Mit der Verabschiedung der „Kopenhagener Erklärung“ zur Bekämpfung der illegalen Migration haben 17 europäische Staaten, darunter auch Zypern, ein deutliches Signal an die internationale Gemeinschaft gesendet: Europa will seine Migrationspolitik weiter koordinieren, effektiver gestalten und entschlossener gegen Menschenschmuggel, Schleusernetzwerke und unkontrollierte Migrationsbewegungen vorgehen.
Die Erklärung wurde im Rahmen des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen angenommen. Unter den Unterzeichnerstaaten befinden sich nicht nur EU-Mitglieder wie Deutschland, Frankreich, Italien oder Griechenland, sondern auch das Vereinigte Königreich und weitere Partnerländer.
Wie der stellvertretende Minister für Migration und internationalen Schutz der Republik Zypern, Dr. Nicholas Ioannides, gegenüber der Cyprus News Agency (CNA) erklärte, sei die Erklärung eine „Bekräftigung der Ziele, die die EU bereits seit Jahren aktiv verfolgt“ – und zugleich ein Dokument, das „die Prioritäten Zyperns im Migrationsmanagement“ widerspiegele.
Zypern als Vorreiter: Nationale Politik im Einklang mit europäischen Zielen
Zypern zählt seit Jahren zu den Staaten, die an vorderster Front mit den Herausforderungen irregulärer Migration konfrontiert sind. Aufgrund seiner geografischen Lage im östlichen Mittelmeer ist die Insel ein Eintrittspunkt in die Europäische Union, insbesondere für Migranten aus Syrien, dem Libanon und Sub-Sahara-Afrika.
Dr. Ioannides betonte gegenüber CNA, dass Zypern bereits „an mehreren der in der Erklärung festgelegten Maßnahmen aktiv arbeite“ und „deutliche Fortschritte bei der Reduzierung der Migrantenströme“ erzielt habe. Besonders hob er hervor:
Rückführungen auf Rekordniveau: Zypern habe im Jahr 2025 bislang über 9.000 Rückführungen durchgeführt – ein Vielfaches der Zahlen früherer Jahre.
Deutlicher Rückgang irregulärer Ankünfte: Zwischen Januar und August 2025 wurden 1.606 illegale Einreisen registriert, während es im Vergleichszeitraum 2022 noch über 9.300 waren.
Effiziente Asylverfahren: Durch schnellere Bearbeitung von Anträgen – teils in beschleunigten Verfahren – wurde die Zahl der offenen Fälle drastisch gesenkt.
Damit setzt die Regierung in Nikosia bereits viele der Punkte um, die nun in der Kopenhagener Erklärung auf gesamteuropäischer Ebene festgeschrieben wurden.
Inhalt und Ziele der Kopenhagener Erklärung
Die in Dänemark verabschiedete Erklärung, unterzeichnet von den Staats- und Regierungschefs von 17 europäischen Ländern, zielt auf eine ganzheitliche, koordinierte und nachhaltige Migrationspolitik ab.
1. Gemeinsamer Kampf gegen Menschenschmuggel und Schleusernetzwerke
Die Unterzeichnerstaaten einigten sich auf die Stärkung der operativen Zusammenarbeit bei der Zerschlagung internationaler Schleusernetzwerke. Dazu gehören:
Koordinierte Polizeieinsätze an zentralen Transit- und Grenzpunkten.
Finanzielle Sanktionen und Strafverfolgung gegen Organisatoren und Unterstützer illegaler Migration.
Der Ausbau gemeinsamer Ermittlungsgruppen auf EU-Ebene.
Ziel ist es, die kriminellen Strukturen, die von der Notlage Migranten profitieren, nachhaltig zu schwächen und den Menschenhandel zu unterbinden.
2. Reform der Asyl- und Rückführungssysteme
Ein weiterer zentraler Punkt betrifft die Effizienz der Asylverfahren und die konsequente Rückführung von Personen ohne Schutzstatus. Die Erklärung fordert:
Harmonisierung der Asylstandards innerhalb der EU.
Beschleunigte Verfahren für offensichtlich unbegründete Anträge.
Ausbau bilateraler Rückführungsabkommen mit Herkunfts- und Transitländern.
Diese Maßnahmen sollen das Vertrauen der Bürger in die Handlungsfähigkeit Europas stärken und gleichzeitig legale und sichere Wege für Schutzbedürftige offenhalten.
3. Zusammenarbeit mit Drittstaaten
Die Erklärung betont auch die Bedeutung von Partnerschaften mit Herkunfts- und Transitstaaten. Dabei sollen wirtschaftliche Anreize, Entwicklungshilfe und Investitionen in lokale Arbeitsmärkte dazu beitragen, die Ursachen der Migration – Armut, Instabilität und Perspektivlosigkeit – zu bekämpfen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen4. Innovative Ansätze und Pilotprojekte
Ergänzend planen die Unterzeichner, neue rechtliche Rahmenbedingungen und Pilotprogramme zu schaffen, um irreguläre Migration zu verringern und gleichzeitig kontrollierte legale Migrationspfade zu ermöglichen. Dazu gehören:
Digitale Systeme zur biometrischen Erfassung.
Erprobung neuer Verfahren zur Grenzüberwachung.
Austausch bewährter Praktiken in der Integration.
Zyperns Rolle als Brückenstaat im Mittelmeerraum
Zypern sieht sich als aktiver Gestalter der europäischen Migrationspolitik im östlichen Mittelmeer. Schon in den letzten Jahren hat die Regierung mehrfach betont, dass Migrationssteuerung nicht allein Aufgabe der Grenzstaaten, sondern eine europäische Gemeinschaftsverantwortung sei.
Das Land setzt dabei auf eine Kombination aus humanitärer Verantwortung und konsequenter Rechtsdurchsetzung. So wurde etwa das Aufnahmezentrum Pournaras deutlich entlastet: Während dort 2022 noch fast 1.900 Menschen untergebracht waren, sank die Zahl 2025 auf rund 260 – dank effizienter Bearbeitung und Rückführungen.
Zypern zählt laut Angaben des stellvertretenden Ministeriums außerdem zu den führenden Ländern bei freiwilligen Umsiedlungen (Relocations), mit mehr als 3.000 freiwilligen Transfers im laufenden Jahr – ein Spitzenwert unter den Mittelmeer-Anrainerstaaten.
Europäische Perspektive: Migration als Prüfstein der Solidarität
Die Kopenhagener Erklärung zeigt, dass Europa gewillt ist, Migration nicht länger als nationale Herausforderung, sondern als gesamteuropäische Aufgabe zu verstehen.
In einem geopolitischen Umfeld, das durch Kriege, wirtschaftliche Krisen und den Klimawandel geprägt ist, wächst der Druck auf die Außengrenzen der EU. Besonders der Mittelmeerraum ist dabei ein Brennpunkt.
Zypern, Italien, Griechenland und Malta tragen die Hauptlast der Ankünfte – oft bei begrenzten Ressourcen. Mit der gemeinsamen Erklärung bekennt sich Europa nun zu einer geteilten Verantwortung und einem koordinierten Vorgehen.
Dr. Ioannides brachte es gegenüber CNA auf den Punkt:
„Diese Themen sind nicht neu – aber sie sind zentral. Zypern setzt sie bereits um und wird sie weiterhin mit Nachdruck verfolgen. Die Erklärung von Kopenhagen stärkt unsere Position und zeigt, dass Europa an einem Strang zieht.“
Analyse: Zwischen Kontrolle und Humanität
Die Umsetzung der Kopenhagener Erklärung wird zeigen, ob die Balance zwischen Sicherheit, Humanität und Solidarität gelingt.
Kritiker warnen vor einer zunehmenden Externalisierung europäischer Grenzpolitik, also der Verlagerung von Verantwortung auf Drittstaaten. Befürworter hingegen sehen darin den einzigen Weg, um illegale Migration zu reduzieren und gleichzeitig legale Wege zu schaffen.
Zypern hat in den letzten Jahren Erfahrungen gesammelt, die für die gesamte EU relevant sind:
Der Ausbau schneller, digitaler Asylverfahren.
Kooperation mit Herkunftsländern wie Ägypten und Libanon.
Prävention durch Aufklärungskampagnen in afrikanischen und nahöstlichen Staaten.
Diese Ansätze könnten als Modell für eine kohärente europäische Migrationsstrategie dienen.
Fazit: Europa im Gleichschritt – Zypern als aktiver Partner
Die Kopenhagener Erklärung markiert einen weiteren Schritt hin zu einer gemeinsamen europäischen Migrationspolitik, die auf Kontrolle, Kooperation und Fairness basiert.
Zypern steht dabei nicht am Rand, sondern im Zentrum der Debatte. Die Insel hat in den letzten Jahren bewiesen, dass konsequentes Handeln, internationale Kooperation und klare Kommunikation Wirkung zeigen können.
Mit der deutlichen Reduktion der irregulären Ankünfte und dem Abbau von Asylrückständen zeigt die Republik, dass effektive Migrationssteuerung möglich ist – ohne die humanitären Prinzipien Europas zu verletzen.
Europa steht vor der Herausforderung, Migration als dauerhafte Realität und nicht als Ausnahmezustand zu begreifen. Die Erklärung von Kopenhagen, so Dr. Ioannides, sei ein Schritt in diese Richtung – ein Signal, dass Zypern und seine europäischen Partner entschlossen sind, Migration gemeinsam, fair und zukunftsorientiert zu gestalten.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)