Die künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich in rasantem Tempo und gewinnt immer mehr Einfluss auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – von wirtschaftlichen Prozessen über Kommunikation bis hin zu militärischen Anwendungen. Dass KI nicht nur Chancen, sondern auch erhebliche Risiken birgt, verdeutlichte eine inoffizielle Sitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen im sogenannten „Arria-Format“, die von Griechenland koordiniert und von Frankreich und der Republik Korea mitorganisiert wurde.
In diesem Rahmen äußerte die stellvertretende Ständige Vertreterin der Republik Zypern bei den Vereinten Nationen, Gabriella Michaelidou, dass Zypern bestrebt sei, KI „zum Wohle der Allgemeinheit, für wirtschaftliches Wachstum und Innovation“ zu nutzen. Zugleich unterstrich sie, dass die Entwicklung von KI „ethisch, inklusiv und transparent“ erfolgen müsse, im Einklang mit europäischen und internationalen Standards.
Hintergrund: Das Arria-Format und die Rolle des Sicherheitsrats
Was ist das Arria-Format?
Das „Arria-Formel-Treffen“ ermöglicht Mitgliedern des Sicherheitsrats, inoffizielle Zusammenkünfte zu organisieren, die weniger formal sind als reguläre Sitzungen. Dabei können auch Expertinnen und Experten, zivilgesellschaftliche Vertreter oder Akademiker zu Wort kommen, um politische Themen und Krisen von globaler Tragweite zu diskutieren.Thema: „Sichere, inklusive und vertrauenswürdige KI für die Aufrechterhaltung von internationalem Frieden und Sicherheit“
Relevanz: KI wird zunehmend als Werkzeug in der militärischen Aufklärung, in Waffensystemen oder in staatlichen Überwachungstechnologien eingesetzt. Das wirft Fragen nach ethischen und rechtlichen Grenzen auf.
Ziel: Ein besseres Verständnis schaffen, wie KI-risiken gehandhabt werden können, um politische Stabilität und demokratische Strukturen nicht zu gefährden.
Zentrale Rolle der UN und des Sicherheitsrats
Laut Michaelidou sollte der Sicherheitsrat eine aktive Rolle spielen, um Regelwerke voranzutreiben, die „böswillige Handlungen“ – wie die Entwicklung autonomer Waffen, Cyberkriegsführung oder Desinformationskampagnen – erschweren oder verhindern.
Zyprische Perspektive: Für „Verantwortungsvolle, ethische und inklusive“ KI
Ansatz der Republik Zypern
Michaelidou betonte, dass Zypern seine KI-Strategie so ausrichtet, dass sie dem „öffentlichen Wohl“ dient. Dies impliziert:Transparente Prozesse bei der Entwicklung von KI
Sicherstellen, dass algorithmische Verzerrungen auf ein Minimum reduziert sind
Schutz von Minderheiten und Verwundbaren vor möglichen negativen Folgen der Technologie.
Herausforderungen und Ansätze
Internationale Normen und Regularien: Notwendigkeit, „Grundsätze, internationale Normen und Vorschriften“ für aufkommende Technologien wie KI und autonome Waffensysteme festzulegen.
Transparenz und Inklusivität: Um Fehlgebrauch zu vermeiden, sind klare Kontrollinstanzen und Kontrollmechanismen nötig. Die Gefahr, dass KI für Überwachungszwecke oder zur Unterdrückung eingesetzt wird, ist real.
RIAEM-Prozess (REAIM): Die Kommissarin unterstrich, dass „REAIM“ eine Plattform darstellt, um internationale ethische Standards zu prägen und das Vertrauen in KI-gestützte Systeme zu stärken.
Zusammenarbeit mit dem Privatsektor
Da ein erheblicher Teil der KI-Entwicklung in privatwirtschaftlichen Unternehmen stattfindet, setzt Zypern auf den Dialog zwischen Regierung, Technologieunternehmen und Zivilgesellschaft, um gemeinsam Standards zu definieren und Missbrauch zu verhindern.
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Mehr InformationenSicherheitsrelevante Aspekte: Algorithmen, Cyberangriffe und Desinformation
Algorithmische Verzerrungen (Bias)
In der KI-Forschung ist bekannt, dass Algorithmen Vorurteile abbilden können, wenn die Trainingsdaten unvollständig oder verzerrt sind. Das birgt das Risiko, dass ethnische, religiöse oder andere Minderheiten benachteiligt werden. Ein starker Fokus auf Gerechtigkeit und Antidiskriminierung ist daher unverzichtbar.Cyberangriffe und militärische KI
Michaelidou wies darauf hin, dass KI-gestützte Technologien die Angriffs- und Verteidigungsfähigkeit von Staaten beeinflussen können. Autonome Waffensysteme, Drohnen oder gehackte Datennetze können die internationale Sicherheit gefährden. Daher fordern Länder wie Zypern, dass das Völkerrecht auch auf diese neuen Technologien angewandt wird.Desinformation und Hassrede
Mit KI lassen sich Deepfakes, automatisierte Kampagnen oder gezielte Propaganda in sozialen Medien durchführen. Um politische Stabilität und Informationsintegrität zu sichern, ist eine enge Abstimmung zwischen Regierungen, Online-Plattformen und internationalen Institutionen nötig.
Bedeutung für den Klimaschutz, Innovation und künftige Zusammenarbeit
Grüne KI
Zypern unterstützt KI-Lösungen, die in Bereichen wie Energieeffizienz und Ressourcenschonung ansetzen. Unter anderem wurde die „Coalition for Sustainable Artificial Intelligence“ erwähnt, die sich für KI-Anwendungen einsetzt, die CO₂-Emissionen reduzieren.Chancen für Wirtschaft und Start-ups
Abseits der Sicherheitsdimension bietet KI enormes Potenzial für Innovation, Wirtschaftswachstum und eine effizientere Verwaltung. Zypern positioniert sich als Land, das diese Technologien fördern möchte – stets unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze.Rolle der UNO und internationale Abstimmung
Michaelidou appelierte an die Zusammenarbeit zwischen UNO, Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft, um Extremismus, Hassrede und Fake News einzudämmen. Nur ein globaler Konsens und verbindliche Standards können gewährleisten, dass KI auf nachhaltige Weise eingesetzt wird.
Fazit
Die Stellungnahme Zyperns im Rahmen des UN-Sicherheitsrats-Arria-Formats verdeutlicht, wie dringlich das Bedürfnis nach verbindlichen Leitlinien für KI ist. Anstatt sich auf rein wirtschaftliche Aspekte zu beschränken, betont Zypern die ethische, inklusive und transparente Anwendung von Künstlicher Intelligenz – zumal nur so langfristig Vertrauen geschaffen werden kann. Die Forderung nach dem Schutz von Minderheiten und einer klaren Verantwortlichkeit bei autonomen Waffensystemen spiegelt die Sorge vor Eskalationsszenarien wider, in denen KI zur Destabilisierung statt zur Friedenssicherung beiträgt.
Zypern versteht sich dabei als Brückenbauer: Mit seiner EU-Mitgliedschaft einerseits und regionalen Vernetzungen andererseits sieht sich das Land in der Verantwortung, proaktiv an internationalen Standards, Gesetzen und Praktiken mitzuwirken, damit die neuen Technologien nicht zum Treiber von Konflikten, sondern zur Förderung internationaler Sicherheit werden.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)