Der IT-Sektor in Zypern verzeichnet in den letzten Jahren ein erhebliches Wachstum und trägt mittlerweile mehr als 10 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes bei. Dies erklärte der Präsident des Verbandes zyprischer Informationstechnikunternehmen (CITEA), Demetris Nissiotis, auf Grundlage aktueller Daten für das Jahr 2023. Demnach beläuft sich der Wert des IT- und Telekommunikationsmarktes im Land im Jahr 2025 auf 856 Millionen Euro – eine Zahl, die laut Nissiotis das steigende Interesse in- und ausländischer Investoren am zyprischen Technologiemarkt belegt.
Die digitale Transformation stellt laut Nissiotis sowohl für Unternehmen als auch für den Staat einen unausweichlichen Pfad dar. Angesichts dessen erregt besonders das Thema Künstliche Intelligenz (KI) große Aufmerksamkeit – sowohl bei der Regierung als auch in der Wirtschaft.
Überblick: Bedeutung und Struktur des IT-Sektors in Zypern
Bedeutung für das BIP
Mit rund 10 % am zyprischen BIP nimmt der IT-Sektor inzwischen eine zentrale Rolle ein. Ein wesentlicher Faktor dafür ist die erfolgreiche Ansiedlung von Hightech-Unternehmen und IT-Dienstleistern, die zum Teil auf Initiativen von Invest Cyprus und durch gezielte staatliche Maßnahmen zurückzuführen ist. Aktuell sind ca. 1.200 IT-Unternehmen in Zypern aktiv, wobei etwa 800 davon neu angesiedelte Betriebe sind.Treiber des Wachstums
Outsourcing-Modelle: Viele Unternehmen nutzen die guten Rahmenbedingungen und Fachkräfte in Zypern, um IT-Services zu erbringen.
Entwicklungen im Bereich Start-ups: Zypern wird zunehmend als technischer Hub wahrgenommen, sodass Gründer sowohl aus Europa als auch anderen Regionen angelockt werden.
Staatliche Förderung: Steuerliche Anreize und Aus- bzw. Weiterbildungsinitiativen begünstigen das Wachstum.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Die Nachfrage nach qualifiziertem IT-Personal steigt stetig. Neben der lokalen Ausbildung an Universitäten wird vermehrt auf Talente aus dem Ausland zurückgegriffen. Mit Blick auf das wachsende Volumen in Forschung und Entwicklung (F&E) könnten in den kommenden Jahren weitere qualitativ hochwertige Arbeitsplätze entstehen.
Digitale Transformation der zyprischen Unternehmen
CITEA führte in den letzten drei Jahren eine umfangreiche Befragung durch, deren Ergebnisse im CITEA-Index zusammengefasst wurden. Dieser Index misst den Reifegrad zyprischer Unternehmen bei der digitalen Transformation.
Aktuelle Kennzahlen
56,8 % der Betriebe haben sich erst in Anfangs- oder Experimentierphasen digitaler Tools begeben.
18,8 % weisen bereits ein gutes Verständnis von IT-Technologien auf.
12,9 % geben an, dass sie aktive Innovationen umsetzen und digitale Prozesse optimieren.
11,5 % sehen sich selbst als Vorreiter und definieren Trends im Bereich digitaler Transformation.
Handlungsfelder
Eine Vielzahl der befragten Unternehmen (rund 89 %) betont, dass sie ihre digitale Präsenz weiter ausbauen müssten. Weitere Kernbereiche sind die Cloud-Infrastruktur (87 % empfinden Handlungsbedarf), die Verwendung von technologiegestützten Management- und Organisationssystemen (83 %) sowie gesteigerte Aktivitäten in Cybersicherheit (82 %) und der Automatisierung bzw. Nutzung von KI (71 %).Sektorübergreifende Betrachtung
Von Produktionsbetrieben über den Dienstleistungssektor bis hin zu Bildungs- und Tourismusunternehmen – die Digitalisierung wirkt sich auf sämtliche Branchen aus. Für die zyprische Wirtschaft spielt es eine zentrale Rolle, möglichst flächendeckend und rasch den digitalen Wandel voranzutreiben, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
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Mehr InformationenHerausforderungen: KI und Cybersicherheit
Angesichts des Digitalisierungsbooms rücken zwei Themen besonders in den Vordergrund:
Künstliche Intelligenz (KI)
Laut Nissiotis haben lediglich 9 % der Unternehmen in Zypern ein sehr hohes KI-Wissen, 22 % ein relativ hohes, 34 % ein mittleres und 31 % ein geringes.
Dies deutet darauf hin, dass zwar Bewusstsein für KI besteht, zugleich aber massiver Schulungsbedarf gegeben ist.
Angesichts der weltweit rasanten KI-Entwicklung erkennt Zypern die Chance, sich als KI-Hotspot zu etablieren – sofern Investitionen in Ausbildung und Forschung intensiviert werden.
Cybersicherheit
Für eine digitale Wirtschaft ist die IT-Security essenziell. Die Statistiken zeigen, dass im Jahr 2023 etwa jeder vierte Betrieb von einem Cyberangriff betroffen war. Zwar sank diese Quote 2024 auf 18 %, dennoch bleibt die Gefahr real und fortlaufend präsent.
Unternehmen äußern den Wunsch, Lösungen für Datensicherheit und Schutz vor Hacks zu implementieren. Insbesondere KMU, die oft nicht über umfassende IT-Ressourcen verfügen, sind anfällig.
Ausblick und Perspektiven
Der IT-Sektor in Zypern hat das Potenzial, sich noch weiter zu entfalten, zumal die politische Unterstützung zunimmt und die Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen steigt. Gleichzeitig bedarf es struktureller, regulativer und bildungspolitischer Maßnahmen, um den Übergang zu einer vollständig digitalisierten Wirtschaft reibungslos zu gestalten:
Bildung und Fachkräftemangel
Zypern könnte in den kommenden Jahren von einem besseren IT-Bildungssystem profitieren, welches im Universitäts- und Fachhochschulbereich ansetzt. Kooperationen mit globalen Tech-Konzernen und Start-ups können den Brain Gain forcieren und fachliche Kompetenzen ins Land holen.Regierung als Enabler
Mit gezielten E-Government-Initiativen, Steuervergünstigungen und Technologie-Clustern (z. B. Tech-Parks) könnte die Regierung attraktive Rahmenbedingungen für IT-Firmen schaffen und bestehende Logistik- und Rechtsinfrastrukturen verbessern.Kultureller Wandel
Die aufstrebende Start-up-Szene Zyperns wird die traditionellen Geschäftsmodelle herausfordern. Ein offener Umgang mit Innovation, Risikokapital und kreativen Lösungen ist notwendig, um die Vorteile des Digitalzeitalters umfassend zu nutzen.Gobal und vernetzt
Da Zypern geostrategisch günstig liegt – als Schnittstelle zwischen Europa, dem Nahen Osten und Afrika – könnte der Inselstaat zu einem Tech-Hub in dieser Region avancieren. Hierfür sind internationale Partnerschaften und ein konsequentes Marketing essenziell.
Fazit
Der zyprische IT-Sektor ist laut CITEA-Präsident Demetris Nissiotis auf dem besten Weg, seinen Anteil am nationalen BIP weiter zu erhöhen und bis 2025 eine Marktkraft von 856 Millionen Euro zu erreichen. Trotz beeindruckender Fortschritte bleibt jedoch Luft nach oben: Ein Großteil der Betriebe befindet sich nach wie vor in den Anfangsstadien der digitalen Transformation, und Herausforderungen wie fehlende Fachkräfte, Sicherheitsbedenken und mangelnde KI-Kompetenz erfordern gezielte Maßnahmen.
Insgesamt zeigen die gegenwärtigen Entwicklungen, dass eine erfolgreiche, digitalisierte Zukunft in Zypern kein Wunschdenken ist, sondern bereits reale Gestalt annimmt – vorausgesetzt, Unternehmen, Staat und Gesellschaft ziehen weiterhin an einem Strang.
Quelle: Cyprus News Agency (CNA)