Strafvollzug im Wandel: Zyperns Justizministerium treibt umfassende Reformen voran

Strafvollzug im Wandel: Zyperns Justizministerium treibt umfassende Reformen voran

1: Einführung – Der Reformdruck im Strafvollzug

Zyperns Gefängnissystem steht seit Jahren unter Druck. Besonders das Problem der Überbelegung, das zuletzt auch in internationalen Berichten – wie dem aktuellen Jahresbericht des Europarats vom 15. Juli 2025 – thematisiert wurde, stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Justiz und den sozialen Frieden dar.

Das Justizministerium der Republik Zypern hat nun in einer offiziellen Pressemitteilung erklärt, dass es sich der Problematik mit einer umfassenden strategischen Planung angenommen habe. Die Botschaft ist klar: Die Regierung wolle nicht nur kurzfristig Abhilfe schaffen, sondern den Strafvollzug grundlegend modernisieren und humanisieren.

Laut der Cyprus News Agency (CNA) bezieht sich der Europaratsbericht lediglich auf den Zeitraum Januar 2023 bis Januar 2024 und bildet somit nicht die Maßnahmen ab, die seither bereits umgesetzt wurden oder sich in Planung befinden. Dies betonte das Justizministerium ausdrücklich, um ein vollständiges Bild der gegenwärtigen Lage zu ermöglichen.


2: Ausgangslage – Ein überlastetes System

Als die derzeitige Regierung im März 2023 ihr Amt antrat, war die Lage in den Justizvollzugsanstalten des Landes bereits ernst. Die Zahl der Inhaftierten überstieg bei weitem die Kapazitäten der vorhandenen Einrichtungen. Die Folge: Überbelegung, eingeschränkte Resozialisierungsprogramme, gesundheitliche Risiken und steigender Verwaltungsdruck.

Im Juni 2023 beschloss das zyprische Kabinett daher die Entwicklung eines umfassenden strategischen Plans zur Gefängnisreform, der seitdem systematisch umgesetzt wird.

Dieser Plan umfasst sowohl bauliche Erweiterungen als auch konzeptionelle Modernisierungen, mit dem Ziel, das Strafvollzugssystem auf ein modernes und menschenwürdiges Fundament zu stellen.


3: Infrastrukturmaßnahmen – Neue Plätze, neue Perspektiven

Besonders bemerkenswert ist der rasche Ausbau der Gefängniskapazitäten innerhalb eines Jahres:

  • 2024 wurden drei neue Einrichtungen geschaffen und bestehende Gebäude strukturell umgewandelt.

  • Dadurch konnte die Zahl der verfügbaren Haftplätze um 30 % gesteigert werden.

Im Einzelnen wurden folgende Projekte realisiert:

1. Eröffnung eines neuen offenen Gefängnisses (Februar 2024)

Dieses offene Strafvollzugsmodell bietet Platz für bis zu 60 Häftlinge und orientiert sich an Resozialisierung und schrittweiser Reintegration in die Gesellschaft.

2. Inbetriebnahme des neuen Zentrums für Anleitung und außerschulische Beschäftigung (KKEAK) im Juli 2024

Diese Einrichtung stellt 40 Plätze für Inhaftierte bereit, die gezielt auf eine berufliche und soziale Wiedereingliederung vorbereitet werden.

3. Einrichtung eines neuen geschlossenen Trakts im Dezember 2024

Diese Anlage erhöht die Kapazität um weitere 240 Plätze – mit moderner Sicherheits- und Verwaltungstechnologie.

Diese Maßnahmen trugen wesentlich zur sofortigen Entlastung der bestehenden Einrichtungen bei.

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4: Ausblick – Verdopplung der Kapazitäten bis Ende 2025

Doch die Regierung plant weiter. Im Rahmen der zweiten Reformphase wird derzeit ein zusätzlicher geschlossener Gefängnistrakt mit 360 weiteren Haftplätzen errichtet.

Nach dessen Fertigstellung soll laut Justizministerium die Gesamtzahl an Haftplätzen verdoppelt werden im Vergleich zu 2023 – ein Plus von 100 %.

Die Schaffung dieser zusätzlichen Kapazitäten ist jedoch nicht nur eine Reaktion auf Überbelegung. Vielmehr will man die Bedingungen im Strafvollzug verbessern, Personal entlasten und Raum für differenzierte Strafvollzugsformen schaffen.

Auch das Personal der Gefängnisse soll nach Informationen der CNA durch Fortbildung und neue Einstellungen gestärkt werden.


5: Resozialisierung statt Verwahrung – ein Paradigmenwechsel?

Die geplanten Maßnahmen deuten auf einen tiefgreifenden Wandel im zyprischen Strafvollzug hin. Weg von der reinen Verwahrung – hin zu einem System, das auf Respekt, Wiedereingliederung und Prävention setzt.

Zudem soll der Ausbau des offenen Vollzugs und der Beschäftigungsprogramme dazu beitragen, die Rückfallquoten zu senken und den langfristigen gesellschaftlichen Nutzen zu erhöhen.

Ein besonderes Augenmerk gilt dabei:

  • Ausbildungsangeboten für Gefangene

  • Betreuung psychisch belasteter Insassen

  • Kooperationen mit NGOs und gemeinnützigen Einrichtungen

Der politische Wille zur Reform ist vorhanden – jetzt gilt es, die Umsetzung konsequent fortzuführen.


Fazit: Zypern sendet ein klares Signal

Trotz der Kritik internationaler Institutionen und der angespannten Ausgangslage hat die Regierung der Republik Zypern rasch und entschlossen gehandelt, um das Problem der Gefängnisüberbelegung zu bekämpfen.

Die Maßnahmen, die laut Angaben des Justizministeriums in Zusammenarbeit mit dem Kabinett ergriffen wurden, markieren den Beginn eines umfassenden Transformationsprozesses.

Die Verdopplung der Haftplatzkapazität bis Ende 2025, die Ausdifferenzierung des Strafvollzugs und der Fokus auf Resozialisierung machen deutlich: Zypern bewegt sich in Richtung eines modernen und menschenwürdigen Justizsystems.


Quelle: Cyprus News Agency (CNA/MPH/KA/MK/2025).

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