quelle: Cyprus News Agency – CNA/SK/MCH/EPH/2025