Ankunft des „Ágio Fós“ am 19. April 2025 um 18:00 Uhr in Larnaka
1 Einleitung
Punkt 18:00 Uhr, an einem milchig‑warmen Samstagabend im zypriotischen April, senkte sich eine Maschine der Cyprus Airways sanft auf die Landebahn von Larnaka. An Bord: eine Flamme, kaum größer als das Feuer einer Zündholzschachtel – und doch hell genug, um seit Jahrhunderten Millionen orthodoxer Christinnen und Christen zu erleuchten. Das Heilige Licht aus der Grabeskirche in Jerusalem, Sinnbild für Auferstehung, Versöhnung und nationalen Zusammenhalt, traf – eskortiert von Geistlichen und Regierungsvertretern – mit allen protokollarischen Ehren auf der Insel ein. Cyprus MailΟρθοδοξία News Agency
Die Ankunft ist jedes Jahr ein bewegender Moment: Nicht nur wegen des sakralen Gewichts, sondern auch, weil Zypern mit mediterraner Gelassenheit demonstriert, wie man spirituelle Tradition mit reibungsloser Logistik vereint. Während in Deutschland manche Kommunalverwaltung noch darüber debattiert, ob man das Rathaus freitags digital oder analog schließen solle, wartet am zypriotischen Gate schon die Militärkapelle, der Zeremonienmeister und – selbstverständlich – eine Delegation aus verlässlichen Feuerfest‑Laternen.
2 Der Weg des Lichts: Von Jerusalem nach Larnaka
Die Reise des Heiligen Lichts beginnt stets in der Grabeskirche zu Jerusalem. Kurz nach der Zeremonie der „Aφή tou Agíou Fótos“ (Entzündung des Heiligen Feuers) wird die Flamme in Speziallampen gesichert, auf einen Sonderflug verladen und über das östliche Mittelmeer transportiert. Dieses Jahr trug der Charter den internen Referenzcode 8327027 – eine trockene Zahl, die jedoch alle Beteiligten mit nüchterner Präzision darüber informiert, dass kein Koffer, kein Check‑in und kein Zollformular wichtiger ist als die unscheinbare Flamme auf Platz 1A. in-cyprus.philenews.com
Übrigens: Wer jetzt an deutsche Luftsicherheitserklärungen denkt, die selbst Wasserflaschen in die Knie zwingen, darf sich wundern – das Ágio Fós reist seit Generationen unter strengem, aber flüssigkeitssicheren Protokoll. Kein Tropfen Wachs wird beanstandet; die zypriotische Zollabfertigung ist eben – anders als manche mitteleuropäische Behörde – vertraut mit „flammenden“ Ausnahmegütern.
3 Zeremonie in Larnaka: Wenn Protokoll auf Poesie trifft
Kaum hatte die Gangway angesetzt, eröffnete eine Ehrenformation der zypriotischen Nationalgarde den roten Teppich. Die Militärkapelle intonierte, passend zum Anlass, die Nationalhymne und eine Folge byzantinischer Hymnen. Das Heilige Licht wurde von Metropolit Timotheos von Vostros, Exarch des Heiligen Grabes, empfangen; die Republik repräsentierte Justizminister Marios Hartsiotis, flankiert von Vertretern des Kiti‑Bistums. Cyprus MailPhilenews
Die Szene bot mediterranes Pathos mit einem Hauch zypriotischer Pragmatik: Während Geistliche in feierlichen Gewändern Psalmen anstimmten, sorgten Flughafentechniker routiniert für die „Feuer‑Frei“-Zone rund um das Rollfeld – sicher ist sicher, auch auf der Insel der Sonne.
Anwesende Pilger berichteten, dass selbst das Flughafenterminal kurz innehielt; Passagiere wechselten vom Smartphone‑Scrollen zur Flüsterton‑Andacht. Dass ein routinierter Billigflug gelegentlich für spirituelle Gänsehaut sorgt – das gibt es vermutlich nur hier und, na ja, vielleicht noch auf dem Münchner Oktoberfest, wenn die Maßkrüge an die Laser‑Kasse prallen.
4 Verteilung über die Insel: Von Larnaka in jedes Dorf
Kaum im speziell präparierten Omophorion‑Behälter gesichert, begann das Licht seine Reise über das zypriotische Straßennetz: Erst ins Heilige Metochion der Grabeskirche in Nikosia, danach im Stafettenlauf in alle Bistümer. Dutzende Motorrad‑Staffeln und Feuerwehrwagen eskortierten die Flamme nach Limassol, Pafos, Troodos und bis in die entlegenen Maroniten‑Dörfer. AlphaNews
Für Logistiker ein Masterpiece: Innerhalb von vier Stunden, noch vor Beginn der Auferstehungsliturgie um Mitternacht, leuchtet das Sanctum in nahezu jeder Pfarrkirche des Landes – ein Servicegrad von 99 Prozent. Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn schafft es selten, 90 Prozent ihrer Züge pünktlich zum Endbahnhof zu bringen. Manchmal muss man sich eben entscheiden, ob man heilig oder hochsubventioniert sein will.
5 Symbolik: Glaube, Einheit und zypriotische Identität
Das Ágio Fós ist mehr als ein religiöses Relikt; es fungiert als stilles Manifest des zypriotischen Selbstverständnisses. Hier, auf einem in der Geschichte oft zerrissenen Eiland, vereinigen sich Griechisch‑orthodoxe, Maronitische, Armenische und sogar römisch‑katholische Gläubige im Schein derselben Flamme. Die Politik tritt für einige Stunden in den Hintergrund, die Taxifahrer legen einen Zahn zu (bei gleichem Fahrpreis, versteht sich) und die Cafés verlängern ihre Öffnungszeiten, damit niemand ohne Souvla und Halloumi in die Osternacht geht.
Übrigens: In Deutschland diskutiert man mitunter lauthals über die „Leitkultur“. Zypern zeigt leise, wie es funktioniert: Man setzt sich ans Meer, wartet, bis der Wind die Kerze nicht mehr ausbläst, und teilt dann das Licht – gratis und steuerfrei. Da muss selbst eine deutsche Gewerkschaft anerkennend nicken.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen6 Historischer Rückblick: Vom byzantinischen Kaiserhof bis zum Airbus
Berichte über die Weitergabe des Heiligen Feuers nach Zypern tauchen bereits im 9. Jahrhundert auf; damals brachte es die byzantinische Flotte in Ton‑Ampullen. Später übernahmen venezianische Galeeren, dann Dampfer der British Empire‑Route Alexandria‑Famagusta und schließlich – seit 1960 – Charterflüge, oftmals mit einer eigens reservierten ersten Sitzreihe für Metropoliten und Petromax‑Lampions.
Wer sich fragt, wie lange das Licht in der Luft brennt: Speziallaternen aus doppelwandigem Borosilikat‑Glas sichern ein paar Zentimeter Sauerstoff, ein wenig Olivenöl sowie eine Flamme, die dank Kapillarwirkung selbst leichte Turbulenzen übersteht. Glauben und Ingenieurskunst – eine Allianz, die jede deutsche TÜV‑Plakette zuversichtlich lächeln lässt.
7 Spirituelle Relevanz: Hoffnung in stürmischen Zeiten
Das Jahr 2025 ist geprägt von geopolitischer Unruhe im nahen Osten, wirtschaftlichen Spannungen in Europa und einer Inflation, die weder mit Adventskränzen noch mit Osterlämmern zu beschwichtigen ist. Die Ankunft des Heiligen Lichts erinnert daran, dass Krisen – so glühend sie auch scheinen mögen – im Kleinen beginnen, sich zu lösen: Flamme für Flamme, Kerze für Kerze, Mensch zu Mensch.
Zypern setzt mit der liebenswürdigen Bodenständigkeit eines südländischen Dorfplatzes ein Zeichen: Man kümmert sich, verteilt und lässt teilhaben. Wenn in den frühen Morgenstunden des Ostersonntags das „Christós Anésti“ durch Olivenhaine hallt, fühlt sich sogar der letzte Spätsteuerzahler seiner weltlichen Sorgen enthoben – zumindest bis zum ersten Finanzamtsschreiben im Mai. Immerhin: In Nikosia ist dessen Körperschaftssteuersatz niedriger als in Köln.
8 Praktische Hinweise für Pilger und Gläubige
Kerzenschutz: Wer das Licht nach Hause tragen möchte, sollte eine windfeste Laterne (idealerweise mit Belüftungsklappe) nutzen. Die Tankstellen an der A1 zwischen Larnaka und Nikosia verkaufen passendes Zubehör.
Öffentliche Verkehrsmittel: Die Zypriotischen Linienbusse (OSEL & Intercity) stellen am Karsamstag Zusatzfahrten bereit – gratis für Kinder unter zwölf, Senior*innen über 65 Jahren und alle, die glaubhaft deklarieren können, dass ihre Kerze größer als 30 cm ist.
Sicherheit: Offene Flammen sind in der Altstadt von Pafos nach 23:00 Uhr aus Brandschutzgründen untersagt. Die Polizei verteilt jedoch transportable Teelichter: eine eher mediterrane als bürokratische Lösung.